Lernbuffet, Zitronenkuchen und Zuckerguss

Warum es ein Lernbuffet braucht, und was es mit Zitronenkuchen, Zuckerguss und 20 Jahren PHBern auf sich hat? Drei Weggefährten der PHBern berichten über die Zusammenarbeit und beschreiben ihre Vision einer zukunftsfähigen Schule.
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Karin Flückiger, Oliver Rüesch und Manuela Galasso waren bei den PHBern Perspektiven, dem Jahresanlass der Pädagogischen Hochschule, zu Gast. An der Podiumsdiskussion, moderiert von PHBern-Schulratspräsidentin Elisabeth Schenk Jenzer, sprachen sie über das Thema des Abends: "von- und miteinander Lernen". Was sie darunter verstehen, inklusive Zukunftsvision und Geburtstagswünsche, ist hier zusammengefasst.

Karin Flückiger, Schulinspektorin Kreis 16, Seeland

Karin Flückiger

Schulinspektorin Kreis 16, Regionales Schulinspektorat Seeland

"Die Zusammenarbeit mit der PHBern im aktuellen Schulentwicklungsprojekt zum Thema Fachkräftemangel ist einfach genial. Durch die vielen verschiedenen Perspektiven im Projektteam werden spannende und visionäre Ansätze diskutiert. Es ist eine Bereicherung. Und es ziehen alle am gleichen Strick. So fägt’s. Für mich profitieren alle am meisten voneinander, wenn wir in konkreten Projekten zusammen unterwegs sind. Denn die Bereitschaft, voneinander zu lernen, ist gross. 

Ich stelle mir vor, dass Schulen und die PHBern noch stärker zusammenarbeiten können, wenn die Ausbildung noch mehr vor Ort, an den Schulen selbst, stattfinden könnte, und damit dezentraler gestaltet wird. 

In zwanzig Jahren ist die Schule breiter aufgestellt, multidisziplinäre Teams sind ein fester Bestandteil, und die Rolle der Lehrperson hat sich als Lernbegleitung etabliert. Die Kinder gehen nach wie vor gerne zur Schule, die sie auch mitgestalten können. Die Eltern sind eingeladen, sich auf partnerschaftlicher Ebene einzubringen. Wenn die PHBern es schafft, im Austausch mit allen Anspruchsgruppen zu bleiben, kreative Lösungen anzudenken, umzusetzen und mutig voranzugehen, bleibt sie meiner Meinung nach zukunftsfähig. 

Ich wünsche ihr dazu einen Zitronenkuchen mit einer dicken Schicht Zuckerguss. Es braucht nämlich viele verschiedene Zutaten mit unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen, die das Ganze zu einem leckeren Kuchen werden lassen. Der passt meines Erachtens sehr gut zur PHBern."

Oliver Rüesch, Schulleiter

Oliver Rüesch

Schulleiter Oberstufenzentrum Worbboden (Worb), Vorstandsmitglied VSL Bern, Praxislehrperson mit erweitertem Auftrag

"Die PHBern verbindet Theorie und Praxis. Sie vermittelt theoretisches Wissen und ermöglicht den Studierenden, sich mit ihren Erwartungen und Vorstellungen auseinanderzusetzen. Dann kommen die Studierenden in die Klassenzimmer und merken, dass sie das, was sie theoretisch wollen, doch nicht so umsetzen können. Sie müssen Anpassungsleistungen erbringen. Es geht meiner Meinung nach darum, dass man einander immer wieder eicht. Was funktioniert? Was nicht? Wieso? Was braucht es, damit es funktioniert?

Es freut mich immer, wenn Studierende zu uns kommen, wenn sie sich bei uns wohlfühlen und erste Erfahrungen im Lehrpersonenberuf machen. Ich bin ja nicht nur Koordinator, sondern auch Berufseignungspraktikum-Begleitperson und Schulleiter. Die Gespräche mit jungen Menschen, die Lehrer oder Lehrerin werden möchten, sind immer Höhepunkte. Das finde ich auch für mich bereichernd.

Eine Idee für eine stärkere Zusammenarbeit mit den Schulen habe ich auch noch: Was, wenn Masterarbeiten grundsätzlich an eine (Partner-)Schule geknüpft werden und die Schulleitenden einbezogen werden? Das könnte für mehr Nachhaltigkeit und Sinnhaftigkeit sorgen und ein Schulentwicklungsprojekt initiieren. Die Erkenntnisse aus der Masterarbeit fliessen in die Organisation ein und die Schule kann einen praktischen Gewinn daraus ziehen. Das ist doch eine Motivationsspritze für die Studierenden?

Wenn ich an eine zukunftsfähige Schule denke, kommt mir das Wort Lernbuffet in den Sinn. Wenn der Lehrplan 21 wirklich konsequent umgesetzt wird, dann braucht es kein Mittagsmenu für alle, sondern ein reichhaltiges Lernbuffet. Das Kollegium kocht und beim Gang zum Buffet beraten die Lehrpersonen die Kinder und Jugendlichen, was für sie heute sinnvoll sein könnte. Ich wünsche mir, dass die PHBern uns dabei unterstützt und die Studierenden konsequent und kompromisslos darauf vorbereitet. Das bedeutet zum Beispiel, dass nicht mehr einzelne Lektionen vorbereitet werden, sondern ausschliesslich Lernbuffets.

Ich gratuliere der PHBern zum 20. Geburtstag und freue mich, mit ihr zusammenarbeiten zu können. Sie spielt eine enorm wichtige Rolle für die Schule der Zukunft. Ich wünsche ihr viel Unterstützung und Wohlwollen durch die Lehrpersonen, Verbände und die Politik."

Manuela Galasso, Schulleiterin Aaretal Süd

Manuela Galasso

Schulleiterin Massnahmen Regelschule (MR) Aaretal Süd und Dozentin am Institut für Heilpädagogik PHBern

"Ich wünsche mir, dass die PHBern vermehrt längere Weiterbildungen für ganze Schulen anbietet. So kann eine ganze Schule multiprofessionell zusammenarbeiten und sich dadurch auch weiterentwickeln. Wenn Weiterbildungen langfristig angelegt und mit Phasen der Erprobung angereichert sind, können die Teilnehmenden ihr neu erworbenes Wissen im Schulalltag anwenden und testen. 

So oder so ist ein aktiver und gegenseitiger Austausch zwischen den Schulen und der PHBern bereichernd. Die PHBern lernt aus der aktuellen Praxis und die Schulen profitieren von neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, die helfen, die Arbeit der Lehrpersonen zu reflektieren. Das steigert die Qualität der Bildung. Konkret geschieht dies bereits bei der Leseförderung, beim altersdurchmischten Lernen in den Klassen oder auch bei der Inklusion, welche von der PHBern begleitet, eingeführt und gemeinsam evaluiert wird. 

Zusätzliche Unterstützung durch die PHBern wäre verstärkt bei der Einführung von Massnahmen aus Schulentwicklungsprojekten und deren Evaluation wertvoll. Häufig fehlt im Schulalltag die Zeit, weil ständig etwas anderes dringender ist. Weiteres Potenzial sehe ich beim studienbegleitenden Berufseinstieg. Solche Projekte sind wichtig und müssen gemeinsam mit den Schulen weiterentwickelt werden, denn Neu- und Quereinsteigende müssen sorgfältig begleitet und ausgebildet werden. 

In zwanzig Jahren wird die Schule viel individualisierter sein. Ich denke, es wird Lernprogramme auf Basis von KI geben, die die Schülerinnen und Schüler beim Erwerb der Grundkompetenzen unterstützen und begleiten. Dadurch können alle Kinder in ihrem Tempo arbeiten. Nach wie vor wird die Beziehung zwischen Lehrperson und Klasse von zentraler Bedeutung sein. Ich wünsche mir in zwanzig Jahren auch eine Schule mit weniger Selektion und einer anderen Art der Beurteilung als heute. Die PHBern kann die Schulen im Umgang mit den neuen Technologien unterstützen. Es wird noch mehr und schnellere Veränderungen geben, und deshalb werden Schulentwicklungsprozesse zentraler sein als heute schon. 

Zum Geburtstag wünsche ich der PHBern Innovationskraft, Flexibilität und weiterhin viele engagierte und motivierte Mitarbeitende für die Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen."

Rund ums Jubiläum

Zum 20-Jahr-Jubiläum lanciert die PHBern eine Spezialwebsite, die Einblicke in die bewegte Geschichte der PHBern gibt. Ausserdem erzählen Studierende und Mitarbeitende, welches ihre Lieblingsorte an der PHBern sind oder welche Momente an der PHBern besonders in Erinnerung geblieben sind.