Lehrplan 21

Der Lehrplan 21 wird den Lehrplan 95 gemäss aktueller Planung im Jahr 2017 oder 2018 ablösen.

Lehrpläne sind verbindliche Vorgaben für Lehrpersonen und aus rechtlicher Sicht auf der Ebene einer Direktionsverordnung angesiedelt. Dies bedeutet, dass der Erziehungsdirektor die Kompetenz hat, den Lehrplan 21 in Kraft zu setzen. Im Kanton Bern wird er den Lehrplan 95 gemäss aktueller Planung 2017 oder 2018 ablösen. Dieser Wechsel bringt eine Überprüfung der Inhalte der Studien- und Weiterbildungsangebote mit sich.

Neue Studienpläne integrieren Ausrichtung und Inhalte des Lehrplans 21
Die Neuerungen, welche mit einem neuen Lehrplan verbunden sind, erfordern einen breiteren Diskurs über guten Unterricht und adäquate Beurteilungsformen. Das Institut Vorschulstufe und Primarstufe sowie das Institut Sekundarstufe I haben bei der Überarbeitung ihrer Studienpläne Ausrichtung und Inhalte des Lehrplans 21 umfassend integriert. Im Mittelpunkt steht dabei der kompetenzorientierte Fachunterricht. In allen Studiengängen werden zudem die überfachlichen Kompetenzen und Themen des neuen Lehrplans berücksichtigt. Ein neuer Schwerpunkt wurde im überfachlichen Thema "Bildung für Nachhaltige Entwicklung" gelegt. 

Ab August 2015 werden Weiterbildungen zum Lehrplan 21 angeboten
In der Weiterbildung sind die Formate für die Einführung des Lehrplans definiert worden. Neben fachdidaktischen Aspekten und Anforderungen aus der Unterrichtsentwicklung sollen Erkenntnisse aus der Wirksamkeitsforschung von Weiterbildung berücksichtigt werden. Die Einführung des Lehrplans 21 wurde mit der Erziehungsdirektion abgesprochen; sie erfolgt ab August 2015. Die Dozierenden des Instituts für Weiterbildung haben sich im vergangenen Jahr mit kompetenzorientiertem Fachunterricht auseinandergesetzt, Unterrichtseinheiten erarbeitet, in der Praxis erprobt und kritisch reflektiert. Einen Schwerpunkt bildete dabei die förderorientierte Beurteilung. 

Enge Zusammenarbeit mit der Erziehungsdirektion
Die Zusammenarbeit zwischen der PHBern und der Erziehungsdirektion bei der Planung der Einführung des Lehrplans 21 und bei der Konzeption und Erarbeitung von Beurteilungsinstrumenten verläuft konstruktiv. Erfreulich war zudem der Auftrag der Erziehungsdirektion an das Institut für Forschung, Entwicklung und Evaluation, die Konsultationsantworten zum Lehrplan 21 aus dem Kanton Bern auszuwerten.

Lehrplan 21 am Institut Vorschulstufe und Primarstufe

Der auf das Studienjahr 2013/2014 eingeführte neue Studienplan basiert in allen Studienbereichen auf der Kompetenzorientierung, wie sie gemäss Lehrplan 21 in den Schulen umgesetzt werden soll. Auch die Gliederung der Fächer im fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Studienbereich entspricht bereits dem neuen Fächerkanon. 

Der neue Studienplan führt zu einer Reduktion der Studienschwerpunkte von drei auf zwei. Er betont damit die Gemeinsamkeiten in der Vorschulstufe und Primarstufe noch stärker. Die beiden Schwerpunktsetzungen erlauben eine gewisse Stufenspezialisierung und damit eine Qualitätssteigerung in der Ausbildung. Auch die Anstellbarkeit ist mit diesem Modell erhöht worden.

Fächerübergreifende Themen
Wie im Lehrplan 21 vorgesehen, werden fächerübergreifende Themen im Sinne einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung höher gewichtet. So setzen sich die Studierenden in verschiedenen Modulen, insbesondere im Wahlpflichtbereich, mit Fragen zu Migration und Partizipation, Ökonomie und Ökologie auseinander; ebenso mit der Frage, wie solche Themen im Unterricht stufengerecht angegangen werden können.

Berufspraktische Ausbildung
Mit Blick auf den Lehrplan 21 wurde die berufspraktische Ausbildung noch stärker kompetenzorientiert ausgerichtet. Im ersten Studienjahr stehen die Grundlagen des Unterrichtens und die Berufseignung im Zentrum. Der Fokus im zweiten Studienjahr liegt auf dem fachbezogenen Lernen und Lehren. Durch das neu konzipierte, sechswöchige Langzeitpraktikum im letzten Studienjahr werden die verschiedenen Aspekte der Zusammenarbeit mit sämtlichen Akteurinnen und Akteuren noch stärker in die Grundausbildung integriert. Zudem ist die gesamte Praktikumsdauer um zwei auf insgesamt 18 Wochen erweitert worden. 

Zusammenarbeit mit den Schulen im Kanton
Mit dem Aufbau eines Netzes von Partnerkindergärten und Partnerschulen festigt das Institut Vorschulstufe und Primarstufe die Kooperationen mit dem Berufsfeld. Das Konzept zielt darauf ab, 

  • einen vielfältigen Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen Dozierenden, Praxislehrkräften und Studierenden zu realisieren und die Praxislehrkräfte möglichst umfassend über die Ausbildung zu informieren,
     
  • die Praxislehrkräfte stärker in die Mitgestaltung und Weiterentwicklung der Grundausbildung einzubinden,
     
  • den Praxislehrkräften eine Unterstützung in ihrer Begleitung der Studierenden zu ermöglichen,
     
  • durch eine längere Verweildauer der Studierenden an derselben Schule Einblicke in Schulprozesse zu ermöglichen sowie
     
  • gute Rahmenbedingungen für Kooperationen zu schaffen.

Lehrplan 21 am Institut Sekundarstufe I

Auch am Institut Sekundarstufe I wurden neue Studienpläne entwickelt und auf das Studienjahr 2013/2014 in Kraft gesetzt. Die Ausbildung stellt dabei zwei wesentliche Elemente des Lehrplans 21 ins Zentrum:

Fachbereiche
Die angehenden Lehrpersonen stellen ihr Studienprofil aus Normal- und Integrationsfächern zusammen. Damit erhalten die Studierenden eine breite fachwissenschaftliche und fachdidaktische Ausbildung in bis zu sieben Disziplinen, die sie bestens auf die Arbeit auf der Zielstufe vorbereitet.

Überfachliche Themen
Der Lehrplan 21 sieht die überfachlichen Themen "Berufliche Orientierung", "ICT und Medien" sowie "Bildung für Nachhaltige Entwicklung" als interdisziplinäre Bildungsinhalte vor. Die Ausbildung der Lehrpersonen für die Sekundarstufe I integriert diese Themen einerseits in die regulären Veranstaltungen, schafft andererseits aber auch thematisch ausgerichtete Gefässe. In Wahlveranstaltungen und anhand individueller Vertiefungsmöglichkeiten können sich die Studierenden mit diesen gesellschaftlich bedeutsamen Inhalten befassen. Gleichzeitig erwerben sie die notwendigen Kompetenzen, um die überfachlichen Themen im Unterricht auf der Sekundarstufe I fächerübergreifend zu vermitteln. 

Konkret werden die überfachlichen Themen folgendermassen umgesetzt:

  • Bildung für Nachhaltige Entwicklung umfasst eine breite Themenpalette von Politik über Ressourcen bis zu interkultureller Verständigung. Die Fachbereiche greifen diese Themen in ihren Grundlagenmodulen auf. In Vertiefungsmodulen können Unterthemen von Bildung für Nachhaltige Entwicklung thematisiert werden, und in Praxiseinsätzen besteht die Gelegenheit, entsprechende Unterrichtseinheiten umzusetzen.
     
  • Medienpädagogische und fachliche ICT-Inhalte werden in verschiedenen Ausbildungsmodulen interdisziplinär thematisiert. Dabei werden die aktuellsten Entwicklungen des Lehrplans 21 zum Modul Informatik aufgenommen und in die Ausbildung integriert. Ein Spezialisierungsangebot "Informatik" wird beispielsweise auf das Unterrichten der Informatikinhalte auf der Zielstufe vorbereiten.
     
  • Berufliche Orientierung und entsprechende Beratung und Begleitung der Schülerinnen und Schüler ist eines der zentralen Themen auf der Sekundarstufe I. Die angehenden Lehrerinnen und Lehrer befassen sich im Verlauf ihres Studiums in verschiedenen Modulen damit und behandeln das Thema vertieft im Rahmen eines Mastermoduls. Dabei profitieren sie von der Mitarbeit von amtierenden und erfahrenen Lehrpersonen aus Partnerschulen.

Lehrplan 21 am Institut für Weiterbildung

Die Frage nach den Merkmalen von kompetenzorientiertem Fachunterricht begleitet die Dozierenden seit Beginn der Vorbereitung auf den Lehrplan 21. Ein Hauptmerkmal von kompetenzorientiertem Unterricht ist das Lösen komplexer Aufgaben. Lernende sollen dabei Wissen mit Fähigkeiten und Fertigkeiten verknüpfen und anwenden.

Kompetenzorientierter Unterricht
Da komplexe Aufgaben von Lernenden mit unterschiedlichen Voraussetzungen gelöst werden, entstehen unterschiedlich ausdifferenzierte Lösungen. Die Lehrperson begleitet und unterstützt die Lernprozesse, gibt thematische Inputs, beobachtet die Lernenden und gibt Feedback zum Lernprozess, hilft mit Fragen und Hinweisen und beurteilt die Leistungen. Die Umsetzung der Kompetenzen des Lehrplans 21 mittels komplexer Aufgaben und deren Einbettung in Unterrichtseinheiten bildete einen Schwerpunkt in der Dozierendenschulung.

Beurteilung
Ein zweiter Schwerpunkt betraf die Verknüpfung des kompetenzorientierten Unterrichts mit der Beurteilung. Ohne adäquate Beobachtungs- und Beurteilungsinstrumente ist kompetenzorientierter Unterricht schlecht umsetzbar. In fachbereichsübergreifenden Diskussionen wurden die unterschiedlichen fachspezifischen Herangehensweisen sichtbar. Das Ringen um gemeinsame Begriffe für alle Fächer zeigte die Notwendigkeit neuer Beurteilungsinstrumente auf. Das Projektteam Lehrplan 21 des Instituts für Weiterbildung hat ein Glossar mit Beschreibungen der gängigen Begriffe angefertigt. 

Formate der Weiterbildungsangebote
Dritter Schwerpunkt war das zukünftige Angebotsformat, welches folgende Kriterien berücksichtigt: 

  • Orientierung an den Merkmalen wirksamer Weiterbildung (Verschränkung von Input, Erprobung und Reflexion) 
     
  • regionale oder schulinterne Durchführung 
     
  • Abstützung auf den Controllingprozess der Schulaufsicht, wonach in den Schulen Fachbereichsgruppen eingerichtet werden

Primäre Adressaten sind schulinterne oder schulübergreifende Fachbereichsgruppen. Der Fokus der Weiterbildung liegt auf der Weiterentwicklung des Unterrichts hin zu kompetenzorientiertem Fachunterricht. Die Weiterbildung wird in zwei bis drei Blöcke mit dazwischenliegender Erprobungsphase im Unterricht aufgeteilt.

Konsultation zum Lehrplan 21

Im zweiten Halbjahr 2013 fand in den 21 deutsch- und mehrsprachigen Kantonen die Konsultation zur zweiten Vorlage des Lehrplans 21 statt. Die Konsultation hatte zum Ziel, Rückmeldungen zum vorliegenden Entwurf des Lehrplans einzuholen und den gesellschaftlichen Konsens zur Frage, was Schülerinnen und Schüler in der Volksschule lernen sollen, zu stärken.

Im Auftrag der Erziehungsdirektion des Kantons Bern wertete das Institut für Forschung, Entwicklung und Evaluation der PHBern die Rückmeldungen im Rahmen der Konsultation zum Lehrplan 21 aus und verfasste einen Bericht.