Martin Schäfer, das Jubiläumsjahr der PHBern geht zu Ende. Mit welchen Gefühlen blicken Sie zurück?
Martin Schäfer: Mit Zufriedenheit und Stolz. Das Jubiläum war eine Gelegenheit, innezuhalten und eine Zwischenbilanz zu ziehen. Und dabei festzustellen: Wir haben gemeinsam viel erreicht! Das verleiht mir Energie und motiviert mich für das Neue, die Zukunft.
Was wird Ihnen besonders in Erinnerung bleiben?
Sowohl der Grosse Rat als auch seine Bildungskommission haben das, was die PHBern in diesem Kanton leistet, ausdrücklich gewürdigt. Das ist aber nur möglich, weil unsere über 1'000 Mitarbeitenden ihre Aufgaben so engagiert wahrnehmen, dass man es bis ins Berner Rathaus sieht und hört. Es gab für unsere Hochschule in den letzten 20 Jahren noch nie so viel Wertschätzung aus der Politik wie jetzt – sie ist nicht mehr aus der bernischen Bildungslandschaft wegzudenken. Zudem war das Jubiläum immer wieder ein Thema, was es vielen Leuten ermöglicht hat, auf uns zu reagieren und uns eine Rückmeldung zu geben.
Im Zusammenhang mit 20 Jahren PHBern haben Sie das von-, für- und miteinander Lernen als Konstante betont. Was haben Sie selbst durch das Jubiläum gelernt?
Im September fand die IKAS statt, die Interkantonale Tagung für Schulleiterinnen und Schulleiter der Kantone Bern, Freiburg und Wallis. Ich durfte das Hauptreferat zum Thema zukunftsfähige Schule halten. Eine Schulleiterin im Publikum sagte mir anschliessend, sie habe in meinen Worten ihre Schule wiedererkannt und dadurch ein positives Feedback für ihr eigenes Engagement erhalten. Das hat mir gezeigt, dass der Rückenwind, die Bestätigung für Schulen, die sich zukunftsfähig aufstellen, etwas ganz Wichtiges ist. Das war mir vorher so nicht bewusst. Ich verstehe das als Aufruf auch an die PHBern, die Mutigen für die Zukunft mit Rückenwind zu stärken.
Stichwort Zukunft: Dafür hat die PHBern nun mit der Strategischen Neuausrichtung die Weichen gestellt. Was ist der Kern?
Der gemeinsame Weg aller Akteurinnen und Akteure im Berufsfeld Schule und damit der Austausch und die Vernetzung werden künftig noch wichtiger. Bei unserer neuen Strategischen Ausrichtung für die Jahre 2026 bis 2033 rücken wir drei dazu passende Leitprinzipien in den Vordergrund: Offenheit, Lernorientierung und Gemeinschaftlichkeit. Entlang dieser Prinzipien wollen wir uns weiterentwickeln. Sie sind das Ergebnis eines einjährigen Prozesses, bei dem sich alle Mitarbeitenden der PHBern einbringen konnten.
Warum Prinzipien und nicht strategische Ziele?
Weil Vorhersagen über die Welt in 10 oder 20 Jahren immer schwieriger werden. Aber es ist und bleibt die Aufgabe der PHBern, voran- und vorausgehen. Die drei neuen Leitprinzipien werden sich darauf auswirken, WIE wir als Hochschule handeln – und weniger darauf, WAS wir tun. Mit dem Ziel, die wichtigste Frage für die zukunftsfähige Schule zu beantworten: Wie können wir Lehrpersonen befähigen, Kinder und Jugendliche auf eine Gesellschaft vorzubereiten, die von Diversität, Digitalität und Nachhaltigkeit geprägt ist?
Und wie lautet die Antwort? Oder anders gefragt: Wie setzt die PHBern ihre künftige Strategische Ausrichtung um?
Auf mehreren Ebenen. Einerseits sollen unsere Studierenden an der PH erleben, wie wir uns Lernen und Bildung in einer solchen Gesellschaft vorstellen, im Sinne von Offenheit, Lernorientierung und Gemeinschaftlichkeit. Wir arbeiten daran, diese drei Prinzipien in der Aus- und Weiterbildung noch vermehrt zu verankern. So entstehen für die Studierenden Beispiele, wie Bildung neu und anders funktionieren kann.
Andererseits können sämtliche Mitarbeitende ab Februar 2026 Ideen für Projekte eingeben. Konkrete Projekte bzw. Massnahmen dürften zudem an externen Tagungen mit unseren Partnern im Berufsfeld Schule entstehen. Oder wir laden diese direkt dazu ein, an unseren Denkprozessen mitzuwirken, und unterstützen unsererseits Schulen bei ihrer Weiterentwicklung, was mit zu unseren Hauptaufträgen gehört. Es ist sehr viel möglich!
Parallel dazu ist jede und jeder bei uns an der PHBern dazu aufgerufen, sich im eigenen Arbeitsumfeld zu fragen: Bin ich offen unterwegs, bin ich lernbereit, wie lebe ich Gemeinschaftlichkeit?
Die PHBern konnte zum Geburtstag viele Gratulationen entgegennehmen – und auch Wünsche für ihre Zukunft. Welchen nehmen Sie sich speziell zu Herzen?
In den zahlreichen Botschaften, die uns erreicht haben, erkenne ich nebst der grossen Wertschätzung einen roten Faden: All unsere Anstrengungen haben sich gelohnt, insbesondere auch mutige Entscheide und Fehlversuche. Das möchte ich den Schulen weitergeben: Probiert aus, wagt etwas, denn selbst vermeintliches Scheitern führt zu Erkenntnissen und bringt euch auf dem Weg in die Zukunft weiter. Wir alle im Berufsfeld Schule dürfen nicht stehen bleiben. Wir stehen nämlich nur da, wo wir heute sind, weil wir uns immer bewegt haben.