Bildnerisches Gestalten
Wenn aus Weichem Hartes wird, kann es dennoch verformbar, flexibel, weich und elastisch wirken? Die Objekte spiegeln eine Transformation wider, die diese Illusion unterstützt und den Blick auf Material, Form und Wahrnehmung herausfordert. Zwischen Realität und Täuschung laden sie dazu ein, Festigkeit neu zu fühlen.
Kontraste und Gegensätze in der Kunst haben mich schon immer fasziniert: Chaos versus Ruhe, Leere versus dicht gestaltete Flächen, Farbigkeit versus Monotonie oder Perfektion versus Mut zur Lücke. All diese Stile und Philosophien besitzen für mich eine große Wirkungskraft und können äußerst spannende Werke hervorbringen. Auch in meinem Projekt wollte ich mich dieser Thematik widmen.
In der Anfangsphase fiel einmal der Begriff Oxymoron, der mir im Zusammenhang mit meinem Vorhaben sofort gefiel. Kann ich einen Widerspruch in sich selbst gestalterisch mit Ton umsetzen? Da Ton in gebrannter Form hart ist, wollte ich etwas modellieren, das weich erscheint.
Bei der Form überlegte ich zunächst, ob ich die Illusion durch eine naturgetreue Abbildung eines weichen Gegenstands erreichen oder eine organische, von realen Objekten losgelöste Form wählen sollte. Außerdem stellte sich die Frage, ob eine Serie notwendig wäre, um die gewünschte Wirkung zu erzielen, oder ob ein einzelnes Objekt ausreicht.
Durch Erprobungen und praktisches Arbeiten wurde mir klar, dass ich organische Formen bevorzugen würde, da sie mehr Interpretationsspielraum lassen. Ebenso zeigte sich, dass eine Serie von drei bis vier Objekten, die sich eventuell in der Form verändern, die Wirkung verstärken kann, weil sie so Verformbarkeit oder Elastizität andeuten können.
Farblich ließ ich mich stark von meinen ursprünglichen Inspirationen leiten: dem pinken, weichen und organisch wirkenden Kaugummi, dem pudermatten rosa Marshmallow und den roten Blutkörperchen. Diese Eindrücke bestimmten meine vier Farbtöne.
Spannend war auch die Wirkung von glänzenden und matten Glasuren. Die Meinungen, welche Oberfläche weicher wirke, gingen stark auseinander. Praktischerweise hatte ich bei zwei der bestellten Glasuren nicht bemerkt, dass es sich um matte handelt. Was mir zunächst eine kleine Krise bescherte, eröffnete zugleich die Möglichkeit, das geplante Endergebnis zu hinterfragen und mit den Glasuren zu experimentieren – etwa durch Mischen, Übereinanderschichten oder Kombinieren. Grundsätzlich war die Arbeit mit Ton immer wieder ein Pokern und Hoffen: dass alles ohne Risse trocknet, dass die Objekte den Rohbrand überstehen oder dass die Glasur gleichmäßig ausläuft und nicht tropft. Es war ein ständiges Bangen und die Einsicht, dass man nicht alles kontrollieren kann. Wie oben erwähnt, eben Perfektion versus Mut zum Misserfolg.