Projekt

Unterrichtsstörungen stellen gemäss Selbstauskünften von Lehrpersonen einen vordringlichen Belastungsfaktor für die Lehrergesundheit dar. In einer explorativen Studie soll mittels Verhaltensbeobachtung, physiologischer Stresserfassung im Feld und Fragebogen untersucht werden, inwieweit Unterrichtsstörungen bei Lehrpersonen (n = 8) physiologische Stressreaktionen auslösen. Die Lehrpersonen werden an zwei Arbeitstagen und an einem freien Tag untersucht. Zur Erfassung kurzfristiger Stressreaktionen werden die Lehrpersonen mit Sensoren zur mobilen Erfassung der Herzrate, der Herzratenvariabilität und der elektrodermalen Aktivität ausgerüstet und filmen zusätzlich mit Kamerabrillen ganze Tagesverläufe aus ihrer räumlichen Perspektive. Begleitend werden pro Tag an neun Messzeitpunkten endokrine Stressmarker (Cortisol und Alpha-Amylase) mittels Speichelproben erhoben. In den Unterrichtssituationen werden aggressive und nicht aggressive Formen von Unterrichtsstörungen erfasst und gleichzeitig wiederum die Herzrate, die Herzratenvariabilität sowie die elektrodermale Aktivität der Lehrperson mit mobilen Sensoren im Feld registriert. Dieses Vorgehen erlaubt es, physiologische Stressreaktionen in Beziehung zum aktuellen Geschehen zu setzen.

 

Fragestellungen

  1. Wie variiert die Stressbelastung von Lehrpersonen intraindividuell zwischen Arbeitstagen und unterrichtsfreien Tagen? Wie variiert die Stressbelastung intraindividuell im Tagesverlauf?
  2. Welche Formen von Unterrichtsstörungen lösen bei Lehrpersonen kurzfristig nachweisbare physiologische Stressreaktionen aus?

 

Methoden

  • Mit Kamerabrillen werden ganze Tagesverläufe von Lehrpersonen (Frei- versus Arbeitstage) aus deren Perspektive erfasst und mittels systematischer Verhaltensbeobachtung ausgewertet.
  • Über die Tagesverläufe werden nebst der mobilen kontinuierlichen Erfassung der Herzrate, der Herzratenvariabilität und der elektrodermalen Aktivität mittels Speichelprobe je 9 Messungen endokriner Stressindikatoren (Cortisol und Alpha-Amylase) vorgenommen.
  • Mit Fragebogen werden das subjektive Stresserleben und Ressourcen der Lehrpersonen erfasst.
  • Weiter wird aufgrund der niedrig inferenten Kodierung von Unterrichtsstörungen und der Messung der Herzrate, der Herzratenvariabilität und der elektrodermalen Aktivität untersucht, inwieweit Unterrichtsstörungen physiologische Stressreaktionen bei Lehrpersonen auslösen.

 

Die Bedeutung des Projektes für Schule und Ausbildung

Durch Unterrichtsstörungen ausgelöste kurzfristige verhaltensmässige Beanspruchungsreaktionen können langfristig zu physiologisch-körperlichen Beanspruchungsfolgen führen und sich negativ auf die Lehrergesundheit und die Qualität des Unterrichts auswirken. Erkenntnisse über Belastungen im Unterricht geben wertvolle Hinweise für eine gesundheitsförderliche Schulentwicklung. Weiter können physiologische Masse für Verlaufsdiagnosen in der Lehrerberatung und für Biofeedback-Interventionen genutzt werden.