Textiles Gestalten
Was passiert, wenn ich das nutze, was ich bereits besitze. Alte Bettwäsche, Stoffreste und geschenkte Baumwoll- und Leinenstoffe wurden zur Inspiration und Ausgangslage zugleich. Daraus entstanden fünf Kleidungsstücke: ein Blusenkleid, zwei Blusen, eine Hemdjacke und kurze Hosen. So erhält mein Deadstock ein neues, lebendiges Leben – und zeigt, dass Mode auch aus Vorhandenem wachsen kann.
Was passiert, wenn ich ausschliesslich das nutze, was ich bereits besitze? Diese Frage stand am Anfang dieser Projektarbeit. Mein Ausgangspunkt war eine umfangreiche Sammlung an Baumwoll- und Leinenstoffen, die sich über viele Jahre hinweg angesammelt hatte: alte Bettwäsche, Stoffreste, geschenkte Materialien oder Abschnitte von früheren Projekten. Auf den ersten Blick unscheinbar, eröffneten mir diese Stoffe beim genaueren Betrachten ein grosses gestalterisches Potenzial. Sie waren nicht nur Ausgangsmaterial, sondern zugleich Inspiration: Die Struktur, die Farbe oder die Menge eines Stoffstücks bestimmten, welches Kleidungsstück daraus entstehen konnte.
So habe ich mich Schritt für Schritt an fünf unterschiedliche Kleidungsstücke herangewagt. Aus einer alten Bettwäsche entstand ein Blusenkleid, das die Leichtigkeit des Stoffes neu interpretiert. Bei der Schnittmusterentwicklung einer Bluse liess ich mich von der Eleganz des Stoffes leiten und nähte daraus eine klassische Bluse. Dabei inspirierte mich ein Zwischenschritt, welchen ich aufgriff und daraus eine lockere Bluse kreierte. Eine Hemdjacke entstand aus zweierlei Stoffen, weil keiner von beiden für sich allein gereicht hätte. Gerade dieses Stück zeigt besonders eindrücklich, wie kreative Lösungen durch die Begrenzung der Materialien entstehen können. Schliesslich habe ich aus einem Rest Leinenstoff eines Vorhangs kurze Hosen genäht, die dem Material eine völlig neue Funktion geben.
Die Arbeit war für mich nicht nur eine kreative, sondern auch eine handwerkliche Herausforderung. Ich habe mir mein Wissen im textilen Gestalten autodidaktisch angeeignet, ohne eine klassische Schneider*innenausbildung. Deshalb wollte ich diese Projektarbeit auch nutzen, um gezielt neue Fertigkeiten zu erlernen.
Gleichzeitig spiegelt mein Projekt ein bewusstes Statement wider: Kreativität ist nicht zwingend an neue, teure Materialien gebunden. Im Gegenteil, durch die Auseinandersetzung mit dem Vorhandenen eröffnen sich neue Perspektiven. Die vermeintliche Begrenzung meiner finanziellen Ressourcen wurde so zum Motor für Gestaltungsfreiheit und Kreativität.
„Deadstocks – für einmal lebendig“ zeigt damit zweierlei: Einerseits, wie sich textile Fertigkeiten vertiefen und erweitern lassen, wenn man sich konsequent mit den vorhandenen Herausforderungen auseinandersetzt. Andererseits, wie aus Deadstocks Unikate entstehen können, die die Geschichte ihres Materials weiterschreiben.