Schulen müssen LGBTQ+-freundlicher werden

Abwertung und Ausgrenzung aufgrund von sexueller Orientierung und Geschlecht sind im Schulalltag verbreitet. Dies zeigt eine neue Studie, an der auch die PHBern beteiligt ist. Eine weitere Erkenntnis: Lehrpersonen greifen in kritischen Situationen zu selten ein.
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Projekt SOGUS_Kinderhände_Regenbogenfarben

Bild: Hannah Busing

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Schulen sollen ein Lern- und Entwicklungsort für alle sein. Im Projekt "SOGUS – Sexuelle Orientierung, Geschlecht und Schule" haben die Universität Bern sowie die Pädagogischen Hochschulen Zürich und Bern untersucht, wie LGBTQ+-Schüler*innen das Schulklima erleben und welche Erfahrungen sie mit Akzeptanz und Ausgrenzung machen. Auskunft dazu gaben 569 Personen zwischen 14 und 19 Jahren, anonym und online.

Unwohl oder unsicher

Die Ergebnisse lassen aufhorchen. So berichten über 90 Prozent der Befragten von homo- und transfeindlichen Bemerkungen ihrer Mitschüler*innen. Gut die Hälfte sieht sich ausgegrenzt, weil sie lesbisch, schwul, bisexuell, trans, nicht binär oder queer sind. Fast zwei Drittel der trans und nicht binären Schüler*innen erleben verbale Belästigungen. Was Hinweise dafür liefert, warum sich 58 Prozent angesichts ihrer sexuellen Orientierung, ihres Geschlechts und/oder Geschlechtsausdrucks im schulischen Umfeld unwohl oder nicht sicher fühlen.

Man bekommt oft queerfeindliche Kommentare mit. Diese erschweren es, sich selbst zu sein.
Umfrageteilnehmerin  -  15 Jahre, cis weiblich, lesbisch

Ad J. Ott vom Institut für Heilpädagogik der PHBern hat den Forschungsbericht mitverfasst: "Die Zahlen zeigen, dass es Massnahmen braucht, um die Schule für LGBTQ+-Schüler*innen zu einem sicheren Ort des Lernens und Entwickelns zu machen." Ein wichtiger Ansatzpunkt findet sich bei den weiteren Untersuchungsergebnissen: Die Erhebung hat auch zutage gefördert, dass sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Unterricht wenig präsent ist. Zwar war bei 43 Prozent der Befragten zumindest die sexuelle Orientierung ein Thema. Im Sexualkundeunterricht haben jedoch nur 31 Prozent der Befragten Informationen zu trans-Fragen erhalten. Für Ott zudem besonders problematisch: "Wenn negative Bemerkungen gemacht werden, wie jemand sein Geschlecht im äusseren Erscheinungsbild ausdrückt, greifen Lehrpersonen laut 60 Prozent der Umfrageteilnehmenden nie ein."

Fortsetzung folgt

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sollen nun dazu dienen, dass Schüler*innen im Rahmen eines Schulwahlfachs Module rund um die Themen sexuelle und geschlechtliche Vielfalt erarbeiten. Begleitend wird evaluiert, ob die Wahlfächer zur Sensibilisierung und Wissensvermittlung von LGBTQ+-Themen an ihren Schulen beitragen und eine LGBTQ+-freundlichere Schulkultur entstehen kann.

Bildung schafft Chancen – dafür setzen sich die Forschenden der PHBern ein.

Das Institut für Forschung, Entwicklung und Evaluation der PHBern versteht hochwertige Bildung als wichtigste individuelle und gesellschaftliche Ressource. Mit exzellenter Forschung, gezielter Nachwuchsförderung und einem offenen Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen leisten die Forschenden der PHBern einen entscheidenden Beitrag für eine chancengerechte und inklusive Bildung.