Das Projekt untersuchte biographisch-narrative Interviews mit Lehrpersonen, die zum Interviewzeitpunkt erschöpfungsbedingt krankgeschrieben waren, und andererseits mit Lehrpersonen, die sich selbst als zufrieden mit ihrem Beruf und ihrem Berufsverlauf ansahen, mit einer Methodenkombination aus so-ziolinguistischer Prozessanalyse und Argumentationsanalyse. Das For-schungsinteresse folgte der Frage, wie diese Lehrpersonen ihre Berufsge-schichte und ihre berufliche Identität unter den Bedingungen der Selbst- und/oder Fremd-Zuschreibung von beruflichem ‚Erfolg‘ oder ‚Scheitern‘ kon-struieren und wie sie z.B. berufliche ‚Misserfolgs‘-Erlebnisse, Fremdzuschrei-bungen von ‚Erfolg‘ und ‚Misserfolg‘ und institutionelle Bearbeitungsstrategien beruflicher Schwierigkeiten in ihre Berufsgeschichte integrieren. Den theoreti-schen Hintergrund der Untersuchung bildet das Professionsverständnis des symbolischen Interaktionismus.
Von sechs Fällen wurden biographische Fallrekonstruktionen angefertigt, die jeweils besonders prägnante Verläufe aufweisen. Besondere Aufmerksamkeit wurde auf die Analyse der Argumentationen der Lehrpersonen gelegt, die ihren, vor allem bei den krankgeschriebenen Lehrpersonen nicht selten ‘prob-lematischen’ Berufsverlauf erklären und/oder legitimieren. Die darauf bezoge-nen Theorien der Lehrpersonen wurden in die Gesamtformungen eingearbeitet und mit der erzählten Ereignisaufschichtung kontrastiert. Bei in einigen Fällen, infolge starken Problemdrucks, besonders intensiver Produktion von Kommentartheorien konnte darüber hinaus eine diskursive Bearbeitung von historischen und biographischen Bedingungen der schwierigen beruflichen Erlebnisse beschrieben werden. Im Verlauf der Analyse kristallisierten sich verschiedene Formen von Theorieproduktion heraus, die in ein theoretisches Modell integriert und beschrieben wurden. Bezogen auf die Fallbeispiele wurde aufgezeigt, wie sich die Theorien der Lehrpersonen über das Entstehen ihrer beruflichen Schwierigkeiten oder ihren positiven resp. ‘erfolgreichen’ Be-rufsverlauf auf deren zum Gegenwartszeitpunkt des Interviews formulierte, biographische Handlungsorientierungen auswirken.