Textiles Gestalten
Für mein Cosplay habe ich nicht einfach ein Schnittmuster übernommen, sondern es Schritt für Schritt auf meine Vorlage angepasst. Stofflagen wurden zugeschnitten, zusammengenäht, wieder aufgetrennt und neu gedacht, bis die Passform stimmte. Neben dem fertigen Kostüm sind auch die Schnittmuster zu sehen – sichtbare Spuren des Weges vom zweidimensionalen Papier zur dreidimensionalen Figur.
Für mich bedeutet nerdy nicht nur, sich für «Randthemen» zu interessieren, sondern Leidenschaft und Begeisterung für Welten zu haben, die andere vielleicht als ungewöhnlich betrachten. Es sind Videospiele, die mir neue Perspektiven auf Geschichten eröffnen, Gesellschaftsspiele wie Dungeons & Dragons, die gemeinsames Erzählen zu einem Abenteuer machen, und Animes, die in ihrer Ästhetik und Tiefe eigene Universen erschaffen. Nerdy sein heisst für mich, diese Begeisterungen ernst zu nehmen, sie als Teil meiner Identität zu sehen und aus ihnen eine Quelle der Kreativität zu machen.
Im Rahmen dieser Projektarbeit habe ich beschlossen, das Nerd-Sein nicht zu verstecken, sondern zum eigentlichen Thema zu machen. Mein Projekt untersucht, wie Präzision, Systematik und spielerische Wissbegierde zu einer eigenen gestalterischen Sprache werden können. Der Ausgangspunkt war der Designprozess selbst: Ideen sammeln, verwerfen, neu strukturieren. Jedes Stadium wurde dokumentiert, jede Entscheidung begründet, jeder Umweg sichtbar gemacht.
Statt sich in einer offenen Kartografie zu verlieren, folgte mein Projekt in vielem einem klaren, linearen Weg. Ausgangspunkt war ein bestehendes Bild, das ich mir als Referenz nahm und so genau wie möglich umzusetzen versuchte. Skizzen spielten dabei nur eine Nebenrolle – entscheidend war vielmehr die praktische Auseinandersetzung mit der Anpassung von Schnittmustern. Dieser Prozess verlangte von mir, bestehende Vorlagen zu verstehen, kritisch zu hinterfragen und Schritt für Schritt auf meine Zielvorstellung hin zu verändern.
Das Resultat ist ein konkretes Objekt. Es ist nicht vollkommen fehlerfrei, doch gerade darin spiegelt es meinen Kompetenzgewinn wider: vom ersten Versuch über Anpassungen bis zum fertigen Stück. In seiner jetzigen Form ist es für mich ein zufriedenstellendes Endprodukt, das sichtbar macht, wie sich technisches Wissen, gestalterische Entscheidungen und Ausdauer zu einem Ganzen verbinden können.
«nerdy» ist damit auch ein Statement für den TTG-Unterricht: Gestalten ist nicht nur Intuition oder Handwerk, sondern kann ausgehend von Neugier, systematischem Denken und Wissenslust neue Wege öffnen. Nerd-Sein wird zu einer Ressource – eine Brille, durch die die Welt nicht enger, sondern weiter wird.