Endlich da:
Ab sofort ist GRAFOS-2 – Die Screening- und Differentialdiagnostik der Grafomotorik im schulischen Kontext Teil 2 erhältlich.
Jetzt bestellenWeiterentwicklung von GRAFOS-1
Das ursprünglich entwickelte GRAFOS-1 eignet sich besonders gut, um die grafomotorischen Schwierigkeiten von Kindern im Kindergartenalter zu identifizieren. Allerdings zeigte sich bei Schulkindern ein sogenannter "Deckeneffekt", der darauf hinwies, dass das Testverfahren für diese Gruppe zu einfach war.
Deshalb wurde das Instrument im Rahmen des Forschungsprojekts "grafset" (von der PHBern und dem Schweizerischen Nationalfonds unterstützt) zu GRAFOS-2 weiterentwickelt. Es bietet nun anspruchsvollere Aufgaben und eignet sich auch für die Verlaufsdiagnostik.
Inhalte von GRAFOS-2
GRAFOS-2 erfasst wichtige entwicklungspsychologische Aspekte, darunter Fein-, Visuo- und Augenmotorik, Sitzhaltung sowie Zeichenentwicklung.
Das diagnostische Instrument besteht aus drei Komponenten: einem Screening, das mit der ganzen Klasse durchgeführt werden kann, einem Beobachtungsbogen, der den Schulalltag begleitet sowie einer Differentialdiagnostik für Kinder mit besonderem Förderbedarf. Der Test ist spielerisch aufgebaut. Die Kinder machen ihn gerne.
Die wichtigsten Änderungen im Vergleich zu GRAFOS-1 umfassen:
- die Ergänzung eines anspruchsvolleren Screeningbogens für Schulkinder,
- die Anpassung der Beurteilungskriterien sowie
- die Beobachtung zusätzlicher motorischer Mitbewegungen während der Differentialdiagnostik.
Diese Änderungen ermöglichen eine differenzierte Erfassung der individuellen Leistungsunterschiede und fördern eine noch gezieltere Unterstützung von Kindern mit spezifischem Förderbedarf.
Wieso lohnt es sich?
Der scheinbare Mehraufwand zahlt sich aus: Die Zusammenarbeit zwischen Lehrpersonen und Psychomotoriktherapeutinnen und Psychomotoriktherapeuten ermöglicht eine effektivere Unterstützung der Kinder im Schulalltag.
Studien zeigen, dass diese Zusammenarbeit zu einem wertvollen Austausch von Fachwissen führt und die belastende Wirkung dieser Zusammenarbeit nicht grösser ist als bei einer unkoordinierten Vorgehensweise. GRAFOS-2 erleichtert somit nachweislich den Alltag, da Kinder mit Schwierigkeiten frühzeitig und gezielt unterstützt werden können.
Der Zeitaufwand ist überschaubar: "Das Screening benötigt etwa eine halbe Lektion, der Beobachtungsbogen zehn Minuten und die Differentialdiagnostik ein bis zwei Lektionen pro Kind", so Judith Sägesser.
Mit Früherkennung zum Erfolg
Eine frühzeitige Erkennung von Kindern mit grafomotorischen Schwierigkeiten ist für eine gezielte Förderung eine wichtige Voraussetzung. So können die Kinder durch angepasste Unterstützung und enge Zusammenarbeit zwischen Psychomotoriktherapeutinnen oder Psychomotoriktherapeuten und Lehrpersonen besser unterstützt werden.
Dies trägt nicht nur zur Entwicklung der grafomotorischen Fähigkeiten bei, sondern erhält auch die Motivation und das Selbstvertrauen der Kinder beim Erlernen des Schreibens. Denn oft geben sich die Kinder nicht "zu wenig Mühe", sondern ihnen fehlt noch die entsprechende Fähigkeit. Sobald sie diese gezielt üben können, ist der Weg geebnet für eine erfolgreiche Schul- und Berufslaufbahn.
Das Projektteam hinter GRAFOS-2
GRAFOS-2 wurde von Judith Sägesser, Michael Eckhart und Michelle N. Maurer entwickelt. Judith Sägesser bringt als Primarlehrerin und Psychomotoriktherapeutin wertvolle Expertise in die Entwicklung ein. Michael Eckhart, Leiter des Instituts für Heilpädagogik der PHBern, spezialisiert sich auf Themen rund um Inklusion und besondere Förderung. Michelle N. Maurer, Entwicklungspsychologin an der Universität Stavanger (Norwegen), erforscht die Zusammenhänge zwischen motorischen und kognitiven Fähigkeiten bei Kindern.
Die Entwicklung von GRAFOS-2 stellt einen wichtigen Schritt in der Förderung grafomotorischer Kompetenzen dar und bietet Lehrpersonen ein praxisnahes Werkzeug, um die Schreibfähigkeit und damit die schulische Entwicklung von Kindern nachhaltig zu unterstützen.
GRAFOS-2 ist nicht nur in der Schweiz gefragt. Zurzeit wird es in Italien und in Frankreich für das jeweilige Land normiert.