Bildnerisches Gestalten
Flüchtig oder bleibend, leicht oder schwer, von aussen unsichtbar und offen für Interpretation... Gedanken, verborgen im Innern einer Wolke, werden der Aussenwelt zugänglich, ohne sich vollständig zu offenbaren. Eine Wolke aus Draht, Kleister und weissen Servietten wird zum Raum, in dem sich das Unausgesprochene mit Filzstift und Fineliner zeigt. Ein Versuch, das Innere sichtbar zu machen und festzuhalten.
Ich habe eine Wolke aus Draht, Kleister und weissen Servietten geformt. Auf die weisse Serviettenwand im Innern habe ich versucht, mit Filzstift und Fineliner meinen Gedanken Raum zu geben und sie bildnerisch darzustellen.
Nach dem Besuch der Biennale in Venedig, wo Themen wie Herkunft, Identität und persönliche Erfahrung im Zentrum standen, wurde mir klar, dass ich meine Gedanken, Alltagsbeobachtungen, inneren Fragen und Empfindungen sichtbar machen wollte. Ob ich dies mit Malen, Zeichnen oder Basteln schaffen wollte, war noch offen. Als ich in der Berner Innenstadt unterwegs war, fiel mir ein Schaufenster auf, das mich für mein Projekt inspirierte. Im Raum des Geschäfts hingen mehrere Wolken schwebend nebeneinander. Das stimmige Gesamtbild faszinierte mich und ich beschloss, eine eigene Wolke zu kleistern und meine Gedanken in ihrem Inneren sichtbar zu machen.
Draht, Kleister, Servietten und Stifte sind einfache und leicht zugängliche Materialien. Und doch entsteht daraus ein Produkt, das leicht wirkt und gleichzeitig Substanz hat.
Die Wolke bietet für mich die ideale Form. Sie lässt sich vielseitig gestalten, ist offen für Interpretation und verbindet sich trotzdem mühelos mit dem Thema Gedanken. Wie letzteres kann sie leicht oder schwer, vergänglich oder bleibend, ruhig oder aufgeladen sein. Sie besitzt ein Innenleben und zeigt sich dennoch nur von aussen. Genau das interessiert mich. Gedanken lassen sich nicht greifen und sind doch spürbar.
Eine Wolke kann man von aussen betrachten und verschieden deuten, aber ihr Inneres bleibt der Aussenwelt verborgen, das Gleiche gilt bei der Gedankenwelt eines Menschen. Aussenstehende nehmen Mimik wahr, hören Worte und beginnen zu interpretieren. Die weisse Oberfläche meiner Wolke steht für das Offene. Nur wer genau hinsieht, erlangt Einsicht in das Verborgene.
Die Wolke ist ein Abbild von Gedanken, die sich zeigen wollen, aber nicht vollständig preisgegeben werden. Sie ist kein realistisches Abbild, sondern ein Versuch, das Innere nach aussen zu bringen.