Adrian Schneeberger - Schichtwerk - ein Zebra im Schnee

Technisches Gestalten

Schneeberger

Die Erkenntnisse aus verschiedenen Experimentierreihen, Literaturrecherchen und Werkstoffanalysen kommen als Zierelement in einem Schlitten zur Geltung – einem Gegenstand, dessen Zukunft in dieser Form ungewiss ist.

Schlitten gehören zu den ältesten Fortbewegungsmitteln der Menschheitsgeschichte. Ob auf gefrorenen Böden in Nordamerika oder sandigen Untergründen in Mesopotamien, Schlitten halfen verschiedenen Kulturen schwere Lasten von einem Ort an den nächsten zu ziehen. Von Pferden, Hunden oder gar Menschen gezogen, ist der Schlitten noch heute ein zentraler Bestandteil des Alltags vieler Menschen.

Die Entdeckung des Schlittens als Freizeitobjekt geht vermutlich ins 18. Jahrhundert zurück. Im Zuge des aufkommenden Alpentourismus wurden verschiedene Modelle mit unterschiedlichen Eigenschaften kreiert. Zwischen dem weltbekannten Davoser und den modernen Plastikschlitten, auch als «Bob» bekannt, wurde über die letzten Jahrzehnte eine neue Art des Schlittens populär – der Rodel.

Rodel inkorporieren traditionelle Handwerkskunst und bewährte Materialien, unterscheiden sich jedoch vom klassischen Davoser durch ihre Flexibilität. Holme und Kufen haben keine feste Verbindung und sind jeweils durch Gummilagerungen mit den Bänkchen verbunden. Dies führt dazu, dass der Rodel durch Gewichtsverlagerung lenk- und steuerbar wird.

Dieser Rodel erblickte das Licht der Welt erstmals im CAD-Zeichnungsprogramm «Fusion» von Autodesk. Die Herstellung von Urformen für die Formverleimung, die Planung der Zapfenverbindungen der Bänkchen und ihren Beinen, sowie die genaue Erschaffung der Gummilagerungen mit einem 3D-Drucker wurden dadurch erst ermöglicht. Daraus entstanden Einzelteile, welche auf den Millimeter genau zueinander passen und ohne grossen Aufwand zusammen-, sowie auseinandergebaut werden können.

Die hölzernen Elemente des Schlittens bestehen fast ausschliesslich aus 3.3 mm starken Holzfurnieren und wurden teilweise gedämpft und formverleimt. Dabei kamen Eschen- und modifiziertes Eichenholz zum Einsatz. Diese dunklen, zierenden Elemente des Rodels entstanden aus der Frage, ob Hölzer mit Farbstoffen oder Chemikalien durchgefärbt werden können. Die Imprägnierung von Hölzern, mit dem Ziel, diese dauerhafter zu machen, erfährt seit der industriellen Revolution reges Interesse. Die dunklen Eichenstreifen wurden in einem Verfahren hergestellt, welches der natürlichen Entstehung von Mooreichen ähnlich ist. Die Schienen, Schrauben und Armaturen bestehen aus rostfreiem Stahl, wobei die Schiene in kompletter Eigenregie hergestellt wurden.

Ein Rodel gemacht für schneereiche Winter – und damit vielleicht schon heute ein Anachronismus.

Material und Technik

Esche und künstlich hergestellte Mooreiche mit Edelstahlgarnituren und Cordura-Sitz.