Didaktischer Kommentar

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Relevanz und Übersicht

Einmal einem alltäglichen Nahrungsmittel wie beispielsweise dem Apfel besondere Aufmerksamkeit schenken und diesen bewusst mit allen Sinnen entdecken, weckt die Neugierde und fördert das wache Wahrnehmen der unmittelbaren Umgebung.

Der Apfel, das Erzeugnis eines einjährigen pflanzlichen Entwicklungsprozesses, kann als Ausgangspunkt genommen werden, um z.B. in der Umgebung einen Apfelbaum regelmässig, durch die Jahreszeiten hindurch zu besuchen und das Beobachtete festzuhalten. Natürlicherweise werden sich die Kinder Fragen stellen und Vermutungen äussern, um sich das Erlebte zu erklären. Anhand vielfältiger Materialien und Beobachtugsanlagen, können sie den Geheimnissen der Natur schrittweise auf die Spur kommen und ihre Erkenntnisse später auf andere Pflanzen übertragen. Hier bietet sich eine mögliche Schnittstelle der beiden Themen Apfel und Erntedank an. Am jahreszeitlichen Erntedankfest feiern die Bauern die reiche Ernte und belohnen sich für die geleistete Arbeit. Bei wem würden sich wohl die Pflanzen für ihre Früchte bedanken? Auch der historische und religiöse Hintergrund von Erntedank können im Unterricht thematisiert werden. Zudem können Querbezüge zu ähnlichen Festtraditionen in verschiedenen Kulturkreisen gemacht werden.

Vorstellungen und Vorkenntnisse

Anhand gezielter, jedoch offener Fragen, bietet die Lehrkraft den Kindern die Möglichkeit, ihre Gedanken und Vorstellungen zu Beginn eines Themas auszudrücken. Dies kann in einem ersten Schritt in Einzelarbeit erfolgen und in analoger (Zeichnung, Bild, Text) oder digitaler Form (Audioaufnahme, Video, Foto, Zeichnung auf Tablet) festgehalten werden, damit die Präkonzepte während oder am Ende des Lernprozesses mit dem erarbeiteten Kompetenzzuwachs verglichen werden können. Die Kinder stellen in einem nächsten Schritt ihre Vorstellungen und Vorkenntnisse in der Klasse vor. Durch das Zuhören beginnt bereits eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Thematik und Fragen kommen auf. Die Lehrkraft kann in dieser Phase durch Nachfragen und Einfordern von weiteren Erklärungen die Begrenztheit oder Unbelastbarkeit von Präkonzepten aufzeigen und so den nötigen Anreiz für den Forschergeist der Kinder wecken. Diese metakognitiven Austauschrunden sollten auch während des Lernprozesses regelmässig stattfinden, damit die Lehrkraft und die Kinder die sich neu aufbauenden Konzepte überprüfen können.

Mögliche Fragen zum Erfassen der Präkonzepte sind im Dokument „Kompetenzfördernde aufgaben im Lernprozess“ unter der didaktischen Phase „Explorieren“ zu finden.

Lerngegenstand und thematische Schwerpunkte

Der Apfel – Mit allen Sinnen begegnen

Die Schülerinnen und Schüler begegnen dem Apfel mit allen Sinnen. Sie befassen sich mit der Schale, dem Fruchtfleisch in unterschiedlicher Form (frisch, getrocknet, gekocht etc.) und den weiteren Bestandteilen des Apfels wie Kerne, Gehäuse, Stängel und Kelchzipfel (Überbleibsel der Blüte). Im IdeenSet sind in den verschiedenen Unterrichtsvorschlägen eine Vielzahl von Unterrichtsideen zu diesem Themenbereich angegeben.

Didaktische Phase *

Aufgaben zum Bereich mit allen Sinnen erfassen

Explorieren

erkunden, begegnen, Vorwissen und Erfahrungen aktivieren, Konzepte prüfen und hinterfragen, aktiventdeckend

Präkonzepterhebung: Was weisst du über ein selbst gewähltes Nahrungsmittel aus dem Erntedankkorb? Name, Geschmack, Herkunft, etc. – Austausch im Klassenverband

Aktiv-endeckendes Lernen: Mit welchen Sinnen  kann ein selbst-gewähltes Nahrungsmittel wahrgenommen werden? Was findet ihr mit euren Sinnen alles über das Nahrungsmittel heraus, wenn ihr es erforscht? Werkzeuge: Schäler, Messer, Schneidebrett

Protokollblatt mit Spalten zu den 5 Sinnen und Platz für die Do-kumentation der Erfahrungen, evtl. Möglichkeit von Audio-Aufnahmen beiziehen

Erarbeiten

neue Konzepte und Handlungsweisen kennenlernen, ordnen

Schülerinnen und Schüler entwickeln Forscherfragen aus den ersten Sinnes-Erfahrungen und erfinden neue Fragen. Z.B.:

  • Wie riecht das Nahrungsmittel? Riecht es ähnlich wie etwas anderes?

  • Hat es eine Haut/Schale? Ist sie hart oder weich, essbar oder ungeniessbar?

  • Wie lange ist die Schale, wenn du sie mit einem geeigneten Schäler in einem Stück schälst? ->messen

  • Wie schwer ist das Nahrungsmittel? ->messen

  • Hat es Wasser im Nahrungsmittel? Wie kann ich das heraus-finden?

  • Was passiert, wenn das Nahrungsmittel keine Schale mehr hat?

  • Hat dein Nahrungsmittel Kerne?

Die Fragen werden im Plenum zusammengetragen. Strukturiert kann dann jeweils einer Frage in PA anhand der verschiedenen Nahrungsmittel nachgegangen werden. Fotos während der selbstständigen Arbeit machen, damit sie dann für den Frageka-talog verwendet werden können. Über die Ergebnisse wird im Plenum berichtet und gemeinsam werden Dokumentationsmög-lichkeiten gesucht und erlernt.

Ein Forscherfragenkatalog mit einem erklärenden Foto zur Fragezusammenstellen.

Aufbau Wortschatz zu den Nahrungsmitteln: Namen der Nah-rungsmittel, Adjektive zu Form, Oberfläche, Konsistenz, Geruch, Differenzierung durch Bildkarten (Übersicht der Adjektive, visuell)

Üben und Vertiefen

trainieren, erweitern, für sich verfügbar machen

Spiel: Nahrungsmittel mit verbundenen Augen erkunden: beschreiben, was wahrgenommen werden kann, andere Kinder sehen Nahrungsmittel und stellen unterstützende Fragen, Wortschatz üben

Den Forscherfragen zu weiteren Nahrungsmitteln aus dem Erntekorb nachgehen und selbstständig dokumentieren – regelmässiger Austausch im Plenum.

Anwenden

in bekannten Situationen

Kinder erhalten einen Apfel. Sie stellen sich ihre interessegeleiteten Fragen zusammen (Auflage: alle Sinne müssen einbezogen werden), erforschen das Nahrungsmittel anhand der Fragen und dokumentieren ihre Ergebnisse im Lernjournal.

Übertragen

in unbekannten Situationen

* Die didaktischen Phasen basieren auf dem Modell kompetenzfördernder Aufgabensets nach Kalcsics & Wilhelm, 2017.

Kompetenzerwartungen Lehrplan 21: NMG 1.3

Der Apfel – Entwicklung vom Samen bis zur Frucht

Durch die sinnliche Auseinandersetzung mit dem Apfel, werden die Kinder auch den Kernen begegnen und sich fragen, wozu die Kerne wohl da sind. Es bietet sich an, die Kerne genau zu untersuchen und mit ihnen zu experimentieren. So könnten sie z.B. auf verschiedene Unterlagen (Erde, Holz, Metall, Watte…) gelegt werden und unter verschiedenen Bedingungen (mit oder ohne Wasser, Licht, Wärme) beobachtet werden. Die Kinder sollen im Voraus Vermutungen anstellen und miteinander im Gespräch austauschen und argumentieren. Im Plenum können dann die Beobachtungen und Schlussfolgerungen besprochen und festgehalten werden.

In ähnlicher Weise kann der Frage nach der Bedeutung der Blüten etc. nachgegangen werden. Im IdeenSet hat es unterstützende Materiaien für den weiteren Verlauf wie z.B. Bildfolgen zum Entstehungsprozesses des Apfels oder erklärende Videosequenzen.

Didaktische Phase *

Aufgaben zum Experimentieren

Explorieren

erkunden, begegnen, Vorwissen und Erfahrungen aktivieren, Konzepte prüfen und hinterfragen, aktiventdeckend

Mögliche Fragen zur Präkonzept-Erhebung:

  •     Woher kommen Früchte?
  •     Wieso trägt der Apfelbaum im Frühling Blüten?
  •     Wie entsteht ein neuer Baum?
  •     Was braucht der Apfelbaum, um Äpfel zu machen?
  •     Wann werden Äpfel geerntet?

Kerne untersuchen und Vermutungen anstellen wozu sie die Frucht produziert, Vorwissen fliesst ein.Vermutungen festhalten.Weitere Bestandteile des Apfels /Baumes, über deren Funktion Vermutungen angestellt werden können: Blüten, Fruchtfleisch, Blätter, Wurzeln…

Erarbeiten

neue Konzepte und Handlungsweisen kennenlernen, ordnen

Versuche zu den Vermutungen gemeinsam im Gespräch suchen und aufbauen, einen Versuch in der Klasse exemplarisch durchführen, Beobachtungen und Ergebnisse im Plenum festhalten.
Beispiel Vermutung:

  •     Der Kern bringt einen neuen Baum hervor. Dazu braucht er Wasser.
  •     Beispiel Versuch um These zu beweisen
  •     Kern auf feuchte Watte legen und beobachten
  •     Beispiel Versuch Anti-These
  •     Kern auf trockene Watte legen und beobachten

Alle Versuche werden dokumentiert und die Beobachtungen besprochen.

Üben und Vertiefen

trainieren, erweitern, für sich verfügbar machen

Kinder gehen nun den weiteren Vermutungen nach und stellen Versuche an. Sie dokumentieren, wie beim Klassenexperiment eingeführt, ihre Beobachtungen

Anwenden

in bekannten Situationen

Die Erkenntnisse über den Apfel/Baum auf die Beobachtungen auf dem Bauernhof transferieren:

  •     Blüten auch beim Gemüse ->Frucht
  •     Kerne in anderen Früchten und Gemüsen finden und deren Funktion erklären

Versch. Früchte finden: Buchecker

Übertragen

in unbekannten Situationen

* Die didaktischen Phasen basieren auf dem Modell kompetenzfördernder Aufgabensets nach Kalcsics & Wilhelm, 2017.

Didaktische Phase *

Aufgaben zum Baumtagebuch

Explorieren

erkunden, begegnen, Vorwissen und Erfahrungen aktivieren, Konzepte prüfen und hinterfragen, aktiventdeckend

Präkonzepte zum Baum erfahren:

  •     Was sind die Bestandteile/Merkmale eines Baumes?
  •     Wozu braucht der Baum seine Bestandteile?

Bäume in der Umgebung besuchen und weitere Merkmale entdecken.

Erarbeiten

neue Konzepte und Handlungsweisen kennenlernen, ordnen

Apfelbaum während eines Jahres in regelmässigen Abständen besuchen und die Beobachtungen, Veränderungen z.B. im Baumtagebuch dokumentieren:
Mögliche Beobachtungsfelder:

  •     Rinde
  •     Äste/Zweige
  •     Wurzeln
  •     Blätter
  •     Blüten und Blütenstaub
  •     Früchte
  •     Laub

Baumtagebuch und Klassen-Wandzeitung: Kinder lernen, wie sie Dinge dokumentieren können, auch digitale Möglichkeiten erlernen

Im Klassenzimmer können einzelne Sachen genauer untersucht werden: Aufbau der Blüten, Blätterbetrachtung unter dem Mikroskop, mit Rinde experimentieren, Funktion erkennen etc., Video: Vom Samen zur Blüte / Wie kommt der Apfel an den Baum anschauen und mit dem Erlebten vergleichen

Gemeinsam überlegen, wie die Erkenntnisse festgehalten werden können.

Üben und Vertiefen

trainieren, erweitern, für sich verfügbar machen

Merkmale bei anderen Fruchtbäumen suchen und mit denjenigen des Apfelbaumes vergleichen – Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennen.

Anwenden

in bekannten Situationen

Die Merkmale und Wachstumsvorgänge auch bei Laubbäumen erkennen – Blüten und Früchte sehen anders aus, weisen aber trotzdem Merkmale wie Blütenstaub etc. auf

Übertragung auf das Wachstum von Gemüse, Früchten an Sträuchern/am Boden

Übertragen

in unbekannten Situationen

* Die didaktischen Phasen basieren auf dem Modell kompetenzfördernder Aufgabensets nach Kalcsics & Wilhelm, 2017.

Kompetenzerwartungen Lehrplan 21: NMG 2.3

Erntedank – Jahreszeitliche Festtradition

Wenn sich die Klasse mit dem Thema „Pflanzen und ihre Entwicklung“ in regelmässigen Abständen über das Jahr verteilt befasst, ist es möglich, z.B. Pflanzen wie einen Apfelbaum regelmässig zu besuchen. Die jahreszeitlich geprägten Beobachtungen können z.B. in einem Baumtagebuch festgehalten werden und durch persönliche Forscherfragen und ihren Lernspuren ergänzt werden. Werden die ausserschulischen Aktivitäten z.B. noch durch jeweils einen Besuch auf dem Bauernhof pro Jahreszeit ergänzt, ermöglicht dies die Übertragung der Erkenntnisse vom Apfel auf andere Früchte und Gemüse. Der Herbst wird als Erntezeit mit seinem Reichtum an Nahrungsmitteln wiederum mit allen Sinnen erlebt und könnte z.B. als jahrezeitliches Erntedankfest im Klassenzimmer mit einer Kürbissuppe oder mit einer Rohkost-Gemüse-Dipp-Platte (mitgebrachte Produkte vom Bauernhofbesuch verwenden) im Klassenzimmer gefeiert werden.

Erntedank – Religiöse Festradition

Ein weiterer Aspekt ist die Begegnung mit dem geschichtlichen und religiösen Hintergrund von Erntedankfesten. Vielleicht feiern einige Kinder in der Familie Erntedank und mögen der Klasse darüber berichten. Welche Bedeutung hat Erntedank beispielsweise im Christentum? Gibt es in anderen Religionen, Kulturkreisen oder Ländern ähnliche Festtraditionen (z.B. hinduistisches Pongal, Schawuot und Sukkot im Judentum, Matsuri in Japan). Die Schülerinnen und Schüler entdecken dabei Gemeinsamkeiten und Unterschiede.

Didaktische Phase *

Aufgaben zu Jahreszeitlichen / Religiösen Festtraditionen

Explorieren

erkunden, begegnen, Vorwissen und Erfahrungen aktivieren, Konzepte prüfen und hinterfragen, aktiventdeckend

Besuch auf dem Bauernhof in der Erntezeit – beim Ernten helfen
Reichtum und Vielfalt an Gemüse erleben
Gemüse vom Bauernhof in die Schule mitnehmen und mit allen Sinnen begegnen – siehe Aufgaben zum Explorieren beim Thematischen Schwerpunkt „Der Apfel – Mit allen Sinnen begegnen“

Besuch einer Kirche, welche in der Herbstzeit mit verschiedenen Nahrungsmitteln geschmückt ist. Schülerinnen und Schüler stellen Vermutungen an, wieso diese in der Kirche sind.

Philosophieren über Erntedank

  •     Wer oder was hat denn die Nahrungsmittel / Ernte gemacht?
  •     Wem könnten die Bauern für die Ernte danken?
  •     Was könnte man als Bauer machen, um seine Dankbarkeit für die Ernte und die geleistete Arbeit zu zeigen?

Das Philosophieren kann generell zum Thema Dankbarkeit ausgeweitet werden und über längere einmal wöchentlich stattfinden.

Erarbeiten

neue Konzepte und Handlungsweisen kennenlernen, ordnen

Schülerinnen und Schüler erschliessen Hintergrundwissen mit Bildern / Videos zur christlichen Erntedank-Tradition.
Durch die Auseinandersetzung mit den Bildern aus verschiedenen Zeitepochen stellen sie Merkmale zum christlichen Erntedank-Fest zusammen wie z.B.: Speisen, Gaben, Dekoration, Geschichten, Rituale (Lieder, Tänze), Festgesellschaft, Festkalender/Festzeitpunkt.

Üben und Vertiefen

trainieren, erweitern, für sich verfügbar machen

Mit dem erarbeiteten Hintergrundwissen in der christlichen Festtradition begegnen die Schülerinnen und Schüler weiteren Erntedank-Festen aus weiteren religiösen oder kulturellen Traditionen. Aufgrund der zusammengestellten Merkmale vergleichen sie die unterschiedlichen Festtraditionen anhand von Bildern und weiteren Quellen und suchen Gemeinsamkeiten und Unterschiede.

Regelmässiger Austausch im Plenum dient der Präsentation der Erkenntnisse und ermöglicht den Kindern, sich ihrer Vorstellungen immer wieder bewusst zu werden und diese weiterzuentwickeln.

Zur Vertiefung kann z.B. ein Gast eingeladen und ein Experten-Interview durchgeführt werden

Anwenden

in bekannten Situationen

Die Kinder organisieren als Jahresprojekt ein Erntedankfest zum Schuljahresbeginn nach den Sommerferien. Dazu orientieren sie sich an den erarbeiteten Merkmalen der Festtraditionen und passen sie an ihre eigene Situation an. Es ist möglich, dass aus den Philosophie-Runden weitere Ideen für Dankbarkeitsbekundungen entstanden sind, welche auch einfliessen können.

Übertragen

in unbekannten Situationen

* Die didaktischen Phasen basieren auf dem Modell kompetenzfördernder Aufgabensets nach Kalcsics & Wilhelm, 2017.

Kompetenzerwartungen Lehrplan 21: NMG 11.2, NMG 12.4

Organisation und Beurteilung

Methodische Ausrichtung

Im IdeenSet befindet sich das Dokument „Kompetenzfördernde Aufgaben im Lernprozess“. Die darin enthaltenen Aufgaben, führen als roter Faden durch die verschiedenen didaktischen Phasen des Lernprozesses. Es beinhaltet eine Auswahl reichhaltiger Lernaufgaben und ein mögliches Unterrichtsvorgehen. Die vorgeschlagenen Aufgaben sind als Bausteine zu verstehen, die von der Lehrperson auch individuell auf die eigene Klasse angepasst kombiniert werden können. Die Vorschläge können der Lehrkraft als Anregung dienen, selbstständig weitere Aufgaben oder Lernmaterialen zu erstellen. Die Aufgaben basieren auf dem Modell kompetenzfördernder Aufgabensets nach Wilhelm et al. (2016) (Kalcsics und Wilhelm, 2017). Das Modell versteht den Aufbau von Kompetenzen als Prozess und nicht als blosse Aneinanderreihung von Lernaufgaben. Unterricht, der einen vollständigen Lernprozess unterstützt, gliedert sich in eine Phase der Exploration, eine Erarbeitungsphase, eine Phase des Übens und Vertiefens sowie eine abschliessende Phase der Anwendung und Übertragung. Ein vollständiger Lernprozess beinhaltet verschiedene Lernaufgaben (Kalcsics und Wilhelm, 2017) und Zugänge zum Lerngegenstand. Für den kompetenzfördernden Unterricht ist es zentral, dass er von einer reellen Anforderungssituation ausgeht (Helbling, 2016) und die Präkonzepte der Kinder miteinbezieht. Fehlkonzepte sollten sichtbar werden, woraus motivierende Fragen entstehen. Die Fragen der Schülerinnen und Schüler sollen also aufgenommen und im Unterricht unbedingt integriert werden. Parallel zu den strukturiert geführten Unterrichtseinheiten der Lehrperson, haben die Schülerinnen und Schüler Zeit, ihren individuellen Fragen nachzugehen. Dabei sind unterschiedliche Lernwege möglich. Alle Lernspuren werden von den Schülerinnen und Schülern laufend dokumentiert. Die Lernenden berichten einander in regelmässigen Abständen, was sie bereits herausgefunden haben und welche Schlüsse sie daraus ziehen. So erhält die Lehrperson Gelegenheit, den individuellen Lernprozess einzuschätzen und zu unterstützen (formative Beurteilung).

Organisation

Die Lehrkraft sollte im Voraus die ausserschulischen Lernorte ausfindig machen und Besuchstermine über das ganze Schuljahr verteilt fixieren. Geeignete ausserschulische Lernorte stellen Bauernbetriebe dar, da sie teilweise noch über Obstbäume verfügen und auch die jahreszeitlichen Pflanzenentwicklungen auf den Feldern von blossem Auge sichtbar sind und so spontane Transfermöglichkeiten bestehen.

Beurteilung

Formative / Prozessbegleitende Beurteilung

Zur Dokumentation der Kompetenzentwicklung und des Wissenszuwachses eignet sich z.B. ein Lernjournal oder ein individuelles Baumtagebuch. Zur Unterstützung dieses Dokumentationsprozesses, kann die Lehrkraft an der Wandtafel oder an einer grossen Wandzeitung mit den Kindern zusammen mögliche Einträge besprechen und verschiedene analoge (Text, Bild, gepresste Blüten / Blätter…) wie auch digitale (eBook mit Book Creator erstellen, kurzes Referat aufnehmen und als mp3 zur Verfügung stellen…) Dokumentationsmöglichkeiten einführen. 

Die Lehrkraft sollte den Schülerinnen und Schülern zu den Aufgaben regelmässig mündliche oder schriftliche (vordefinierte Symbole wie z. B. Reifegrad des Apfels etc.) Rückmeldungen geben. Der Lernstand kann auch im Dialog mit dem Kind erfasst werden und im Gespräch sollte aufgezeigt werden, in welchem Bereich eine Entwicklung stattgefunden hat und wo noch Entwicklungspotenzial erkennbar ist. In einem offenen Unterricht können Rückmeldungen während der Arbeit am Thema erfolgen. Eine Möglichkeit, diesen Dialog festzuhalten, stellt der Beobachtungsbogen mit den definierten Kompetenzerwartungen und den überfachlichen Kompetenzen dar.

Summative Beurteilung

Zur abschliessenden Beurteilung des Wissensaufbaus, eignen sich z.B folgende Themen:

  • Benennen der Apfel-Teile
  • Ordnen von Bilder zum Entwicklungsverlauf vom Samen / Blüte bis zum Apfel
  • Entwicklungsverlauf anhand von Bildern erklären

Zudem könne die Ergebnisse aus den Synthese- und Transferaufgaben zur summativen Beurteilung beigezogen werden.

Weitere Hinweise

Lehrplanbezug

Fach 1 (1. Zyklus)

  • Die Schülerinnen und Schüler können Zusammenhänge von Ernährung und Wohlbefinden erkennen und erläutern.(NMG.1.3)
  • Die Schülerinnen und Schüler können Wachstum, Entwicklung und Fortpflanzung bei Tieren und Pflanzen beobachten und vergleichen.(NMG.2.3)
  • Die Schülerinnen und Schüler können philosophische Fragen stellen und über sie nachdenken.(NMG.11.2)
  • Die Schülerinnen und Schüler können Festtraditionen charakterisieren.(NMG.12.4)

Weiterführendes

Damit die Lehrkräfte in ihrer Umgebung einen Bauernhof als Ausserschulischen Lernort ausfindig machen können, bietet befindet sich auf der Website „Schule auf dem Bauernhof“ Unterstützung bei der Hofsuche an.

Quellen

Literatur

  • Helbling, D. (2016). Kompetenzfördernde Aufgabenkultur in Religionskunde. In: Zeitschrift für Religionskunde (3), 34-47.
  • Kalcsics, K., Wilhelm, M., (2017). Lernwelten Natur-Mensch-Gesellschaft, Ausbildung Fachdidaktische Grundlagen, 1. Auflage 2017, Schulverlag plus AG.
  • Luthinger, H., Wilhelm, M., Wespi, C., Wildhirt, S., (2018). Kompetenzförderung mit Aufgabensets, 1. Auflage 2018, hep Verlag Ag, Bern