Bildnerisches Gestalten
Das Projekt erzählt von Menschen aus Kroatien und Bosnien, die als Jugendliche in die Schweiz kamen. Ihre persönlichen Geschichten fügen sich zu einem vielschichtigen Sammelbild aus Erinnerungen und Eindrücken.
Aus den Interviews entstehen Bildfragmente, die mit Mixed-Media-Techniken wie Collage, Malerei und Zeichnung Erinnerungsorte, Gefühle und Lebensabschnitte aus der frühen Ankommenszeit sichtbar machen.
So entsteht eine visuelle Erzählung, die diese besondere Lebensphase aus verschiedenen Blickwinkeln sammelt und in neuer Form wieder aufleben lässt.
Wie erinnern wir uns an Übergänge – an das Ankommen, das Fremdsein, das Wachsen in einem neuen Land?Dieses Kunstwerk entwickelte sich aus persönlichen Gesprächen heraus, getragen von Erinnerungen, Eindrücken und biografischen Fragmenten. Drei Personen aus Kroatien und Bosnien, die in den 1980er- und 1990er-Jahren als Jugendliche in die Schweiz kamen, haben ihre Erfahrungen in Interviews mit mir geteilt. Sie erzählten von Wegen, Gefühlen, Gerüchen, Farben und Momenten, die ihnen den Neuanfang bewusst machten.
Zwei Gespräche fanden in den vier Wänden der Interviewten statt – bei Kaffee, ruhig und vertraut. Das dritte führten wir unterwegs im Auto, zwischen zwei Terminen – spontan, nah und bewegend. Alle drei Personen erzählten mit Wärme, Offenheit und einer spürbaren Nostalgie. Ich hörte zu und hielt die Gespräche fest – als Audioaufnahme und Transkript. Auszüge daraus sind im Projekt zugänglich.
Die Gespräche enthielten viele Eindrücke, sodass es mir zunächst schwerfiel, den richtigen Einstieg zu finden. Doch genau das wurde mein Antrieb: Aus Worten Bilder entstehen zu lassen. Ich habe gemalt, gezeichnet, gedruckt, editiert und collagiert. Einzelne Bilder greifen sehr konkrete Aussagen auf – etwa die Darstellung des interviewten Musikers, der als Kind in die Schweiz kam und schon in der Primarschule seine Leidenschaft für Musik entdeckte. Andere Elemente sind abstrakter und von Gerüchen, Farben oder Stimmungen inspiriert, die in den Interviews auftauchten.
Entstanden ist ein Sammelbild, das an eine Pinnwand erinnert: vielschichtig, durcheinander und doch verbunden. Jeder Ausschnitt erzählt etwas. Die Betrachter:innen sind eingeladen, auf Spurensuche zu gehen: Was wurde gesagt, was gefühlt – und wie ist das auf der Erzählfläche sichtbar geworden?
Die Idee, ein gemeinschaftliches Werk zu schaffen, entstand nach dem Besuch der Ausstellung By the Means at Hand von Vlatka Horvat auf der Biennale 2024. Die Ausstellung thematisierte den zwischenmenschlichen Austausch und Kunst als Ergebnis von Verbindungen. Diese Inspiration führte zu dem Wunsch, ein Werk zu schaffen, das nicht nur von mir spricht, sondern erst durch andere möglich wurde. Erinnerungen teilen – und sie weitertragen.