Vildana Suljkovic - Poreklo

Bildnerisches Gestalten

Suljkovic

Bild: Poreklo – serbisch für ‚Herkunft‘ – ist eine gemalte Collage, die ausgewählte Elemente der balkanischen und ex-jugoslawischen Kultur vereint. 

Installation: Die Installation versammelt Gegenstände, die tief mit der Alltagskultur des Balkans verbunden sind: ein weisser Plastikstuhl, alte Ex-Yu-Musikkassetten, traditionelles Gebäck, eine Džezva und ein Kilim. Zusammen erzeugen sie einen Raum, in dem Erinnerungen, Klänge, Düfte und Bilder einer geteilten Herkunft lebendig werden.

Poreklo – serbisch für „Herkunft“ – ist wie ein Mosaik aus Erinnerungen, Orten, Klängen und Gegenständen aufgebaut. In der Schweiz geboren und verwurzelt, trage ich seit meiner Kindheit die Ästhetik des Balkans in mir: den Duft von Kaffee aus der Džezva, die Muster eines Kilims, den Geschmack von Burek oder Ajvar. Sie klingt in Liedern grosser Ex-Yu-Sänger und Bands nach, deren Texte für viele in der Diaspora ein Bindeglied zur Vergangenheit und kollektives Gedächtnis sind.

Das Biennale-Thema Foreigners everywhere wurde für mich zum Auslöser, meine Herkunft ins Zentrum einer künstlerischen Arbeit zu stellen. Anfangs wusste ich nicht, wohin mich der Weg führen würde, bis mir klar wurde: Der Prozess ist das Ziel. Das erinnert mich an meinen Grossvater, der in den 1980er-Jahren als Gastarbeiter in die Schweiz kam – ohne Gewissheit, nur mit der Hoffnung auf etwas Gutes. Seine Entscheidung, begleitet von Hürden und Heimweh, legte unbewusst den Grundstein für dieses Werk.

In Poreklo vereinen sich Elemente der ex-jugoslawischen Alltags- und Popkultur: kyrillische Schriftzüge, eine „Zabraneto pušenje“-Tafel, rote Paprika, Dorfplatzszenen mit Plastikstühlen, jugoslawische Briefmarken, ein Ex-Yu-Pass, farbige Textilfelder, Liedtextausschnitte – teils nostalgisch, teils politisch. Diese Fragmente sind als Erinnerungsinseln angeordnet, die sich frei über die Bildfläche verbinden.

Zentral ist der Bezug zum Sandžak, einer Region zwischen Serbien und Montenegro, die seit Jahrhunderten ein kultureller Schmelztiegel ist und doch weitgehend unbekannt bleibt. Auch meine familiären Wurzeln liegen dort, in einem Leben zwischen Grenzen, Sprachen, Religionen. Ebenso prägend ist Skopje, die Stadt, in der meine Eltern aufwuchsen und die für mich ein zweites Zuhause ist. Besuche bei meiner Familie, Strassen, Märkte, Gerüche und Klänge dieser Stadt fliessen direkt in meine Arbeit ein.

Der Prozess war experimentell: Skizzen, Übermalungen, spontane Änderungen. Die Komposition verbindet Wärme und Brüche dieser Kultur, inspiriert von naiver Malerei Südosteuropas und zeitgenössischer Migrationskunst.

So entstand ein Werk, das persönliche Geschichte und kollektive Erfahrung vereint: das Leben zwischen mehreren kulturellen Räumen. Poreklo verwebt Eindrücke aus dem ehemaligen Jugoslawien, dem Sandžak und Skopje. Die Präsentation des Werks an der PHBern schlägt zugleich eine Brücke zu meiner zweiten Heimat, der Schweiz, und macht sichtbar, dass meine Identität aus mehreren Welten besteht.

Material und Technik

Bild: Leinwände, Karton, Acrylfarbe, Acrylstife, Fineliner, Leim

Installation: Plastikstuhl, Kommode, Teppich, Kaffeekanne & -Tasse, Gebäck, Kasetten