"Ich bin am richtigen Ort", sagt Loredana Condreas, 51 Jahre alt und Studentin am Institut Sekundarstufe I. Bald wird sie ihren Bachelorabschluss in der Tasche haben. Ihr Weg bis hierhin war kein geradliniger – und auch kein selbstverständlicher. Loredana Condreas ist eine Quereinsteigerin in den Lehrberuf. 1974 geboren und mit zehn Jahren mit der Familie in die Schweiz eingewandert. Nach der Realschule folgte eine KV-Lehre. Bis 35 arbeitete sie in diversen Branchen als kaufmännische Angestellte und reiste um die Welt. Dann kamen die Familienjahre. Als dreifache Mutter war sie rundum beschäftigt, hatte ein Teilzeitpensum im Büro, war engagiert (bspw. im Elternrat) und jonglierte vieles gleichzeitig. "Dann kam Corona und ich spürte, etwas muss sich verändern. Ich wollte etwas Neues anpacken."
Bei ihrer Recherche, wie sie sich beruflich weiterentwickeln könnte, kam ihr ursprünglicher Traumberuf Lehrerin wieder zum Vorschein. "Ich habe es immer geliebt, jemandem etwas beizubringen und meine Sprachen anzuwenden." Loredana Condreas macht sich zielstrebig auf den Weg: 2021 startet sie den Vorbereitungskurs, 2022 beginnt sie ihr Studium in den Fachbereichen Französisch, Englisch, Italienisch und ERG (Ethik, Religionen und Gemeinschaften).
"Man kann nur wachsen"
"Meine Familie musste viel auf mich verzichten. Auch finanziell war es zeitweise eng", so die 51-Jährige. Denn das berufsbegleitende Studium ist intensiv. "Ich bereue es aber nicht, diesen Schritt gemacht zu haben. Die Qualität der Ausbildung und die Fachkompetenzen, die vermittelt werden, sind hochstehend. Wenn du von den zahlreichen Angeboten Gebrauch machst, die Inputs aufnimmst, dann kannst du nur wachsen." Heute fühlt sie sich kompetent, vor einer Klasse zu stehen, weil sie die Theorie, die sie im Studium erlernt, im Klassenzimmer anwenden kann – und umgekehrt. "Die vielen Puzzleteile setzen sich dann im Unterricht zusammen." Besonders prägend waren die Praktika: "Da merkt man erst, was man schon kann – und was noch fehlt." Berufserfahrung sammelt Loredana Condreas jetzt mit der Festanstellung als Co-Klassenlehrerin am Oberstufenzentrum Herzogenbuchsee, wo sie 13 Lektionen unterrichtet.
"Viel Stoff, aber Gold wert"
Sie hat von allen Modulen das Beste mitgenommen. Vor allem in Fachdidaktik, Mikro- und Makroplanung, Klassenführung, Organisation und Forschung sowie Zusammenarbeit und Kommunikation hat sie viel dazugelernt. Klar, das Gesamtpaket – von Schulsystem über Bildungspolitik bis hin zu den Rechten und Pflichten als Lehrkraft – ist "zwar viel Stoff, aber eben auch Gold wert". Das Studium fordert Loredana Condreas heraus, sich intensiv mit ihrem eigenen Unterricht auseinanderzusetzen – und sie nimmt diese Verantwortung mit Freude und einem Augenzwinkern an: "Ich will 100 Prozent geben, komme gut vorbereitet in die Klassen, bleibe spontan und authentisch – und, ganz wichtig: Ich habe dabei auch Spass!"
"Nur Mutter sein reicht nicht"
Als Mutter dreier schulpflichtiger Kinder bringt Loredana Condreas Lebenserfahrung mit. Doch sie betont: "Nur Mutter sein reicht nicht aus, um vor einer Klasse zu stehen." Sie hat in ihrer Laufbahn viel über Qualität gelernt: "Ich weiss, was gute Qualität ist. Eine gute Ausbildung ist eine Investition, die sich ein Leben lang auszahlt. Und deshalb bin an der PHBern – weil ich von erfahrenen Fachleuten lernen will." Ihr Berufsverständnis ist klar: "Ich arbeite auf Beziehungen hin, von Anfang an. Während meines letztjährigen Sprachaufenthalts in England riet mir meine Gastgeberin (und pensionierte Lehrerin) ‘be firm and fair – sei bestimmt und fair’. Ich will fordern und gleichzeitig zeigen, dass man offen sein und sich entwickeln darf."
Im Studium habe sie auch gelernt, sich selbst zu hinterfragen, offenzubleiben sowie eigene Fehler zuzulassen. Diese Haltung prägt ihr pädagogisches Selbstverständnis: "Ich bemühe mich, auf die Schülerinnen und Schüler einzugehen und zu verstehen, warum etwas nicht funktioniert. Vertrauen schenken, aber auch aufmerksam zuzuhören und die individuellen Lernfortschritte wertzuschätzen – das ist wertvoll!"
"Sechser im Lotto und Weihnachten gleichzeitig"
Dass Loredana Condreas an der PHBern studiert, hat neben der Qualität der Ausbildung weitere Gründe: die geografische Nähe, das flexible Angebot, die Offenheit der Institution, die kantonalen Subventionen – und auch ihre ganz persönliche Geschichte. "Mein Vater wollte Apotheker werden. Er konnte leider nicht studieren und sah die Zukunftsaussichten der ganzen Familie in der Auswanderung. Dank des durchlässigen Bildungssystems in der Schweiz kann ich jetzt studieren – das ist wie ein Sechser im Lotto und Weihnachten gleichzeitig. Mein Vater konnte seinen Traum nie verwirklichen, ich schon."
Die Begleitung durch die Dozierenden beschreibt sie als professionell und wohlwollend zugleich: "Es gibt zwar klare Vorgaben, aber auch ein offenes Ohr und die Bereitschaft, Alternativen zu finden."
Was bleibt? Ein starkes Gefühl der Befähigung. Und grosse Dankbarkeit: "Wenn ich ein Studium mit 850 Franken Semestergebühren machen darf, dann ist das ein Joker." Diese Gelegenheit lässt sie sich nicht entgehen. Wenn Loredana Condreas etwas macht, dann richtig.
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