Projekt

Haltungen von Lehrpersonen gegenüber schulischer Inklusion

Seit 2018 geht das Team des Forschungsschwerpunkts Inklusive Bildung im Rahmen unterschiedlicher Teilprojekte der Frage nach, welche Einstellungen und Bedenken angehende und in der Berufspraxis tätige Regellehrpersonen und schulische Heilpädagog*innen gegenüber der Inklusion haben, wie selbstwirksam sie sich im Unterrichten von heterogenen Lerngruppen einschätzen, und wie hoch ihre Bereitschaft ist, den Unterricht auf unterschiedlichste Lernbedürfnisse anzupassen. Zudem interessiert uns, welche Faktoren sich aus der Sicht der befragten Fachpersonen besonders förderlich oder hemmend auf die Umsetzung von inklusivem Unterricht auswirken. 

Welche Rolle spielen die Haltungen?

2014 hat die Schweiz die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) ratifiziert, in der gefordert wird, ein inklusives Bildungssystem auf allen Ebenen zu etablieren (UNO, 2006). Im Zusammenhang mit der UN-BRK wird Inklusion als ‚gute Schule für alle’ verstanden, in der alle Lernenden ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten entsprechend gefördert werden. Bei dieser Entwicklung hin zu guten Schulen für alle, die auch Kinder mit so genannt ‚schweren Behinderungen’ einschliesst, nehmen Regellehrpersonen und schulische Heilpädagog*innen eine Schlüsselrolle ein. Insbesondere ihre Einstellungen, Bedenken und Selbstwirksamkeitserwartungen im Umgang mit heterogenen Lernenden haben einen Einfluss darauf, ob sie Kinder mit Beeinträchtigungen in ihren Klassen aufzunehmen bereit sind und inwiefern sie den Unterricht inklusiv, d.h. auf die Vielfalt der Lernenden ausgerichtet, gestalten. Das Kennen der Haltungen der Lehr- und Fachpersonen, insbesondere ihrer Bedenken ist für die Forschung und Weiterentwicklung im Bereich der Inklusiven Bildung zentral. Es geht darum, die Anliegen der Fachkräfte zu kennen, diese ernst zu nehmen und Unterstützung zu bieten.

Projektteam und Kooperation

Bei diesem Projekt handelt es sich um ein Projekt des Forschungsschwerpunkts Inklusive Bildung am Institut für Forschung, Entwicklung und Evaluation der Pädagogischen Hochschule Bern. Das Schwerpunktprogramm Inklusive Bildung nimmt sich der Inklusionsthematik an, indem die drei Dimensionen des Index für Inklusion (Boban & Hinz, 2003) fokussiert werden: inklusive Kulturen (Haltungen), inklusive Strukturen (Konzepte, Rahmenbedingungen) und inklusive Praktiken (auf Heterogenität abgestimmte Unterrichts- und Zusammenarbeitsformen). Im Bereich der Kulturen/Haltungen arbeiten wir im Rahmen ländervergleichender Analysen mit Forschenden aus verschiedenen anderen Ländern zusammen, unter anderem mit Prof. Dr. Umesh Sharma von der Monash University in Melbourne (AUS), von dessen Forschungsgruppe die in diesem Projekt verwendeten Fragebogen stammen. Umesh Sharma gehört weltweit zu den führenden Forschern im Bereich inklusiver Bildung, leitet das Department "Educational Psychology and Inclusive and Special Education" an der Monash University und berät Bildungsministerien vieler Länder wie integrative Bildung in regulären Schulen umgesetzt und Lehrpersonen in diesem Pro-zess unterstützt werden können. Das Referat "Inclusion: an international perspective", das er anlässlich seines Besuchs der Pädagogischen Hochschule Bern im August 2019 hielt, ist hier einsehbar.
Die Schwerpunktleiterin Caroline Sahli Lozano hat von Januar 2019 bis Juli 2019 in Melbourne vor Ort mit Umesh Sharma zusammengearbeitet und interessante und wertvolle Einblicke in die Lehrpersonenausbildung im Bereich Inklusion, in die Forschung sowie in die australische Schulpraxis erhalten.