Das Kooperationsprojekt "Chancen und Herausforderungen von Praxislehrpersonen in der Begleitung von Studierenden im Semesterpraktikum" geht der Frage nach, wie Praxislehrpersonen im Rahmen der Begleitung von Studierenden lernen und wodurch sich solche Lerngelegenheiten auszeichnen. Damit ist das Ziel verbunden neue Erkenntnisse zur Professionalisierung von Praxislehrpersonen zu gewinnen.
Das schulische Umfeld ist einem starken Wandel ausgesetzt, charakterisierbar etwa durch die folgenden Entwicklungen: Gesellschaftliche Megatrends wie Migration und Digitalisierung schlagen sich im Schulalltag nieder; Inklusion als gesellschaftlicher Auftrag verändert die Schule auf allen Ebenen. Durch die Harmonisierung der Lehrpläne in der Deutschschweiz und die Einführung des Lehrplans 21 werden Schule und Unterricht weiterentwickelt. Die Folge ist eine konsequente Kompetenzorientierung, die eine weitere Professionalisierung der Lehrerinnen- und Lehrerbildung fordert. Diese Veränderungen haben auch Auswirkungen auf die schulpraktische Ausbildung, die sich zunehmend als ein von der Hochschule und Schule gemeinsam gestalteter, hybrider Bildungsraum versteht. Was bedeuten diese Weiterentwicklungen für die Gestaltung und Begleitung von Praktika? Welche Herausforderungen haben Praxislehrpersonen heute zu meistern? Zu beiden Fragen gibt es derzeit kaum Forschungserkenntnisse. Unsere Studie, die sich gezielt der Perspektive der Praxislehrpersonen widmet, beschreitet daher Neuland.
In der Pilotstudie werden die Chancen und Herausforderungen von Praxislehrpersonen in der Begleitung von Studierenden im Verlauf eines Semesterpraktikums untersucht. Werden Praktika als ko-konstruktive Settings verstanden, dann sind Lernprozesse auch bei den Praxislehrpersonen zu erwarten. Beispielsweise eröffnen die Interaktion mit den Studierenden und der professionelle Austausch mit dem Kollegium Reflexionsmöglichkeiten und damit Lernchancen. Ebenfalls sind mit dem Mentoring Herausforderungen verbunden, die Impulse für das Lernen der Praxislehrpersonen geben können. Deshalb ist von Relevanz zu fragen, wie Praxislehrpersonen im Rahmen der Begleitung von Studierenden lernen und wodurch sich solche Lernsituationen auszeichnen. Obwohl auch bei anderen Praktika Lernprozesse erwartet werden, ist davon auszugehen, dass das Semesterpraktikum (P3) aufgrund seiner Dauer, Intensität und Kontinuität in der Zusammenarbeit zwischen Lehrpersonen und Studierenden ein besonders günstiges Lernfeld darstellt. Die Evaluation des P3 und die Ratingkonferenzen im Rahmen einer Koordinationssitzung Partnerschulen IS1 dienen als Grundlage.
Vor diesem Hintergrund werden im Projekt, das auf das Semesterpraktikum in der Ausbildung zu Sekundarstufenlehrperson an der PHBern fokussiert, folgende Fragestellungen anhand von qualitativen Methoden bearbeitet:
- Was bedeuten Veränderungen der Schule für die Gestaltung und Begleitung von Praktika?
- Welche Herausforderungen haben Praxislehrpersonen heute zu meistern?
- Welche Lerngelegenheiten bieten sich Praxislehrpersonen, um Herausforderungen in der Begleitung von Studierenden im Semesterpraktikum professionell zu bearbeiten?
- Welche Lernprozesse vollziehen sich im Kontext der Begleitung des Semesterpraktikums aus der Sicht der Praxislehrpersonen?
Um diese Fragestellungen zu beantworten, werden Praxislehrpersonen mündlich befragt. Als Auswahltechnik für die Stichprobengenerierung wird das selektive Sampling eingesetzt. Da Lernprozesse abhängig von der Expertise der Praxislehrpersonen und deren Funktionen im Praktikum sein können, werden drei Gruppen von Praxislehrpersonen (PLP) befragt (N=15): Fünf PLP von Partnerschulen des Instituts für Sekundarstufe I der PHBern (IS1) mit erweitertem Auftrag, fünf PLP von Partnerschulen des IS1 mit Grundauftrag und fünf PLP an einer Praktikumsschule der PHBern.
Als Erhebungsmethode wird das teilstrukturierte Leitfadeninterview verwendet. Der Leitfaden enthält alle relevanten Aspekte der Fragestellungen, damit im Interview sichergestellt werden kann, dass diese auch beantwortet werden. Diese Form der Gesprächsführung zielt darauf ab, die subjektiven Sichtweisen von Praxislehrpersonen möglichst differenziert und standardisiert zu erfassen. Die Auswertung der teilstrukturierten Interviews erfolgt inhaltsanalytisch nach Kuckartz (2018). Dieses Auswertungsverfahren ermöglicht die Chancen und Herausforderungen von Praxislehrpersonen (PLP) im Semesterpraktikum P3 nachzuzeichnen und spezifische Antworten auf die Fragestellungen zu erhalten.
Das Ziel des Pilotprojekts besteht darin, aus der Sicht von Praxislehrpersonen Lernanlässe, -inhalte und -prozesse durch die Begleitung von Praktika zu identifizieren. Die Erkenntnisse sollen einen Beitrag zur Lehrerinnen- und Lehrerprofessionalisierung leisten.
Mehr Informationen zum Forschungsprojekt finden Sie auf der Projektwebseite.