Das Institut für Heilpädagogik der PHBern begleitet und unterstützt Volksschulen des Kantons Bern auf ihrem Weg zu einer inklusiven Schule.
Alle drei Jahre werden eine oder zwei Partnerschulen ausgewählt. Und seit 2012 werden mit Schulen, die sich für das Partnerschulprojekt anmelden und ausgewählt werden, Kooperationsverträge geschlossen. Für jede Schule werden in enger Zusammenarbeit zwischen dem Projektteam, der Schulleitung und der Steuergruppe der Bedarf an fachlicher Begleitung auf verschiedenen Ebenen und die Themen der Weiterbildungen der Lehrpersonen laufend festgelegt sowie die Implementierung im Unterricht und die Zusammenarbeit begleitet und reflektiert.
Informationen zur Zusammenarbeit
Die Partnerschulen werden durch das Partnerschulprojekt-Team der PHBern über verschiedene Gefässe in ihrer Schul- und Unterrichtsentwicklung unterstützt. Zum einen gibt es Kursangebote, in welchen Inhalte vermittelt und den Lehrpersonen Möglichkeiten der konkreten Umsetzung aufgezeigt werden.
Dann gibt es Stufen- resp. Zyklusgruppen und/oder Fachgruppen, in welchen Lehrpersonen zu einzelnen Fächern oder Themen zusammenarbeiten, um konkrete Unterrichtsbausteine zu erarbeiten, zu reflektieren oder zu verbessern. Dabei werden sie teilweise vom Partnerschulprojekt-Team der PHBern begleitet.
Über diesen Fach- oder Stufen- resp. Zyklusgruppen stehen die Steuergruppen, die das weitere Vorgehen der Schule mit der Schulleitung in Kooperation mit der Projektleitung entwickeln und organisieren.
Weiter werden Coachings für herausfordernde Situationen mit Schülergruppen, Klassen oder auch in der Zusammenarbeit im Klassenteam angeboten, sei es für die Lehrkräfte (z.B. einer Klasse) oder für die Schulleitenden.
Aktuelles Projekt: Schule Stettlen (2019 bis 2021)
Im Schuljahr 2019/2020 ist ein neues Projekt gestartet. Fit werden bezogen auf herausfordernde Situationen, so lautet der Titel. Der Fokus liegt auf dem Umgang mit herausfordernden Unterrichtssituationen.
Gemeinsam mit der Schule Stettlen werden thematische Bausteine zum Umgang mit herausfordernden Unterrichtssituationen in einem 2-jährigen Schulentwicklungsprozess entwickelt, erprobt und umgesetzt. In diesem Zusammenhang ist eine Website entstanden.
Neben den Kursangeboten wird mit den Lehrpersonen in Zyklusgruppen gearbeitet. Zudem gibt es die Möglichkeit, ein Coaching in Anspruch zu nehmen. In besonders herausfordernden Situationen profitieren die Lehrpersonen von der unmittelbaren Beratung und dem Coaching durch die erfahrenen Dozierenden der PHBern.
Aus den Erfahrungen im Projekt werden Schlüsse gezogen und weitere Angebote am Institut für Heilpädagogik der PHBern entwickelt.
Partnerschule Twann-Tüscherz-Ligerz (2015 bis 2018)
Im Rahmen eines 3-jährigen Projekts von Oktober 2015 bis Oktober 2018 wurde die Schule Twann-Tüscherz-Ligerz (TTL) durch das Projektteam des Instituts für Heilpädagogik beim Ziel unterstützt, einen integrativen zyklusdurchlässigen, zum Teil zyklusübergreifenden Unterricht zu entwickeln und zu erproben. Daraus entstand unter anderem das Schulmodell Twann.
Die Schule Twann-Tüscherz-Ligerz ist auf dem Weg zur "Schule für alle" einen Schritt vorangekommen. Im Interview erzählen Brigitte Gross, Projektleiterin der PHBern, und der Schulleiter der Schule TTL, Michael Rüegger, wie sie vorgegangen sind, welche Früchte das Projekt hervorgebracht hat und wie eine Schulkultur nachhaltig verändert werden kann. Weitere Informationen zum Partnerschulprojekt.
Partnerschule Lorraine (2012 bis 2015)
In der Schule Lorraine (Schulhäuser Lorraine und Steckgut) gehen knapp 200 Kinder und Jugendliche zur Schule. Sie werden von 28 Lehrpersonen unterrichtet. Die Unterstufe umfasst Zweijahrgangsklassen, in der 3.–6. Klasse sind es Jahrgangsklassen und die Sekundarstufe ist nach dem Twannermodell und Ansätzen der Mosaikschulen ohne Unterteilung in Real- und Sekundarniveau und z.T. in altersdurchmischten Lernformen strukturiert.
Ausgehend vom Thema der kooperativen Lernformen in der ersten Weiterbildungsveranstaltung wurden in allen Klassen Elemente kooperativen Lernens erprobt sowie in Stufengruppen reflektiert und weiterentwickelt (vgl. Green & Green 2005; Bochmann & Kirchmann 2006/2008; Brüning & Saum 2009). Diese Auseinandersetzung führte zu grundlegenden Fragen des Lernverständnisses und der konkreten Lernprozessbegleitung, welche stufenspezifisch und stufenübergreifend bearbeitet wurden. Weitere Themen der Weiterbildung waren die Auseinandersetzung mit individuellen Lernzielen, Beurteilungsformen, diagnostischen Verfahren sowie das Integrationsverständnis der Lehrpersonen.
Die Lehrpersonen haben ihre Lernumgebungen bzgl. der Konzepte des altersdurchmischten Lernens (vgl. Achermann 2011) überdacht und weiterentwickelt. Die Lehrpersonen des Kindergartens haben beispielsweise gemeinsam eine Lernumgebung zur mathematischen Förderung der Kindergartenkinder erarbeitet. Weiter sind Lernumgebungen entstanden zur Orientierung im Zahlenraum 0–100 und zum Lesekompetenzaufbau. Die Lehrpersonen entwickelten die Lernumgebungen sowohl an Weiterbildungsveranstaltungen als auch an Arbeitstreffen der Stufengruppen. Diese wurden fachlich durch die Dozierenden des IHP begleitet.
Neben dem Kerngeschäft des Unterrichtens waren Themen der Zusammenarbeit innerhalb der Schule wesentlich. So wurden Auftrag und Funktion der schulischen Heilpädagoginnen und Heilpädagogen im Zusammenspiel mit den Klassen- und Stufenteams reflektiert.
Partnerschule Aarwangen (2012 bis 2015)
In der Schule Aarwangen werden rund 600 Schülerinnen und Schüler von insgesamt 68 Lehrpersonen unterrichtet. Bereits seit mehreren Jahren wird angestrebt, auch Kinder und Jugendliche mit höherem Förderbedarf (Sonderschulbedarf) zu integrieren. In der Primarstufe sind alle Klassen in Zweijahrgangsklassen organisiert. Auf der Sekundarstufe 1 gibt es Mehrjahrgangsklassen im Realniveau und seit August 2013 auch im Sekundarniveau. Das altersdurchmischte Lernen (AdL) ist ein zentrales Thema der Unterrichtsentwicklung im PSP, sowohl der Weiterbildungen als auch der Fachgruppenarbeit.
In kursorischen Inputs wurde das Modell von Achermann (2011) zu AdL und der Leitfaden zum Aufbau von Lernumgebungen im Sinne der Freien Arbeit von Bühler (2012, unveröffentlicht) vermittelt. Mehrere Fachgruppen sind dadurch angeregt worden, entsprechende Lernumgebungen zu gestalten. Als Element der Gemeinschaftsbildung wurden kooperative Lernformen (vgl. Green & Green 2005; Bochmann & Kirchmann 2006/2008; Brüning & Saum 2009) in der Weiterbildung erlebt, stufenspezifisch erarbeitet und einzelne Lernformen im Unterricht erprobt. Weitere Themen der Weiterbildung waren die Auseinandersetzung mit dem Integrationsverständnis sowie mögliche Schulstrukturen für selbst organisiertes Lernen.
Wesentliche Impulse und Lernfelder entstanden für die Lehrpersonen und die Schulleitung durch die Bewältigung von Krisensituationen mit einzelnen Kindern. Zusammen mit einem Coach des PSP-Teams konnten in Zusammenarbeit mit Eltern und Behörden massgeschneiderte Problemlösungen entwickelt und erprobt werden.
Die Fachgruppe der Speziallehrkräfte klärte in einem längeren Coachingprozess Auftrag, Abläufe und Zuständigkeiten.