Textiles Gestalten
Chapeau! Oder auch «wohl behütet» - nur zwei von vielen Sprichwörtern, die sich um dieses besondere Accessoire drehen. Der Hut war seit jeher ein «Extra» unserer Bekleidung – und doch weit mehr als nur modisches Beiwerk. Er schützt vor Witterung und Sonneneinstrahlung, dient als Statussymbol und ergänzt als i-Tüpfelchen eines Outfits den gesamten Look. Mit dem Hut ist auch ein jahrhundertealtes Handwerk verbunden, das über Generationen weiterentwickelt und stets an zeitliche und örtliche Gegebenheiten angepasst wurde. Für mich ist dieses Handwerk Passion und kreativer Ausdruck zugleich. Ich denke in Hüten. Und doch frage ich mich: Warum tragen wir heute eigentlich kaum mehr einen?
Im Rahmen meiner Projektarbeit wollte ich einerseits meiner Leidenschaft für das Hutmachen nachgehen und andererseits mein bisheriges Know-how und Wissen als Hutmacherin vertiefen. Besonders die Herstellung der «Hutformen» – also Positivformen, anhand derer ein Hut überhaupt seine definierte Form erhält – hat mich interessiert und zunehmend fasziniert. Denn ohne eine Hutform oder einen sogenannten «Hatblock» lässt sich kein geformter Hut herstellen. Die Form eines fertigen Hutes steht und fällt mit der Ursprungsform.
Im Gegensatz zu anderen Techniken und Verfahren, wie z. B. der Fotografie oder bestimmten Drucktechniken, bei denen Positiv- oder Negativformen notwendig sind, bildet beim Hutmachen die Positivform direkt die Grundlage für die Hutgestaltung – vergleichbar mit dem Tiefziehverfahren. Man spricht beim Hutmachen auch davon, «den Hut über die Form zu ziehen».
Die Herstellung von Hutformen ist eine Kunst für sich. In diese Kunst wollte ich eintauchen und Wege finden, wie sich solche Formen auch anders – vielleicht einfacher – herstellen lassen. Dazu setzte ich mich mit einem Experten im Holzschnitzen in Verbindung, um unter anderem der Frage nachzugehen, warum Hutformen meist aus Holz bestehen und welche Vorteile das mit sich bringt. Zudem interessierte mich, ob es noch weitere Materialien gibt, mit denen eine Hutform funktionieren würde. Und wenn ja: welche?
Ich führte verschiedene Experimente zur Herstellung von Hutformen durch und dokumentierte diese. Schliesslich wollte ich auch herausfinden, ob sich ein solches Verfahren im schulischen Kontext anwenden lässt.
Um diese Fragen zu beantworten, war es natürlich wichtig, auf Basis der Hutblöcke auch tatsächlich Hüte herzustellen – einerseits, um die Hutformen (die Positivformen) zu prüfen, andererseits, um die Tragbarkeit der Hüte zu evaluieren.
Bei der Umsetzung dieser Hüte ging es mir in erster Linie darum, die Formen auszuprobieren und mit unterschiedlichen Hutmaterialien zu arbeiten – um die Vielfältigkeit und Schönheit dieses traditionellen Handwerks erneut ins Bewusstsein zu rufen.
Entstanden ist eine kleine, aber feine Kollektion handgefertigter Einzelstücke.
Und welchen Hut würdest du tragen?