Kerstin Kraus-Ruppert - (e)motion

Bildnerisches Gestalten

Rupert 1

Gefühle verändern sich. Manchmal sanft, manchmal abrupt. Jede Skulptur verkörpert einen Zustand, der sich wandelt, bricht oder auflöst. Im Animationsvideo verschmelzen Form, Bewegung und Klang zu einer Erzählung.

(e)motion untersucht die ständige Veränderung von Gefühlen und ihre Übersetzung in visuelle Formen. Ausgangspunkt ist die persönliche Beobachtung, dass Gefühle selten statisch sind. Ohne Vorwarnung verändern sie sich, überlagern einander, verschwinden oder brechen plötzlich ab. Das Projekt macht diese inneren Bewegungen sichtbar, indem es Skulpturen, Erzählung und Klang miteinander verbindet.

Der Prozess begann mit täglichen Tagebucheinträgen in Form einer Skizze. Jede Skizze hält ein präsentes Gefühl des Tages in Farbe und abstrakter Form fest. Diese bewusste Selbstbeobachtung und Auseinandersetzung dienten als Ausgangsmaterial für die Gestaltung der Skulpturen, von denen jede ein bestimmtes Gefühl verkörpert. Die Formen sind bewusst reduziert und offengehalten, um den Kern des Gefühls zwar greifbar zu machen, ohne jedoch eine konkrete Definition zu geben.

Als nächsten Schritt habe ich die einzelnen Skulpturen fotografiert. Dabei kam ein Farbfilterset zum Einsatz, mit dem ich die Farbigkeit der Belichtung gezielt verändert habe. So konnte das Licht individuell an das jeweilige Gefühl angepasst werden um die Atmosphäre der Skulptur zu verändern. Die fotografierten Skulpturen bilden die Grundlage für ein Animationsvideo, in dem die einzelnen Gefühle nacheinander in einer erzählerischen Struktur miteinander verbunden werden. Eine kurze, bewusst bruchstückhafte Geschichte verbindet die einzelnen Gefühlszustände und schafft Übergänge, die nicht immer fliessend sind. Jeder Übergang hat seine eigene Dauer, die vom erlebten Charakter des jeweiligen Gefühls bestimmt wird.

Die Inspiration für (e)motion stammt unter anderem von der Biennale in Venedig (2024), die sich dem Thema Foreigners Everywhere widmete. Dort wurden auch Werke von Menschen gezeigt, die psychische Herausforderungen erlebt haben und ihre inneren Welten durch Kunst ausdrücken. Diese Ausstellung hat verdeutlicht, wie wichtig es ist, offen über Gefühle und psychische Gesundheit zu sprechen und diese Themen in der Gesellschaft sichtbar zu machen.

(e)motion lädt die Betrachter:innen nicht nur dazu ein, die Formen zu betrachten, sondern auch den Prozess dahinter zu spüren: Entstehen, Vergehen und Neuformen der inneren Welt.

Material und Technik

Skulpturen aus Modelliermasse, Animationsvideo mit Ton