Sophie Bohler - Wenn Mode keine Grössen kennt.

Textiles Gestalten

Bohler

Dieses Projekt entstand aus einer Beobachtung, die weh tut: Wer einen Oversize-Körper hat, findet im Laden oft nur sackartige Schnitte, fade Farben, altmodische Muster. Und während im Schaufenster eine traumhafte Bluse in Grösse 36 glänzt, bleibt Grösse 54 leer. Ich wollte das nicht hinnehmen. Mein Projekt zeigt, dass Oversize sehr wohl aufregend, wild und modisch sein kann. Mode darf nicht in Zahlen gefangen bleiben, sie muss grösser, weiter, freier gedacht werden, damit jedes Kleidungsstück so einzigartig ist wie der Mensch, der es trägt.

Dieses Projekt entstand aus einer Beobachtung, die nicht zu übersehen ist: Mode in grossen Grössen wird nach wie vor stiefmütterlich behandelt. Wer einen Oversize-Körper hat, findet im Laden (ausser es sind bewusst Oversize-Läden) meist nur sackartige Schnitte, gedeckte Farben und wenig inspirierende Muster. Dahinter steckt die implizite Botschaft, dass modische Kleidung nur bis zu einer bestimmten Kleidergrösse „erlaubt“ sei. Ich wollte das nicht hinnehmen. Mein Projekt zeigt, dass Oversize aufregend, modisch und vielfältig sein kann und dass jede Person verdient, sich in ihrer Kleidung schön, stark und selbstbewusst zu fühlen. Im Rahmen meiner Abschlussarbeit im Textilen Gestalten habe ich mich intensiv mit Farben, Formen und Schnitten auseinandergesetzt. Der Fokus lag auf dem Entwerfen und Nähen zweier Kleidungsstücke: einer Wickelbluse und eines Wickelkleides. Beide Stücke habe ich aus Baumwollstoff mit floralem Print gefertigt. Ein Muster, das von meiner Trägerin selbst ausgewählt wurde, weil es ihre Persönlichkeit am besten widerspiegelt. Die bewusste Entscheidung, die Vorlieben der Trägerin einzubeziehen, unterstreicht den Gedanken der Inklusion: Mode soll nicht diktieren, sondern ermöglichen. Die Verarbeitung der Stücke zeigt, dass funktionale Details und ästhetische Raffinesse Hand in Hand gehen können. Das Wickelkleid ist mit Princessnähten verarbeitet, die sich dem Körper anschmiegen und gerade bei grösserer Oberweite einen optimalen Sitz ermöglichen. So entsteht ein Kleid, das nicht nur bequem, sondern auch schmeichelhaft ist. Die Wickelbluse erhält durch Raffungen an den Übergängen zu den Bindebändern eine besondere Dynamik. Dadurch wirkt sie leicht, verspielt und lässt sich individuell anpassen. Ein Kontrast zu den starren, einheitlichen Schnitten, die man sonst im Oversize-Bereich findet. Mit diesem Projekt dokumentiere ich nicht nur den handwerklichen Prozess des Nähens, sondern auch eine Haltung. Es geht um das Sichtbarmachen von Körpern, die in der Modeindustrie oft ignoriert werden. Mode darf nicht auf Zahlen reduziert werden. Sie muss grösser, freier und vielfältiger gedacht werden. Jedes Kleidungsstück soll so einzigartig sein wie die Person, die es trägt. Mein Projekt versteht sich daher als Plädoyer für eine inklusive Modewelt, die Schönheit in allen Grössen anerkennt und feiert.

Material und Technik

Wickelbluse und Kleid mit Wickeloberteil in Grösse 54.