Matea Klaric - Ton auf Ton

Bildnerisches Gestalten

Klaric

Was hören wir, wenn wir nichts sehen? Und was sehen wir, wenn Klang plötzlich Form annimmt? 

Diese Arbeit übersetzt unsichtbare Schwingungen in sichtbare Strukturen. Sechs Chladnifiguren aus Ton reagieren mit Licht auf bestimmte Frequenzen. Klang wird zum Impuls, der Materie ordnet. Ein Lautsprecher trifft auf eine Platte. Sand beginnt zu tanzen. Chaos wird zu Muster. Was vorher nur hörbar war, wird nun körperlich. 

Wie viel Ordnung steckt im Lärm? Und was sagt das über die Welt, in der wir schwingen?

Frequenzen begegnen uns überall – in der Musik, im Lärm der Stadt, im Wind, der durch die Bäume streicht, und sogar in der Stille, wenn unser Herz im eigenen Rhythmus schlägt. Was wir in der Regel nur hören, war Ausgangspunkt für mein Werk: die Frage, wie man Klang sichtbar machen kann und was dabei entsteht, wenn sich Schall in Form verwandelt. 

In meiner Arbeit Ton auf Ton habe ich mich mit Chladnischen Klangfiguren auseinandergesetzt. Mit feinen, geometrischen Mustern, die entstehen, wenn eine Metallplatte in Schwingung versetzt wird und sich Sand oder feines Pulver entlang der Knotenlinien sammelt. Diese Figuren sind Momentaufnahmen von Klang – sichtbare Resonanzmuster, die physikalisch entstehen, wenn Frequenzen auf Materie treffen. Sie faszinieren mich, weil sie einen Zwischenraum darstellen: zwischen Ordnung und Chaos, zwischen Energie und Struktur, zwischen Unsichtbarem und Sichtbarem. 

Um die Formen sichtbar zu machen, habe ich sechs Chladnifiguren aus Modellierton gefertigt und auf eine Holzplatte montiert. Integrierte LEDs, verbunden mit einem Mikrofon, lassen jeweils eine Figur aufleuchten, sobald ein bestimmter Frequenzbereich erkannt wird. Besucherinnen und Besucher können selbst Klänge erzeugen und mit einer steuerbaren Chladni-Platte die Entstehung der Muster direkt beobachten. 

Während des Prozesses habe ich mich auch mit kunsthistorischen Bezügen beschäftigt. Besonders prägend war das Werk von Ernst Chladni, der als Pionier der Klangvisualisierung gilt. Darüber hinaus inspirierten mich zeitgenössische Positionen wie Ryoji Ikeda oder Zimoun, deren Arbeiten den Grenzbereich zwischen Klang, Raum und visueller Struktur ausloten. 

Besonders spannend war es, zu erleben, wie aus Entropie – also aus zufälligen Schwingungen und ungerichteter Energie – plötzlich erkennbare Strukturen entstehen. Diese Erfahrung zieht sich nicht nur durch das physikalische Phänomen der Klangfiguren, sondern auch durch den gesamten Entstehungsprozess meines Projekts: vom offenen Experiment über intuitive Entscheidungen bis hin zu einem fertigen Werk, das die Betrachtenden zur Interaktion einlädt. 

Ton auf Ton ist also nicht nur eine Betrachtung der sichtbaren Ordnung von Frequenzen, sondern auch ein Versuch, künstlerisch zu erfassen, wie Klang und Materie sich gegenseitig beeinflussen und wie wir als Menschen selbst Teil dieser Resonanz werden.

Material und Technik

Ton 6 mal 20cmx20cm, Holzplatte 62cm x 84cm, LEDs, Mikrofon, Lautsprecher, Elektronik