Ein reichhaltiger Weiterbildungssnack

Die PHBern lanciert mit den sogenannten Bildungs-Canapés kompakte und reichhaltige Kurzweiterbildungen für Lehrpersonen. Sie sind schweizweit und in der europäischen Hochschulbildung anerkannt und anrechenbar. Voraussichtlicher Start: 2025.
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Microcredentials sind Zertifikate für kleine Lerneinheiten. Bildungsexpertinnen und-experten sehen einen Vorteil in diesen Mikroangeboten, weil sie themenspezifisch, praxisbezogen und breit anrechenbar sind und zusätzlich das lebenslange Lernen unterstützen. Swissuniversities hat in einem Grundlagenpapier festgehalten, dass die Microcredentials ein zentrales Element sind, um die Mobilität kompakter Lernleistungen in der Hochschulbildung schweizweit und international zu fördern. Eine Arbeitsgruppe hat begonnen, die Rahmenbedingungen für die Microcredentials zu schaffen. Jürg Arpagaus, Leiter Institut für Weiterbildung und Dienstleistungen (IWD) der PHBern, ist Mitglied der Arbeitsgruppe und treibt die Entwicklung der Microcredentials unter dem Namen Bildungs-Canapés an der PHBern voran.

Warum sind Bildungs-Canapés wichtig?
Jürg Arpagaus: Ein Bildungs-Canapé, ein Microcredential der PHBern, ist eine kurze Hochschulweiterbildung. Bildungs-Canapés ermöglichen erstens, dass mehrere solcher Einheiten besucht, abgeschlossen und später zu einem umfassenderen Lehrgang – z. B. CAS – zusammengefügt werden können. Das heisst, sie sind stapelbar. Zweitens werden die Lernleistungen als ECTS-Punkte ausgewiesen, was die Grundlage für die Mobilität der Lernleistungen im Hochschulbereich ist. Es zeichnet sich ab, dass Bildungs-Canapés an Studiengänge in der Aus- und Weiterbildung angerechnet werden können. Das heisst, ein Microcredential der Weiterbildung kann später in einem Ausbildungsmaster angerechnet werden. Drittens bieten die Bildungs-Canapés stark fokussierte Inhalte, die in die Tiefe gehen und Theorie mit Praxis verbinden.

Kurz gesagt: Bildungs-Canapés sind kleinformatig, kostbar und kraftvoll.
Jürg Arpagaus  -  Leiter Institut für Weiterbildung und Dienstleistungen der PHBern

Wo liegen momentan die Herausforderungen?
Die Herausforderungen sind noch vielfältig, da weder die genauen Anforderungen an die Microcredentials definiert noch die dazu notwendigen Systeme klar sind, die diese Zertifikate schweiz- oder europaweit managen. Für die Dozierenden liegt die Herausforderung in der Entwicklung der Bildungs-Canapés. Denn sie müssen das Anforderungsniveau wie auch den inhaltlichen Umfang neu festlegen. Als Beispiel: Innerhalb von 30 Lernstunden, das entspricht einem ECTS-Punkt, müssen eine Vertiefung und ein Leistungsnachweis möglich sein. Welche Inhalte, welche Übungen, welche Nachweise sollen dazu verlangt werden? Mit solchen Fragen setzen wir uns momentan intensiv auseinander.

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Juerg Arpagaus

Jürg Arpagaus treibt die Entwicklung der Microcredentials voran. Bild: Gino Knöpfel

Was ist der Vorteil der neuen Mikrozertifikate?
Mit den Bildungs-Canapés werden die Weiterbildungen spezifischer, niederschwelliger und konkreter. Das eröffnet mehr Personen die Möglichkeit, ihre Lernleistungen als ECTS-Punkte auszuweisen und weiterzuverwenden und sie in anderen Hochschulaus- und -weiterbildungen anrechnen zu lassen. Microcredentials bieten also in der Hochschulbildung neue Chancen und ermöglichen Innovationen. Die PHBern wird eine breite Palette an Bildungs-Canapés entwickeln, sodass die Kundinnen und Kunden sehr flexibel und nach ihren individuellen Bedürfnissen studieren können.

Was sind Microcredentials?

Bildungs-Canapés – so heissen die Microcredentials der PHBern. Es handelt sich um Lerngelegenheiten, die an den Hochschulen einen Umfang von einem ECTS-Punkt (European Credit Transfer and Accumulation System) bis neun ECTS-Punkte (d. h. 30 bis 270 Lernstunden) aufweisen. Microcredentials lassen sich stapeln, können also zu einem umfassenderen Abschluss (CAS, DAS, MAS, BA, MA, MSc) kombiniert werden und müssen bestimmten Kriterien genügen. Die PHBern lanciert damit ein neues Weiterbildungsformat, das die Mobilität relativ kompakter Lernleistungen im europäischen Hochschulraum ermöglicht und breit anrechenbar ist.
Die Nachfrage nach kleinen und kurzen Lernangeboten steigt. Schätzungen zufolge werden sich die Umsatzzahlen von Microcredentials und Onlineabschlüssen bis 2025 fast verdoppeln. Es wird auch erwartet, dass Microcredentials die berufliche Mobilität über Branchen, Unternehmen und Länder hinweg erleichtern. Mikrozertifikate zeigen, welche spezifischen Fähigkeiten und Kenntnisse Lernende erworben haben. Sie unterscheiden sich von klassischen Abschlüssen und Zertifikaten durch ihre kürzere Dauer und oft flexiblere Zeiteinteilung. Ausserdem sind sie meist thematisch sehr fokussiert.

Wann schreibt die PHBern die ersten Bildungs-Canapés aus?
Aktuell entwickeln wir die ersten Bildungs-Canapés, um unsere Systeme für die Handhabung der Microcredentials aufzusetzen. Ich gehe davon aus, dass wir dieses Jahr noch die ersten Bildungs-Canapés ausschreiben werden; mit Start im Jahr 2025. Das Angebot wird breit sein und deckt alle Bereiche der PHBern-Weiterbildung ab, so viel kann ich bereits verraten.

Warum glauben Sie an die Bildungs-Canapés?
Die Weiterbildung der Hochschulen gewinnt an Bedeutung. Es ist wichtig, dass die erbrachten Lernleistungen systematisch erfasst und transferiert werden können. Die Bildungs-Canapés erhöhen zugleich die Flexibilität in der Weiterbildung und bringen den Teilnehmenden viele Vorteile in ihrer Bildungslaufbahn. Sie ergänzen die Kurse und Weiterbildungslehrgänge wie CAS, DAS oder MAS und sind wegen ihrer ECTS-Punkte und kurzer Dauer gefragter denn je. Kurz gesagt: Sie sind kleinformatig, kostbar und kraftvoll.