Meret Seiler - Geschichten (auf)bewahren

Textiles Gestalten

Seiler

Dieses Projekt verbindet textile Gestaltung mit dem kulturellen Brauch der Aussteuer. Geerbte Leintücher, ein Teil familiärer Mitgiften, werden mit Naturfarben gefärbt, neu belebt und zu funktionalen Behältnissen verarbeitet. Dabei entstehen nicht nur gestalterische (Lern)-Prozesse und neue Objekte, sondern auch ein Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Im Zentrum steht die Frage, wie durch Design Erinnerungen bewahrt, Bedeutungen transformiert und Materialien in einen neuen Lebenszyklus überführt werden können.

Ausgangspunkt meines Projekts war die Frage, wie sich alte Leintücher, einst Teil einer Aussteuer, in neue, funktionale und bedeutungsvolle Alltagsobjekte verwandeln lassen. Die Idee entstand aus dem Wunsch, textile Ressourcen zu bewahren und gleichzeitig persönliche sowie kulturelle Geschichten sichtbar zu machen.

In der Phase der Ideenfindung setzte ich mich mit der Geschichte der Aussteuer auseinander, führte Gespräche mit meinen Grosseltern und recherchierte zur Leinenproduktion in der Schweiz. Parallel dazu begann ich mit der Recherche über das Färben mit Naturfarben. Dabei wurde mir bewusst, wie komplex und zeitintensiv dieser Prozess ist – sowohl chemisch als auch gestalterisch. Gespräche mit einer Fachperson sowie der Besuch einer Fachtagung vertieften mein Wissen und führten zu neuen Impulsen, etwa zur Technik des Beizendrucks oder -malerei.

Im weiteren Verlauf entwickelte ich die Idee, die gefärbten Leintücher zu Behältnissen weiterzuverarbeiten. Dabei standen Fragen der Schnittgewinnung, Stabilität und Funktion im Zentrum. Durch das Experimentieren mit verschiedenen Formen und Techniken, etwa die Mola-Technik, entstanden erste Prototypen. 

Die Realisierungsphase war geprägt von iterativen Anpassungen: Welche Farben halten? Welche Form ist funktional und ästhetisch? Welche Nähtechniken eignen sich für meine Zielstufe (Primarstufe) im Unterricht? Der Designprozess war nicht linear, sondern geprägt von Rückschritten, Erkenntnissen und Weiterentwicklungen. So funktionierte beispielsweise das Färben nicht wie geplant. Die Farben sind leider kaum waschecht und nur noch leicht auf dem Textil erkennbar. Dadurch entschied ich mich für bunte Monogramme der einstigen Besitzerin der Leintücher – MH. Ihr Monogramm entdeckte ich auf einer ebenfalls geerbten Stoffserviette. Dadurch steht die Verbindung zur Herkunft der Stoffe im Zentrum und ermöglicht es, die verschiedenfarbigen Stoffe miteinander zu kombinieren. 

Das Projekt verbindet kulturelles Erbe, Nachhaltigkeit und Gestaltung. 

Material und Technik

Leintuch (Leine und Halbleine), natürlich gefärbt und zu Behältnissen verarbeitet, Monogramm der einstigen Besitzerin (MH) mittels der Mola-Technik maschinell gestickt