Simon Läderach - Full Sleeve

Bildnerisches Gestalten

Läderach

Ein Gipsabguss meines eigenen Arms dient als dreidimensionale Leinwand für ein individuell entworfenes Tattoo. Durch diese Technik kann das Motiv in Originalgrösse, Körperform und räumlicher Wirkung erprobt werden, bevor es als dauerhaftes Tattoo auf meine Haut übertragen wird.

Tätowierungen sind seit Jahrtausenden ein Ausdruck von Identität, Zugehörigkeit und künstlerischem Gestaltungswillen. In meiner Projektarbeit kombiniere ich diese Tradition mit einem experimentellen Vorgehen. Der Ausgangspunkt ist ein Gipsabguss meines eigenen Arms, der mir als dreidimensionale und massstabsgetreue Vorlage dient. Auf dieser Oberfläche entwerfe ich ein Tattoo, das in ähnlicher Form später dauerhaft auf meine Haut übertragen werden soll.

Nachdem der Arm gegossen war, begann die aufwendige Bearbeitung der Oberfläche. Löcher und Spalten liess ich bewusst bestehen, um deutlich zu machen, dass es sich nicht um einen lebendigen Arm handelt, sondern um ein künstliches Modell. Diese kleinen Unregelmässigkeiten wurden später Teil der Gestaltung und verliehen der Arbeit eine eigene Materialästhetik.

Mit der gefundenen Komposition stellte sich die Frage nach der geeigneten Technik. Erste Versuche mit Posca-Stiften erwiesen sich als ungeeignet, da Schattierungen kaum möglich waren. Nach längerem Ausprobieren entschied ich mich für den Einsatz von Graphit, dessen weiche Abstufungen sich hervorragend für die gewünschte Wirkung eigneten. Die Schattierungen konnte ich durch vorsichtiges Verwischen mit Watte erzeugen, was dem Tattoo mehr Tiefe und Plastizität verlieh.

Vor und nach dem Bemalen grundierte ich den Arm mit Acryl, um eine bessere Haftung zu erzielen. Diese Grundierung blätterte an einigen Stellen leicht ab, was in Kombination mit den vorhandenen Löchern und Spalten eine zusätzliche gestalterische Herausforderung darstellte. So entstand eine spannende Verbindung von kontrollierter Zeichnung und unberechenbarer Oberflächenstruktur.

Kunsthistorisch knüpft mein Projekt an verschiedene Traditionen an. Von polynesischen Tätowierkulturen über japanische Irezumi bis hin zu zeitgenössischen westlichen Tattoo-Styles ist die Körperkunst stets auch ein Medium der Selbstinszenierung und Erzählung. Indem ich das Motiv zunächst auf einem Gipsmodell realisiere, entsteht ein Zwischenschritt zwischen Idee und permanenter Umsetzung. Ein Prototyp, der sowohl gestalterisch frei als auch technisch präzise sein kann.

Die Arbeit ist somit nicht nur ein Entwurf, sondern auch ein eigenständiges Kunstobjekt. Sie erlaubt eine Auseinandersetzung mit der Frage, wie sich Körperkunst von der zweidimensionalen Vorlage zu einem vollumfänglich räumlichen Werk entwickelt, und wie sich persönliche Symbolik in eine dauerhafte Form übersetzen lässt.

Material und Technik

Gips, Graphitstifte, Acryl (Grundierung), Watte