Bildung und Forschung sind bis heute Gegenstand dekolonialer Kritik. Ein internationaler Workshop an der PHBern nimmt diese Debatten in den Blick. Unter dem Leitsatz "planetare Perspektiven" werden neue Ansätze für eine kritisch-kooperative globale Wissensproduktion diskutiert. Dabei zeigen sich sowohl Herausforderungen als auch Chancen für die Lehrpersonenbildung.
Note: Please find an English version of the Workshop here.
Die westliche Dominanz in der Wissensproduktion steht im Zentrum dekolonialer Kritik. Diese hinterfragt, wie bestimmte Wissensbestände als irrelevant oder illegitim abgetan werden. Sie untersucht auch, wie der geopolitische und soziale Ort, von dem aus Wissen produziert wird, zu dem beitragen kann, was Gayatri Spivak 1988 als "epistemische Gewalt" bezeichnet hat. Im Kern geht es dabei um die Unterordnung bestimmter Wissensbestände unter andere, z.B. jene aus dem Globalen Süden, unter jene aus dem Globalen Norden.
Der internationale Workshop findet im Rahmen des 10-Jahr-Jubiläums der Forschungskooperation zwischen der PHBern und der Facultad de Educación der Universidad de Antioquia in Medellín statt. Aus dieser Kooperation entstand ein kritischer Ansatz für ein "planetares Lernen", basierend auf gemeinsam in der Schweiz und in Kolumbien durchgeführter Forschung.
Der Workshop richtet sich an Forschende, Hochschuldozierende, Studierende, Lehrpersonen und andere Interessierte aus der ganzen Schweiz. Er bietet eine einzigartige Plattform für interdisziplinären Austausch und transnationale kritische Reflexion.
Freitag, 9. Mai 2025
9.15 | Begrüssung | Angela Stienen (PHBern, Schwerpunktprogramm Migration, Mobilität und Globales Lernen) |
KONZEPTUALISIERUNGEN ZUR WISSENSPRODUKTION AUS PLANETAREN UND DEKOLONIALEN PERSPEKTIVEN | ||
9.30–10.30 | Keynote: Desplazamientos epistemológicos: la investigación militante como apuesta feminista descolonial (Epistemologische Verschiebungen: Militante Forschung als dekolonialer feministischer Ansatz) | Diana Marcela Gómez Correal (erste Vizeministerin für Frauen im Ministerium für Gleichstellung und Chancengerechtigkeit in Kolumbien, Sozialanthropologin) |
10.30–11.00 | Kaffeepause | |
11.00– 12.00 | Keynote: Translational thinking als Modus produktiven Unbehagens in der kooperativen Wissensproduktion | Dilek Dizdar (Universität Mainz, Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaften) |
12.00–12.30 | Planetares Denken als geopolitische Perspektivenverschränkung | Hilda Mar Rodríguez Gómez (Universidad de Antioquia, Facultad de Educación) und Angela Stienen (PHBern) |
12.30–14.00 | Mittagspause | |
AUSTAUSCH ÜBER ERFAHRUNGEN MIT PLANETAREN UND DEKOLONIALEN ANSÄTZEN IN FORSCHUNG UND LEHRE | ||
14.00–14.30 | Methodologische Überlegungen zum interdisziplinären Forschungsprojekt: Ästhetisierung von (Kriegs-)Gewalt in künstlerischen Arbeiten | Priska Gisler (Hochschule der Künste Bern, Institut Praktiken+Theorien der Künste) |
14.30–15.00 | Herausforderungen dekolonialen Forschens in der Kunst | Diana Rojas (Hochschule der Künste Bern) |
15.00–16.00 |
Inputs von Teilnehmenden des Projekts: Formative Forschung in der Lehrpersonenbildung zwischen der Schweiz und Kolumbien
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16.00–16.30 | Kaffeepause | |
16.30–17.30 | Abschlussdiskussion und Film: Expediciones Pedagógicas Transnacionales (25 min, dt. Untertitel) | PHBern und Universidad de Antioquia |
17.30 | Apéro |
Samstag, 10. Mai 2025
9.15 | Begrüssung | Angela Stienen (PHBern) |
KONZEPTUALISIERUNGEN ZUR WISSENSPRODUKTION AUS PLANETAREN UND DEKOLONIALEN PERSPEKTIVEN | ||
9.30–10.30 | Keynote: The Periphery Writes Back: Worlding the Colonial Experience, Decolonizing Inequalities | Manuela Boatca (Universität Freiburg/Breisgau, Soziologie, Global Studies Programm) |
10.30–11.00 | Kaffeepause | |
11.00–12.00 | Keynote: Theoretisch-konzeptuelle Grundlagen einer dekolonial gedachten Lehrer:innenbildung | Yalız Akbaba (Universität Marburg, Institut für Schulpädagogik) |
12.00–13.30 | Mittagspause | |
AUSTAUSCH ÜBER ERFAHRUNGEN MIT PLANETAREN UND DEKOLONIALEN ANSÄTZEN IN FORSCHUNG UND LEHRE | ||
13.30–14.00 | Dekoloniale Perspektiven auf de-kategoriale, partizipativ-performative Ansätze ethnographischer Forschung in der Schule | Stefanie Strulik (PHBern) |
14.00–14.30 | Kontroverse Überzeugungen in der Nachhaltigkeitsbildung in einem bilateralen Forschungsprojekt zwischen Brasilien und der Schweiz. | Stefanie Rinaldi (PH Luzern, Institut für Fachdidaktik der Gesellschaftswissenschaften) |
14.30–15.00 | Kaffeepause | |
15.00–16.00 | Inputs von Teilnehmenden des Projekts: Formative Forschung in der Lehrpersonenbildung zwischen der Schweiz und Kolumbien
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16.00–16.45 | Podiumsgespräch: Herausforderungen und Chancen planetarer und dekolonialer Perspektiven für Hochschule und Schule im gegenwärtigen geopolitischen Kontext | |
16.45–17.00 | Verabschiedung | Angela Stienen (PHBern) |
Der Workshop wird mit Unterstützung von Movetia, nationale Agentur zur Förderung von Austausch und Mobilität in der Bildung, der Universität Sankt Gallen, Leading House für die Forschungszusammenarbeit mit Lateinamerika, und der Universidad de Antioquia, Facultad de Educación, durchgeführt.
Literatur
Dizdar, D. (2015). Translationswissenschaft als Gegenwartswissenschaft. In D. Lamping (Hrsg.), Geisteswissenschaft heute. Die Sicht der Fächer (S. 194-209). Stuttgart: Kröner.
Elias, A., & Moraru, C. (Hrsg.). (2015). The Planetary Turn: Relationality and Geoaesthetics in the Twenty-First Century. Northwestern University Press
Gayatri Chakravorty Spivak: Can the Subaltern Speak?, in: Cary Nelson/Lawrence Grossberg (Hg.): Marxism and the Interpretation of Culture, University of Illinois Press: Urbana 1988, S. 271–313
Kontakt
Prof. Dr. Angela Stienen angela.stienen@phbern.ch
Dr. Stefanie Strulik stefanie.strulik@phbern.ch