Gian-Anders Lei - Mirror of Society

Bildnerisches Gestalten

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Alkohol wird unter vielen Umständen legitim konsumiert. Mit Freunden, zum Genuss oder um Erfolge zu feiern. Doch hat unsere Gesellschaft möglicherweise eine verzerrte Sichtweise darauf? Mit dem passenden Spiegel kann der Blick geklärt werden und die Wahrheit hinter dem Kreislauf des Verlangens wird enthüllt. Die Anamorphose führt den Blick der Betrachtenden auf eine weitere Ebene.

Alkohol wird in unserer Gesellschaft unter verschiedensten Umständen legitim konsumiert. In der Gemeinschaft, zum Genuss oder um Erfolge zu feiern. Kaum eine Gelegenheit vergeht, ohne dass angestossen wird. Oft werden Anlässe sogar gezielt gesucht, um den Konsum zu rechtfertigen oder gesellschaftlich zu verankern.

Doch ist unsere Sichtweise auf Alkohol nicht längst verzerrt? Ist die kulturelle Akzeptanz tatsächlich gerechtfertigt oder befinden wir uns in einem endlosen Kreislauf des Verlangens, den wir selbst aufrechterhalten, ohne ihn zu hinterfragen?

Mein Bildprojekt geht diesen Fragen visuell und kritisch nach. Es versucht, einen Reflexionsraum zu schaffen, der nicht moralisiert, sondern zur Auseinandersetzung anregt. Im Zentrum steht die Darstellung einer Anamorphose, einer gezielten optischen Verzerrung, die sich erst auflöst, wenn der Betrachtende durch den gesellschaftlichen Spiegel blickt. Erst auf dieser zweiten Ebene, der sogenannten Metaebene, wird das verborgene Bild vollständig sichtbar.

Das Werk greift das mathematische Prinzip der Inversion (Spiegelung am Kreis) auf, bei dem gerade Linien zu Kurven und Kurven zu geraden Linien werden. Diese Umkehrung steht sinnbildlich für die Verdrehung gesellschaftlicher Normen, für das scheinbar Harmlos-Alltägliche, das durch Perspektivwechsel neue Bedeutungen annimmt.

Die drei zentralen Motive Community, Enjoy und Success repräsentieren typische, gesellschaftlich akzeptierte Anlässe für den Konsum von Alkohol. Ihre Spiegelbilder, sichtbar nur durch die Wölbung der Flasche, zeigen eine Waffe, einen Totenkopf und einen Sarg. Diese überzeichneten Symbole verweisen auf verdrängte Risiken und mögliche Konsequenzen, die oft im Glanz des Moments untergehen. Was in diesem Kontext als Mordwerkzeug verstanden werden kann, bleibt bewusst offen.

Die Bildsprache im Stil der Pop-Art verstärkt den Kontrast zwischen Oberflächenreizen und innerem Konflikt, zwischen Schein und Sein, zwischen gesellschaftlicher Verklärung und individueller Verantwortung.

Material und Technik

Leinwände, Acrylfarbe, Papier, Weinflaschen, Spiegelfolie