Smartphone

Relevanz und Übersicht

Der kompetente Umgang mit (digitalen) Informationen nimmt mit der permanenten Vernetzung und dem allgegenwärtigen Zugang und Zugriff auf das digitale Wissen zu. Die Informationskompetenz gilt somit als Meta- (metaliteracy) und Schlüsselkompetenz, die eng mit dem kritischen Denken und der Fähigkeit Probleme zu lösen verbunden ist. Es wird in Zukunft für Schülerinnen und Schüler immer wichtiger werden, Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen und sie in den richtigen Kontext einbetten zu können. Die Filterung von Information und die Reflexion über die mit der Thematik zusammenhängenden Prozesse gewinnen bei der steigenden Informationsflut zudem an Bedeutung.

Die Bezeichnung Informationskompetenz ist vorwiegend in der Bibliotheks- und Informationswelt gebräuchlich. In der Schule haben sich unterschiedliche Bezeichnungen wie Medienkompetenz, IKT-Kompetenz und digitale Kompetenz etabliert. Obwohl die Begriffe etliche Gemeinsamkeiten und Schnittstellen aufweisen, können sie nicht einfach synonym verwendet werden. Die Bezeichnung Informationskompetenz hat den Vorteil, dass sie nicht die Trägermedien und Technologien in den Vordergrund stellt, sondern die Information zum Ausgangspunkt macht.

Die Medienkompetenz richtet ihren Fokus auf die Medien, die IKT-Kompetenz auf die Kanäle. Im vorliegenden IdeenSet trägt der Titel «Informations- und Medienkompetenz» den Aspekten Information und Medien besonders Rechnung.

Vorstellungen und Vorkenntnisse

Die Förderung von Informations- und Medienkompetenz kann nicht getrennt von der Lesekompetenz erfolgen. Das Lesen bildet vielmehr die notwendige Grundlage, ohne die ein kompetenter Umgang mit Informationen und Medien gar nicht erreicht werden kann. „Nur wer Texte verstehen kann, ist in der Lage, die darin enthaltenen Informationen zu bewerten und zu nutzen“ (Dannenberg, 2004). Daher wird bei Schülerinnen und Schülern das Text- und Informationsverständnis sowie die Kenntnis der verschiedenen Medienträger (wie z.B. Buch, Zeitschriften, Zeitungen, Websites, etc.) vorausgesetzt.

Lerngegenstand und thematische Schwerpunkte

Die thematische Gliederung des IdeenSets deckt die einzelnen Arbeitsschritte des Informationsprozesses ab. Diesem Prozess liegt das Entwicklungsmodell Informationskompetenz „EIK“ (Sterchi, 2010) zugrunde.

Bestimmen

Mit der Tätigkeit „Bestimmen“ wird eine thematische Recherche eingeleitet. Dieser Arbeitsschritt ist notwendig, wenn nicht von spezifischen, bekannten Angaben ausgegangen werden kann. Mit der Suchstrategie für die thematische Recherche sind einige Aufgaben verbunden: a) zuerst muss ein sinnstiftendes und interessantes Thema ausgewählt werden. Für die Themenfindung sind Fragen hilfreich: wie z.B.: Welches Thema interessiert mich? – Was möchte ich dazu erfahren? Je nach Komplexität des Themas kann auch mit den sechs Ws (Wer? – Was? – Wo? – Wann? – Warum? – Wie? weiter präzisiert werden, b) sobald das Thema ermittelt ist, wird es nach verschiedenen Kriterien, wie z.B. Zeitraum, Sprache, Fachgebiet, Medientypen etc. weiter eingegrenzt, c) darauf aufbauend werden dann wiederum die Suchbegriffe für die Suche abgeleitet.

Mögliche Vorgehensweisen bei der Themenbestimmung:

  • Phase 1: Ideen sammeln (Beispiel Wald: Eichhörnchen, Pilze, Igel, Farn, Fuchs, Bärlauch, Nadelwald, Reh, Wolf, Wildschwein, Bäume, Hirsch, Hase, Fledermaus, Maus, Mischwald, Eule, Krähe, Moos etc.)
  • Phase 2: Ideen clustern (Beispiel Wald: Waldtiere – Eichhörnchen, Reh, Hase, Hirsch etc. / Waldpflanzen – Pilze, Farne, Moos, Bärlauch, etc. / Waldarten – Auwald, Bergwald, Nadelwald, Mischwald, Laubwald, Urwald etc.)
  • Phase 3: Thema fokussieren (z.B. Waldtiere – Tiere in der Baumschicht – Tiere in der Strauchschicht – Tiere in der Bodenschicht)
  • Phase 4: Fragen stellen / Fragen konkretisieren – (z.B. Welche Tiere wähle ich aus? Warum diese Tiere? etc.)
  • Phase 5: Suchbegriffe wählen (z.B. Igel – Nahrung – Lebensraum – Verbreitung – Fortpflanzung etc.)

Finden

In diesem Arbeitsschritt ist es wichtig, sich vor der Informationssuche zu fragen, in welcher Informationsquelle die gesuchte Information am besten zu finden ist. Je nach Medientyp wird eine andere Informationsquelle gewählt. So geht man bei der Suche nach Videos oder Bildern anders vor als bei Büchern oder Zeitschriften. Wird ausschliesslich im Internet gesucht, bedeutet dies, dass man erst einmal einen geeigneten Suchdienst auswählt. Für jüngere Schülerinnen und Schüler eignen sich in erster Linie Suchmaschinen für Kinder und Jugendliche, wie z.B. Blinde Kuh, Frag Finn oder Helles Köpfchen. Oft ist das Ziel der Recherche zu Beginn noch nicht ganz so präzise. Deshalb ist es wichtig, bei der Suche dazu zu lernen und auf der Grundlage der Suchergebnisse die Recherche jeweils anzupassen, z.B. indem man Suchbegriffe hinzunimmt oder verändert.

Grundsätzlich geht man dabei wie folgt vor:

1. Einstiegssuche 

  • sich einen ersten Überblick verschaffen
  • erste Informationsquellen; Lexika, Nachschlagewerke (Buch und Internet)

2. Gezielte Suche

  • in Bibliothekskatalogen, Fachdatenbanken und im Internet (z.B. Google Scholar)

Bewerten

Durch die unüberschaubare Fülle an produzierten Daten (Big Data), wovon viele auch durch das Medium Internet und dessen Web 2.0-Dienste erstellt werden, kommt der Bewertung und der Auswahl von Informationen eine hohe Bedeutung zu. Durch verschiedene Kanäle werden tagtäglich Informationen an uns herangetragen, die wir darauf überprüfen müssen, ob sie für uns wichtig oder unwichtig sind und ob wir ihnen überhaupt vertrauen können (Beispiel „Fake News“). Zu verstehen, wie und warum Informationen produziert, präsentiert und zugänglich gemacht werden, ist Teil des kritischen Denkens.

Bearbeiten (Alternativ: Aufbereiten) und Präsentieren

In diesem Schritt gilt es, die gefundenen Informationen adressatengerecht und anschaulich zu einem Thema aufzubereiten und entsprechend der gewählten Präsentationsart darzustellen. Voraussetzung hierfür ist die Kenntnis der verschiedenen Präsentationsformen (z.B. Plakat, Bericht, Vortrag, Infografik etc.) und deren inhaltlichen Struktur.

Organisation und Beurteilung

Methodische Ausrichtung

Um die einzelnen Arbeitsschritte des Informationsprozesses als Ganzes durchgehen zu können, eignet sich ein Rechercheprojekt zu einem spezifischen Thema (z.B. Naturkatastrophen und Klimawandel) besonders gut, das in einen Vortrag oder in eine Facharbeit mündet. Nur mit dem projektorientierten Arbeiten werden alle Arbeitsschritte und somit der ganze Informationsprozess durchlaufen. Die einzelnen Themen bzw. Arbeitsschritte sind in den Phasen des Entwicklungsmodells Informationskompetenz (EIK) abgebildet. Es orientiert jeweils auch über die notwendigen Fähigkeiten, Lernziele und Reflexionen, die für die einzelnen Phasen notwendig sind.

Entwicklungsmodell Informationskompetenz

Das IdeenSet ist so aufgebaut, dass es Materialien, Methoden und Beispiele zur Bearbeitung der einzelnen Themen (bzw. Arbeitsschritte) enthält, die mit jedem Thema bzw. mit jedem Fachgebiet durchgeführt werden können. Das IdeenSet setzt den Fokus somit auf die Methodenkompetenz. Es beinhaltet Materialien in digitaler und analoger Form. Im Kapitel „Prozessübergreifend“ sind Materialien zu finden, die den ganzen Prozess abbilden.

Organisation

Die thematischen Schwerpunkte (=Arbeitsschritte) lassen sich als Rechercheprojekt im Unterricht, einer Maturaarbeit oder auch in einer Projektwoche umsetzen. Besonders geeignet ist auch der Einbezug der Bibliothek in das Rechercheprojekt, um nicht nur die Recherche im Internet, sondern auch das Recherchieren in Bibliothekskatalogen und Fachdatenbanken zu üben.

Weitere Hinweise

Lehrplanbezug

Das IdeenSet legt den Schwerpunkt auf den Teilaspekt «Informationen nutzen». Dieser Teilaspekt umfasst verschiedene Handlungsfelder, die wie folgt zusammengefasst werden können:

  •  bestimmen und finden
  • bewerten und auswählen
  • bearbeiten und präsentieren

Daraus leiten sich folgende einzelne Arbeitsschritte ab:

  • Arbeitsschritt 1: bestimmen
  • Arbeitsschritt 2: finden
  • Arbeitsschritt 3: bewerten
  • Arbeitsschritt 4: präsentieren

Die Suche nach Informationen wird in der Informationswissenschaft entweder als Prozess oder aber als Arbeitsschrittabfolge (lineare Sichtweise) abgebildet. Die ganzheitliche Sicht auf den Prozess der Informationssuche ist deshalb von entscheidender Bedeutung, weil nur dadurch ersichtlich wird, welche Handlungsfelder bzw. einzelne Arbeitsschritte es zu bewältigen gilt, um einen bewussten, selbständigen und kritischen Umgang mit Informationen zu gewährleisten.

Verschiedene Modelle wie z.B. das Dynamische Modell der Informationskompetenz (Homann, 2000a), The Big6 Skills (Eisenberg und Berkowitz, 1999), Information Search Process (Kuhlthau, o.D.) und das Entwicklungsmodell Informationskompetenz – EIK (Sterchi, 2010) helfen dabei, die Handlungsschritte und persönlichen Eigenschaften der Individuen im Informationsprozess bewusst zu machen und damit auch zu steuern.

Im Lehrplan 21 wird die Informationskompetenz an diesen Stellen verortet:

  • Überfachlich Kompetenzen
  • Anwendungskompetenz
  • Medien & Informatik 

Informations- und Medienkompetenz im Lehrplan

Quellen

Literatur

  • Dannenberg, D. (2004). Leitfaden zur Unterrichtseinheit "Fit für die Facharbeit" (Schriften zum Lernsystem Informationskompetenz).
  • Eisenberg, M., & Berkowitz, R. (1990). Information problem-solving: the big Six Skills approach to library & information skills instruction. Norwood, N.J., USA: Ablex pub. Corp.
  • Homann, B. (2000). Das Dynamische Modell der Informationskompetenz (DYMIK) als Grundlage für bibliothekarische Schulungen. In G. Knorz (Hrsg.), Informationskompetenz - Basiskompetenz in der Informationsgesellschaft. Proceedings des 7. Internationalen Symposiums für Informationswissenschaft (ISI 2000). Konstanz, Deutschland: UVK Verlagsgesellschaft (Schriften zur Informationswissenschaft, 38), S. 195-206.
  • Kuhlthau, C. (o.D.). Information Search Process | Carol Kuhlthau. Abgerufen 12. Dezember, 2018, von http://wp.comminfo.rutgers.edu/ckuhlthau/information-search-process/

Abbildungen