Ein digitales Modell für die Schulkulturanalyse

Jede Schule hat ihre eigene Kultur. Damit sie bewusst gelebt und gestaltet werden kann, hat die PHBern vor rund zehn Jahren das Modell des Schul-Kultur-Würfels entworfen. Neu gibt es dieses jetzt auch als flexible Onlinelösung.
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Neu am Schul-Kultur-Würfel-Modell sei eigentlich nichts, erklärt Eveline Iannelli, Dozentin an der PHBern, gleichmütig. Aber: Der Würfel steht nun auch online zur Verfügung und kann – ohne komplizierte Installation – mit einem Log-in für alle Beteiligten online bewirtschaftet werden. Das sei ein Meilenstein, findet die Schulkulturexpertin, die den Würfel 2008 gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe der PHBern entwickelt hat. Der Schul-Kultur-Würfel ist ein Modell, mit dem man Aspekte der Schulkultur und des Schulklimas beleuchten und gestalten kann. Etwas Elementares für jede Schulleitung und alle Akteurinnen und Akteure an der Schule, wie Eveline Iannelli mit Nachdruck klarstellt. Die digitale Form sorgt für mehr Nachhaltigkeit, denn die Onlinelösung dokumentiert und sichert die Aufbewahrung der geleisteten Kulturentwicklungsarbeit an den Schulen. "Der Mehrwert besteht darin, dass die Auswertungen erfasst und zur Weiterbearbeitung genutzt werden können, und zwar jederzeit und von allen, die dazu berechtigt sind." An Begeisterung für die Schulkulturentwicklung fehlt es ihr und dem gesamten Beratungsteam der PHBern auch nach vielen Jahren der Vermittlung nicht. Denn die digitale Version funktioniert nur in Kombination mit der analogen Beratung, und diese findet an den Schulen in Form von ganztägigen Workshops statt.

Ein "Wunderwürfel"

Dieser "Wunderwürfel" – was ist das denn genau? Darauf gibt es keine kurze und einfache Antwort. Eveline Iannelli lädt ein zum Kick-off "Der Schulkultur auf der Spur…" an der Primar- und Realschule Rüschegg, wo sie ein Kollegium und die Schulleiterin bei der Standortbestimmung begleitet und berät. Sie reist mit 27 faltbaren Kartonwürfeln an, die im Verlauf des Tages von den anwesenden Lehrpersonen zu einem grossen 3-D-Würfel zusammengestellt werden. Das Ziel: Es findet ein Austausch untereinander statt, und alle entwickeln die gemeinsame Vorstellung einer eigenen Schulkultur weiter.

Die verschiedenen Elemente des 3-D-Würfels sind dazu da, die Dimensionen zu visualisieren, die einen Einfluss auf die Schule und die Kultur haben. Die drei Achsen sind:

  • Akteurinnen und Akteure an der Schule
  • Aufgabenbereiche
  • Zeit

Jede dieser Achsen besteht aus je drei Elementen. Das ergibt insgesamt 27 kleinere Würfel, die zusammen einen grossen formen.

In einem ganztägigen Workshop kommen die 21 Lehrerinnen und Lehrer zu für sie wichtigen Erkenntnissen. Es geht dabei unter anderem um die Würdigung der Schulgeschichte und der Errungenschaften, um die Grundwerte und (unausgesprochenen) Regeln an der Schule sowie um äussere Einflüsse. Erst danach kommt der Würfel ins Spiel. Die PHBern-Beraterin erklärt dem Kollegium, wie die Themen, die sie vorher gemeinsam auf Post-it-Zetteln und beschreibbaren Papiertischtüchern erarbeitet haben, auf die Elemente des Würfels anzuwenden sind. Am Ende des Tages filtern die Beteiligten drei Kernthemen heraus, an denen sie weiterarbeiten wollen. Eine Gruppe bestimmt das Kernthema: "Projektbasierten und zyklusübergreifenden Unterricht gestalten". Es ist von nun an eines der Schulkulturthemen, das angegangen wird, um konkrete Massnahmen zu planen und umzusetzen.

Schul-Kultur-Würfel: kurz erklärt

Mehr Klarheit

Jasmine Aebischer, Klassenlehrerin der 4.–6. Klasse, fasst den Tag zusammen: "Es fasziniert mich, dass man alle Themen auf dem Würfel einordnen und sich dann überlegen kann, wo es wirklich brennt. Das Modell gibt mehr Klarheit darüber, was zentral und jetzt wichtig ist." Schulleiterin Miriam Bonetta ist beeindruckt vom Elan, den die Lehrerinnen und Lehrer gezeigt haben: "Es ist Interesse da, auch Neues anzureissen. Das freut mich!" Der Tag ist vorbei, zufrieden faltet Eveline Iannelli die 27 Kartonwürfel wieder zusammen und verpackt sie für einen nächsten Workshop. Viele werden es nicht mehr sein. Ihre Pensionierung steht 2024 bevor. Bis dahin ist sie noch voller Energie bei der Aufgabe: "Im besten Fall entsteht eine gemeinsame Vision. Sie kann ungeheuer kraftvoll wirken, und es entsteht das Gefühl von mehr Selbstbestimmung. Das führt zu mehr Motivation. Eine gute Schulkultur ist matchentscheidend. Gerade in Zeiten des Lehrpersonenmangels."

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Eveline Iannelli im Einsatz in Rüschegg

Eveline Iannelli im Einsatz in Rüschegg

Beratungsbedarf steigt

Bisher hat das Beratungsteam der PHBern zwischen 2012 und 2019 knapp 40 Schulen bei der Entwicklung ihrer Schulkultur begleitet. Der Bedarf an Beratung und Begleitung der Schulen steigt seit drei Jahren deutlich. An Aufträgen fehlt es dem Beratungsteam nicht: Schulkulturanalysen bleiben auch in Zukunft ein wichtiges Steuerungsinstrument für Schulleitungen und ein gefragtes Beratungsangebot der PHBern. Digital wie analog.

Weiterbildung zur partizipativen Schulentwicklung und deren Planung und Steuerung

Sind Sie Schulleiterin oder Schulleiter und möchten die eigene Schulkultur analysieren? Melden Sie sich jetzt an für die Weiterbildung "Der Schul-Kultur-Würfel – ein Modell für die Schulentwicklung"

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Ein Würfel mit vielen Facetten

Der (digitale) 3-D-Würfel besteht aus 27 Elementen und ist in drei Achsen aufgeteilt (siehe Modell). Je nach Thema betrifft es mehrere Ebenen und Elemente. Zwei Beispiele: Mit der Frage "Wie kann die kulturelle Vielfalt der Eltern als Ressource genutzt werden?" werden im Würfel die Ebenen Eltern – Organisation – Zukunft angesprochen. "In welchem Umfang findet E-Learning statt?" betrifft die Ebenen Lehrpersonen – Lernen – Gegenwart.

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Schulkulturwürfel