Jonas Kuonen - Äs Stuckji Wallis

Technisches Gestalten

Kuonen

«Äs Stuckji Wallis» verbindet traditionelles Tschiffra-Handwerk mit modernem Möbelbau. Inspiriert von der fast vergessenen Flechtkunst des Wallis und unter Anleitung eines der letzten Tschiffrabauer entstand ein einzigartiges Möbelstück. Das Projekt reflektiert kulturelles Erbe, handwerkliche Präzision und zeitgenössisches Design – ein Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Funktion und Ästhetik.

Ich wollte etwas schaffen, das mehr ist als nur ein Möbelstück. Etwas, das eine Geschichte erzählt. Eine Geschichte aus dem Wallis, meiner Heimat. Dort, wo früher die Tschiffra – ein geflochtener Tragkorb – zum Alltag gehörte. Heute kennt sie kaum noch jemand. Dieses alte Handwerk droht verloren zu gehen, und genau das hat mich beschäftigt.

Das Projekt begann mit einer Erinnerung. Ich hatte einmal die Gelegenheit, Oswald Jordan in Simplon-Dorf beim Flechten einer Tschiffra zuzuschauen. Er war einer der letzten, die diese Technik wirklich beherrschten. Inzwischen ist er verstorben – und mit ihm ein grosses Stück Wissen. Ich wollte dieses Wissen nicht einfach verschwinden lassen, sondern es weiterdenken. So entstand die Idee, die Tschiffra mit modernem Möbelbau zu verbinden.

Mein Ziel war es, ein Möbel zu gestalten, das die Technik, das Material und die Bedeutung der Tschiffra sichtbar macht – aber ohne sie einfach zu kopieren. Es sollte eine eigene Sprache sprechen. Ich experimentierte viel, mit verschiedenen Holzarten, Flechttechniken, Formen. Nicht alles funktionierte auf Anhieb. Ich hatte keine Werkstatt, also arbeitete ich draussen, vor dem Haus. Viele Nachbarn blieben stehen, fragten nach, erzählten von früher. So wurde das Projekt plötzlich viel mehr als geplant. Es wurde Teil eines gemeinsamen Erinnerns.

Am Ende entstand ein Tischlein mit integrierter, selbst geflochtener Tschiffra. Sie ist durch Plexiglas sichtbar und wird sanft von LED-Licht beleuchtet. Nicht als Effekt, sondern als Zeichen: Dieses Handwerk leuchtet noch – wenn man ihm Raum gibt.

Für mich ist dieses Projekt ein Stück Wallis. Und ein Stück Zukunft. Es zeigt, wie Tradition nicht stillsteht, sondern weitergehen kann, wenn man bereit ist, hinzuschauen, zuzuhören und selber Hand anzulegen.

Material und Technik

Geflochtenes Möbelstück