Bildnerisches Gestalten
Warum konsumieren wir so viel? Warum reicht das Original nicht mehr? Warum brauchen wir ständig neue Trends, neue Gesichter, neue Icons?
Diese Arbeit konfrontiert Renaissance-Porträts mit Elementen der Gegenwart. Klassische Gemälde werden digital fragmentiert, Gesichter durch moderne Prominente kantig und sichtbar ersetzt. Konsumobjekte wie McDonald’s-Becher oder Lippenstifte treten als plastische Elemente physisch aus dem Bild heraus. Die Kombination aus historischen Bildern und heutigen Wegwerfprodukten fragt: Wann wurde Konsum zur Kultur? Was sagt uns das über unser Jetzt? Und wie lange bleibt ein Bild noch ein Bild, wenn es beginnt, uns direkt anzufassen?
Warum konsumieren wir so viel? Warum brauchen wir immer neue Gesichter, neue Produkte, neue Trends? Und was passiert, wenn sich vergangene Ideale mit der Ästhetik von Fast Food, Lippenstift und Fußballschuhen mischen?
Diese Fragen begleiteten mich während meines Projekts. Ausgelöst wurden sie durch ein Erlebnis an der Biennale in Venedig. In unserem Apartment hingen Bilder, die klassische Gemälde mit Konsumobjekten der Gegenwart verbanden. Diese visuelle Irritation faszinierte mich: der Bruch zwischen der Ästhetik der Vergangenheit und der Reizwelt der Gegenwart. Ich begann, mich zu fragen, wie sehr unser Alltag heute vom Konsum durchdrungen ist und wie man das künstlerisch sichtbar machen kann.
So entstand die Idee, klassische Porträts aus der Renaissance mit bekannten Persönlichkeiten der Gegenwart zu kombinieren. Musikerinnen, Schauspieler, Sportler oder Rapper treten an die Stelle historischer Figuren. Die Gesichter wurden in Photoshop ersetzt, kantig und bewusst nicht nahtlos, um den Eingriff sichtbar zu machen und den Kontrast zu betonen.
Doch ich wollte den Konsum nicht nur digital darstellen, sondern auch physisch ins Bild holen. Dafür verwendete ich reale Gegenstände wie McDonald’s Verpackungen, Lippenstifte, DVDs oder Getränkedosen. Besonders zentral ist dabei eine Gipshand, die ich mit Gipsbinden von einer echten Hand abgeformt habe. In jedem Bild hält diese Hand ein Objekt, das für einen Bereich des heutigen Konsums steht. Sie greift gewissermassen aus dem Bild in unsere Realität, als Symbol dafür, wie unmittelbar Konsum heute geworden ist.
Jedes Werk thematisiert ein Konsumthema: Fast Food, Beauty, Markenwelt, Alkohol oder Entertainment Die ausgewählten Prominenten stehen jeweils in Verbindung mit diesen Bereichen. Der Kontrast zwischen der weichen Malerei der Renaissance und den grellen Konsumobjekten erzeugt eine Spannung, die zum Nachdenken einlädt. Während Kunst in der Renaissance Ausdruck von Macht, Glaube oder Bildung war und den idealisierten Menschen ins Zentrum stellte, dominieren heute Marken, Trends und Oberflächen. Dieser Bruch macht sichtbar, wie stark sich Werte und Bildsprache verändert haben.
Dieses Projekt ist eine sowohl kritische als auch spielerische Auseinandersetzung mit der Gegenwart und mit meinem eigenen Blick darauf. Es will Fragen stellen, irritieren, Schönheit zulassen. Was bleibt vom Bild, wenn es beginnt, nach uns zu greifen?