Die Vermittlung der Lesekompetenz ist seit rund 400 Jahren eine der zentralen Aufgaben der Volksschule. Kein anderer Bereich der Deutschdidaktik bietet heute eine vergleichbare Methodenvielfalt.  

Das Projekt verfolgt das Ziel, die Entwicklung der Leselehrmittel, bis Mitte des 19. Jahrhunderts häufig als "Namenbüchlein" bezeichnet, mit ihren Lehrmethoden in der Deutschschweiz nachzuzeichnen. In einem internationalen Publikationsprojekt (Juska-Bacher 2023) konnte gezeigt werden, dass der älteste Fibeltyp, die sog. "Katechismusfibel", in weiten Teilen Europas vom 16. bis 19. Jahrhundert inhaltlich wie methodisch sehr ähnlich aussah. Ab dem 18. Jahrhundert setzt aber bereits eine Diversifizierung ein und es entstehen Fibeltypen mit neuen pädagogischen Ausrichtungen und Lehrmethoden. Diese Entwicklungen sind bisher fast ausschliesslich auf nationaler oder sogar regionaler Ebene erforscht (z. B. Sroka 2011). Für die Deutschschweiz gibt es bisher nur sehr punktuelle Einblicke aus einzelnen Kantonen. 

Im Projekt vorgesehen ist eine Bestandsaufnahme der (erhaltenen) Deutschschweizer Fibeln sowie die Erstellung von Digitalisaten der historischen Quellentexte. Unter Einbezug der internationalen Forschung sollen verschiedene Fibeltypen herausgearbeitet und die in ihnen verwendeten Leselehrmethoden untersucht werden. Auf diese Weise kann für die Deutschschweiz die Entwicklung der Lehrmethoden von den Anfängen der Fibeln bis in die Gegenwart nachgezeichnet werden.