Austauschen und Teilen: In der Praxisbegleitgruppe für Berufseinsteigende

Über Erfolge und Misserfolge im Schulalltag sprechen, sich mit anderen jungen Lehrpersonen austauschen, den eigenen Unterricht überdenken, Gelassenheit entwickeln, blinde Flecken vermeiden – all dies soll die Praxisbegleitgruppe für Berufseinsteigende der PHBern ermöglichen.
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Eigentlich haben sie gar keine Zeit, sich im August, kurz nach dem Start als Lehrerinnen an einem Kindergarten oder einer Unterstufenklasse am Institut für Weiterbildung und Medienbildung (IWM) der PHBern zu treffen. Zu vieles ist noch neu, manches unklar, der Elternabend noch nicht fertig vorbereitet und der Austausch mit der Mentorin noch fast dringender. Und doch sind Marina, Natalie, Laura und Annina zusammengekommen, um mit der Dozentin Verena Meuli in die ersten drei von 18 Kursstunden zu starten. Das erste Treffen findet am Standort des IWM statt. Weitere Sitzungen sollen übers Schuljahr verteilt an den Wirkungsstätten der Teilnehmerinnen durchgeführt werden.

Die vier jungen Frauen berichten von ihrem Start und den ganz unterschiedlichen Schul- und Kindergartenräumen, die sie dabei angetroffen haben. Hier ein Kindergarten, in dem zwölf Vierjährige provisorisch in einem ehemaligen Bürogebäude unterrichtet werden. Da einer, der voll in die Schule integriert ist. Dort eine 1./2. Klasse mit 25 Kindern, mit denen die Lehrerin nicht im Kreis sitzen kann, weil das Klassenzimmer viel zu klein ist. Bei all den Unterschieden gibt es aber auch viel Gemeinsames: Alle vier haben sich nach dem Studium sehr auf den Start mit der eigenen Klasse gefreut. Alle vier haben hohe Erwartungen an sich selbst, wollen aber auch den Erwartungen der Kinder, der Eltern, aber auch der Kolleginnen und Kollegen sowie der Schulleitung gerecht werden.

Die erste Woche war etwas chaotisch …
«Heute ging während des Unterrichts der Feueralarm los – zum Glück war es nur ein Fehlalarm», erzählt Laura. Sie sagt auch, dass sie müde ist und manchmal bis am Abend spät mit Planen und Vorbereiten beschäftigt ist. «Die erste Woche war ziemlich chaotisch, nun läuft jeder Tag strukturierter ab», berichtet Annina mit einem Seufzer. Heute seien im Sportunterricht zwei Kinder zusammengestossen – zum Glück ohne gravierende Verletzungen. Trotzdem war der Zwischenfall mit einem beachtlichen Adrenalinschub verbunden. Sehr gut seien einzelne Lektionen im Teamteaching. Diese würden Zeit verschaffen, um die Kinder zu beobachten und das eigene Tun zu reflektieren.

Marina ist als Tochter eines Schweizer Paares in Kanada aufgewachsen und erst seit wenigen Wochen in der Schweiz. «Ich bin gut gestartet, vieles ist mir aber noch unbekannt. Ich muss mir viel Zeit zum Ankommen nehmen.» Dieses Vorgehen wird reihum begrüsst und empfohlen. Laura sagt dazu: «Im Austausch mit der Mentorin habe ich gelernt, dass ich zu Beginn keine überhöhten Ansprüche an meinen Unterricht haben sollte. Ich will vor allem auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen und mich nicht mit erfahrenen Lehrpersonen vergleichen, die schon sehr routiniert unterwegs sind.» Natalie möchte so rasch wie möglich die vielen organisatorischen Dinge in den Griff bekommen, um sich dann auf die einzelnen Kinder konzentrieren zu können.

All diese Fragen und Herausforderungen sind der Dozentin Verena Meuli bekannt und bewusst. Sie will primär den Austausch unter den Berufseinsteigenden ermöglichen, sie aber auch gezielt darauf hinweisen, dass sie sich während ihrer Grundausbildung schon sehr viele Kompetenzen erworben haben, die sie jetzt zum Bewältigen des Schullalltages anwenden können und auch anwenden müssen: «Die Weiterentwicklung der in der Grundausbildung angelegten theoriegeleiteten Praxisreflexion ist zentral.»

Gleichzeitig stehen in der Praxisbegleitgruppe die Fragen und Anliegen der Teilnehmenden im Mittelpunkt. Und davon gibt es viele. Die vier Frauen sind sich sehr bewusst, dass jeder Tag zusätzliche Erfahrungen bringt, der Start nach den Herbstferien bereits routinierter sein wird als jener im August und auch das Engagement in der Begleitgruppe wieder neue Ressourcen freispielt. «Ich will mich möglichst rasch und gut vernetzen», hat sich Marina zum Ziel gesetzt. Die anderen nicken.

Was empfehlen die vier jungen Frauen den heutigen PHBern- Studierenden, die in einem Jahr mitten im Berufseinstieg stehen werden?
«Nutzt jedes Praktikum, um möglichst viele guten Ideen zu gewinnen – ihr werdet sie brauchen können!», rät Laura. «Die Elternarbeit wird im Studium nur am Rande thematisiert. Schaut, dass ihr euch im Praktikum mit der Elternarbeit vertraut machen könnt», empfiehlt Natalie. Im Gespräch wird rasch klar: So unterschiedlich wie die Kindergartenräume und die Kinder sind auch die Kompetenzen, die die vier Lehrerinnen in den nächsten Monaten und Jahren in der Praxis laufend erwerben werden. Einige wenden sie bereits hervorragend an: Das gegenseitige Austauschen von Erfahrungen, das Teilen von Unterrichtsmaterialien und der gegenseitige Aufruf, mit Gelassenheit den Herausforderungen des Lehrberufes zu begegnen – auch wenn dies nicht immer einfach ist.