Der Open Education Day vermittelt einmal jährlich spannendes Wissen und Erfahrungen – mit Referaten, Workshops und dem Austausch der Teilnehmenden untereinander. Diesmal steht der ganztägige Anlass unter dem Motto "digital inklusiv". Mit Ingo Bosse, an der HfH Professor für ICT for Inclusion, hält erneut ein hochkarätiger Gast den Hauptvortrag. Er ist unter anderem Experte für Inklusion in einer Kultur der Digitalität, dem er sich auch am Open Education Day widmet.
Herr Bosse, Inklusion und Digitalität – wie passt das zusammen?
In der Heil- und Sonderpädagogik hat der Einsatz von digitalen Technologien eine lange Tradition, zum Beispiel für Schülerinnen und Schüler mit körperlichen Behinderungen oder Sinnesbeeinträchtigungen. Mit der zunehmenden Digitalisierung haben sich die Möglichkeiten vervielfacht, zuletzt vor allem durch die Entwicklungen bei der Künstlichen Intelligenz. Jetzt gilt es, diese Expertise auch in der Inklusion umzusetzen.
Wo stehen die Schweizer Schulen bei diesem Thema?
Verglichen mit anderen Ländern ist die Ausstattung an Schweizer Schulen gut. Digitale Medien und Technologien können einen entscheidenden Beitrag leisten, um die Qualität von integrativem Unterricht zu steigern. Die dafür notwendigen Kompetenzen sind noch nicht an allen Schulen gegeben – es gibt grosse regionale Unterschiede. Auch die gemeinsame Verantwortung von Klassenlehrpersonen und schulischen Heilpädagoginnen und -pädagogen wird noch unterschiedlich gelebt.
Was ist wichtig, damit Inklusion in einem digitalen Schulumfeld gelingt?
Entscheidend ist die Qualifizierung der Fachpersonen. Dies betrifft zum einen die schulischen Heilpädagoginnen und -pädagogen, zum andern die Klassenlehrpersonen. Im Rahmen einer geteilten Verantwortung sollte die Unterstützung der Schulleitung in Zusammenarbeit mit dem Pädagogischen ICT-Support (PICTS) dabei unterstützen, dass Medienkonzepte nicht nur auf dem Papier stehen, sondern auch konkret umgesetzt werden. Das Thema ist im Modul Medien und Informatik gut beschrieben. Es wird aber häufig noch als isoliertes Fach gesehen und nicht wie gedacht als transversales Thema über alle Fächer hinweg.