Bildnerisches Gestalten
Ein Versuch, digitale Phänomene und Kulturelemente des digitalen Zeitalters einzufangen. Das Internet dient vielen Subkulturen als Ort des Austauschs – doch was geschieht, wenn sie in den Mainstream sickern?
Eine Arbeit, die sich zwischen Verschwörungstheorien, Faszination und politischen Extremen bewegt.
Die Frage, die bleibt: Können wir überhaupt noch offline gehen?
Mit dieser Reihe möchte ich den ständigen Strom aus Nachrichten, Memes, viralen Videos und Internetfiguren verarbeiten. Brainrot – also das „Verfaulen“ des Gehirns – beschreibt für mich den Zustand, wenn zu viele Informationen unser Denken überfluten und verändern.
Statt mit KI-generierten Bildern zu arbeiten, habe ich mich für analoge Collagen entschieden. Diese Technik schränkt mich ein – und genau das wollte ich. Ich kann nur mit dem arbeiten, was ich vor mir habe: Ausschnitte aus Magazinen, Fotos, Drucke. Jede Auswahl ist ein klarer Schritt, jede Anordnung eine bewusste Entscheidung. Aus dieser Begrenzung entsteht Kreativität. So wie ich aus dem endlosen Strom an Eindrücken nur bestimmte Momente herausgreife, wähle ich in der Collage einzelne Fragmente, um sie neu zu kombinieren.
In meinen Bildern ist das Wichtigste oft am größten dargestellt. Das ist eine Technik, die es schon in der Kunstgeschichte gab, besonders im Mittelalter und in der byzantinischen Kunst. Damals entschied nicht die Perspektive, sondern die Bedeutung über die Größe einer Figur. Die goldenen Heiligenscheine in meinen Collagen sind ein direktes Zitat aus der christlichen Ikonenmalerei. Sie heben einzelne Personen hervor – zwischen ehrfürchtiger Darstellung und ironischem Kommentar.
Die Collagen verbinden Gesichter, Symbole, Landschaften und Szenen aus der digitalen Welt. Influencer, Nachrichtenbilder und popkulturelle Motive treffen hier aufeinander. Online erscheinen solche Bilder oft nur für Sekunden. In meinen Arbeiten bleiben sie, lösen sich vom ursprünglichen Zusammenhang und bilden neue, manchmal absurde, manchmal nachdenkliche Begegnungen.
Brainrot ist eine Kritik aber auch eine Einladung, die schnelle Bilderflut zu verlangsamen. Die Collage ist für mich ein Gegenpol zur endlosen und perfekten Produktion von KI: handgemacht, begrenzt, fragmentiert – und gerade deshalb voller Leben.