Das Forschungsprojekt beschäftigt sich mit der Frage, wie sich berufseinsteigende Lehrpersonen in zentralen Anforderungsfeldern des Lehrberufs professionalisieren.
Dabei wird die Einfindung in den Lehrberuf ebenso in den Blick genommen wie die Kompetenzentwicklung.
Ausgangslage: Der Einstieg in den Lehrberuf gilt als Schlüsselphase in der Berufsbiografie von Lehrpersonen. Berufseinsteigerinnen und -einsteiger werden mit den vielfältigen, komplexen und teils in sich widersprüchlichen Anforderungen des Lehrberufs konfrontiert, was ein professionelles Handeln erfordert. Im Orientierungsrahmen der Pädagogischen Hochschule Bern werden Professionalitätsdimensionen anhand von Kompetenzen in zehn für den Lehrberuf relevanten Anforderungsbereichen beschrieben. Vier davon beziehen sich auf den Unterricht: Unterrichtsplanung und -durchführung, Beurteilung und Diagnostik, Beratung und Begleitung sowie Klassenführung. Weitere fünf Bereiche betreffen die Schule: Zusammenarbeit mit der Schulleitung und dem Kollegium, Zusammenarbeit mit den Eltern, mit Fachpersonen und Institutionen, Schul- und Unterrichtsentwicklung sowie Administration und Organisation. Eine weitere zentrale Dimension von Professionalität bezieht sich auf die berufliche und persönliche Weiterentwicklung der Lehrpersonen. Vor diesem Hintergrund fokussiert die Studie die Frage, wie sich berufseinsteigende Lehrpersonen in relevanten Anforderungsbereichen des Lehrberufs professionalisieren.
Theoretische Verortung: Theoretisch verortet sich die Studie in der berufsbiografischen Professionsforschung. Eine solche Perspektive auf Lehrpersonen fokussiert die Entwicklung von Professionalität im Kontext berufsphasenspezifischer Anforderungen. Professionalisierung steht für den berufsbiografischen Prozess, durch den die Lehrpersonen in die Anforderungsstrukturen ihres Berufes hineinfinden und die zu seiner Ausübung notwendigen Kompetenzen erwerben und weiterentwickeln. Leitidee ist jene des reflective practitioner, als einer aktiv handelnden und lernenden Person, die mit den vielfältigen, komplexen und teils in sich widersprüchlichen beruflichen Anforderungen reflexiv umgeht und diese mit den eigenen Ressourcen in Passung bringt. Im Forschungsprojekt werden als personale Ressourcen die Kompetenzeinschätzungen in den zehn Anforderungsbereichen der PHBern, die motivationalen Orientierungen, die Selbstwirksamkeitserwartungen und Persönlichkeitsmerkmale berücksichtigt. Die sozialen Ressourcen beziehen sich auf die Unterstützung durch das professionelle Umfeld (Schule und Hochschule) und durch das private Umfeld (Familie und Freunde).
Untersuchungsanlage: Um die Professionalisierung über die gesamte Berufseinstiegsphase zu erfassen, wurden 269 angehende Lehrpersonen des Studiengangs Vorschul- und Primarstufe der PHBern am Ende des Studiums zu ihren personalen und sozialen Ressourcen befragt. Drei weitere quantitative Befragungen per Fragebogen finden beim Berufseinstieg, am Ende des ersten und am Ende des zweiten Berufsjahres statt. Ergänzt werden diese Fragebogenerhebungen durch teilstrukturierte Interviews zu Beginn des zweiten Berufsjahres. Die Stichprobe für die qualitative Befragung wird durch das Verfahren des selektiven Samplings aus den quantitativen Daten gezogen und setzt sich aus ca. 30 Lehrpersonen zusammen.
Während in der quantitativen Befragung die Kompetenzeinschätzungen der berufseinsteigenden Lehrpersonen in Abhängigkeit ihrer personalen und sozialen Ressourcen im Längsschnitt untersucht werden, widmet sich die qualitative Befragung der Frage, wie berufseinsteigende Lehrpersonen in die Anforderungsstrukturen des Lehrberufs hineinfinden.
Untersuchungsziele: Die Ergebnisse des Forschungsprojekts dienen dem vertieften Verständnis der Professionalisierung von Lehrpersonen in der Berufseinstiegsphase im Kanton Bern und sind somit für die Lehrerinnen- und Lehrerbildung sowie für das Schulfeld von zentraler Bedeutung.
Kooperation: Das Forschungsprojekt wird in Kooperation mit dem Gemeinschaftsprojekt „Studienbegleitender Berufseinstieg“ (SBBE) von Institut Primarstufe und IWD durchgeführt.
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