Das Tanzperformanceprojekt "Achtung Auftritt! Lehrpersonen im Fokus der Performativität" ist ein Weiterbildungsprojekt für Lehrpersonen. Es enthält sowohl Entwicklungs- wie Forschungsanteile.
In einer berufsbegleitenden Weiterbildung, die sich über ein halbes Jahr erstreckt, erarbeiten Lehrpersonen eine tanzkünstlerische Produktion zum Thema „Schule". Darin setzen sie sich über das Medium des zeitgenössischen Tanzes mit ihrem Berufsalltag und ihrer professionellen Rolle auseinander und erproben in einer Schlussaufführung ihre Auftrittskompetenz.
Anders als in sonst üblichen Weiterbildungsmodulen, werden die berufliche Selbstreflexion und die professionelle Weiterentwicklung nicht rein kognitiv-sprachlich, sondern auch körperlich-kinetisch angegangen.
Theoretischer Ausgangspunkt ist dabei das Konzept der Performativität unterrichtlichen Handelns und ein praxistheoretisches Professionsverständnis.
In Anlehnung an praxistheoretische Forschungsarbeiten, welche das berufliche Handeln als „doing teacher" begreifen (Bennewitz, 2011) und an Performativitätskonzepte, welche soziale Praktiken als „showing of doing" (Grimes, 2003) charakterisieren, liegt dem Projekt ein Professionalitätsverständnis zugrunde, welches Lehrerhandeln als „showing of doing teacher" etikettiert. Damit wird der Akzent auf das Zeigen gelegt und zugleich geltend gemacht, dass im Zeigen nicht nur die Lehrperson sich selbst zeigt, sondern auch die Schülerinnen und Schüler in einer bestimmten Weise adressiert. Diese Praktiken des Adressierens manifestieren sich nicht zuletzt in materiellen und körperlichen Momenten wie z.B. Haltungen, Gesten, Blickrichtungen etc. In der Weiterbildung sollen sich Lehrpersonen über das Medium des Körpers und seiner Bewegungsmöglichkeiten mit solchen professionellen und habituellen Interaktions- und Verhaltensmustern auseinander setzen und einen körper-vermittelten „Spielsinn" (Alkemeyer, 2009) ausbilden lernen.
Das Weiterbildungsprojekt wird in einer Begleitforschung analysiert und evaluiert. Im Zentrum steht dabei die Frage., wie sich über das Medium der künstlerischen Bewegung professionelle Wahrnehmungs-, Bewertungs- und Handlungsschemata reflektieren und verändern lassen. Im Fokus steht dabei diejenige Ebene unterrichtlichen Handenls, die als „Sozialität" bezeichnet wird; also die Regulierung von Nähe und Distanz, das gegenseitige Sich-Adressieren und Anerkennen, welches sich in Gesten, Blicken, Körperhaltungen und der Raumregie manifestiert.
Für die Begleitforschung ist ein längsschnittliches Design mit Einzelfallstudien und Triangulation bei der Datenerhebung vorgesehen. Die Erfahrungen, die die Lehrpersonen in der Tanzweiterbildung machen, werden in Form der „Solicited Diary Method" (Alaszewski, 2006) erhoben. Die Unterrichtswahrnehmung wird nach der Methode der „Video Elicitation" (Henry & Fetters, 2012) erfasst. Die Auswertung der Daten erfolgt inhaltsanalytisch.