Relevanz und Übersicht
Die Fachgruppe Gestalten der PHBern stellt Lehrpersonen zum Thema „Gestalten mit Schrift“ eine Zusammenstellung von empfehlenswerten Unterrichtsmaterialien bereit. Diese sind jeweils gekoppelt mit Unterrichtsbeispielen. Damit erhalten Lehrpersonen vielfältige Ideen, wie Schrift im Bildnerischen Gestalten thematisiert werden kann.
Inhaltlich geht es weniger um Typografie oder Textlayout. Vielmehr sollen Buchstaben und Texte als Ausgangslage und Gestaltungsmittel genutzt werden. Dabei stehen das Ausprobieren und Gestalten, das Entwickeln und Experimentieren im Vordergrund. Hintergrundinformationen zu kulturellen Entwicklungen der Schrift, des Buchdrucks, der Kalligrafie oder von Graffiti bereichern die praktische Arbeit und helfen Bezüge zur Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler herzustellen. Auch künstlerische Positionen können als wertvolle Ergänzung hinzugezogen werden.
Bei der Arbeit mit Buchstaben und Schrift ist es möglich, als Lehrperson unterschiedliche Schwerpunkte zu setzen. So lassen sich verschiedene bildnerische Verfahren und Techniken (Drucken, Malen dreidimensionales Arbeiten, Collage oder Fotografie) ebenso mit dem Thema verbinden wie die Arbeit an bildnerischen Grundelementen (Punkt, Linien, Formen, Oberflächenstruktur, Raum, Farbe). Das Thema Schrift kann bei Bedarf auch mit verwandten Themen verknüpft und ergänzt werden. Geeignet sind beispielsweise Themen rund um die Bereiche Papier- und Buchherstellung, Layout und Textgestaltung, Logodesign und Ikonografie oder Abstraktion.
Vorstellungen und Vorkenntnisse
Grundsätzlich haben alle Schülerinnen und Schüler bereits eigene Texte von Hand, aber auch auf dem Computer verfasst, jedoch haben sie sich eher weniger mit deren Gestaltung auseinandergesetzt. Gestalterische und technische Grundkenntnisse sind vorhanden, um mit unterschiedlichen Werkzeugen Buchstaben und Schriftbilder zu gestalten. Schülerinnen und Schüler haben in der Regel ein hohes Interesse an Graffitis und wissen, wo sie diese in ihrer Umgebung vorfinden.
Lerngegenstand und thematische Schwerpunkte
Bei der Erarbeitung des Themas im Unterricht sind jeweils die drei unten aufgeführten Bereiche zu berücksichtigen (vgl. Lehrplan21):
Wahrnehmung und Kommunikation
Bei Wahrnehmung und Kommunikation geht es darum, existierende (Kunst-)werke anzuschauen, zu analysieren und zu besprechen. Auch eigene Arbeitsergebnisse können vorgestellt werden. Generell findet ein Austausch über das Wahrgenommene und Gestaltete statt.
Prozesse und Produkte
Bei Prozesse und Produkte geht es darum, eigene Ideen zu entwickeln, auszuprobieren, zu experimentieren und in eine visuelle Form zu bringen.
Kontexte und Orientierung
Unter Kontexte und Orientierung sind die Arbeit und das Thema in einen Kontext zu stellen: Warum gibt es Schrift? Wer gestaltet Schrift? Weshalb? Welche Künstler*innen haben sich damit auseinandergesetzt? Was waren deren Absichten? Wie hat sich Schrift (weiter-)entwickelt? usw.
Verlauf und Beurteilung
Methodische Ausrichtung
Grundsätzlich geht es darum, mit Schriften und Buchstaben zu experimentieren, um schliesslich ein eigenes gestalterisches, individuelles Produkt zu entwickeln. Es wird deshalb empfohlen, vor dem Entwickeln der eigentlichen Arbeit eine Werkstatt einzurichten, um spielerisch mit Buchstaben und Schriften zu experimentieren und gestalterische Elemente kennenzulernen und zu üben. Beispielsweise gibt es im Graffiti bestimmte Gestaltungselemente (Outline, Fill-In, Background, Block, Second Outline, Highlights...), die zuerst kennengelernt und ausprobiert werden sollten. Auf den Grundelementen aufbauend kann dann ein eigenes Werk entwickelt werden. Eine Ausstellung krönt die Arbeiten und bietet die Möglichkeit, die Werke vorzustellen und in den Kontext zu stellen.
Verlauf
Didaktische Phasen* | Aufgaben |
Explorieren |
Graffitis sind allgegenwärtig. Jede Schülerin und jeder Schüler kennt Beispiele und weiss, wo diese zu finden sind. In einer Einstiegsaufgabe werden existierende Graffitis aus dem Alltag fotografiert und in der Klasse gesammelt. Im Klassenverband werden diese gezeigt und analysiert. Alternativ kann eine Bildrecherche in Büchern und im Internet durchgeführt werden. Folgende Leitfragen können für eine Besprechung der fotografierten Graffitis genutzt werden:
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Erarbeiten |
In einer Werkstattarbeit können Schülerinnen und Schüler die einzelnen Gestaltungselemente von Graffitis kennen lernen, selbst ausprobieren und Schritt für Schritt ein eigenes Beispiel anfertigen:
(Quelle: https://spraybar.de/graffiti-lernen-fuer-anfaenger-bestandteile-eines-styles/ ) Ergänzend dazu kann online mithilfe des Graffiti-Creators ein eigenes Graffiti erstellt und heruntergeladen werden (http://www.graffiticreator.net/) |
Üben und Vertiefen |
Im Anschluss entwickeln Schülerinnen und Schüler erste Ideen eines eigenen handgemachten Graffitis, bestehend aus Schrift. Sie überlegen sich, mit welchen Werkzeugen sich das Graffiti (auf Papier) am besten umsetzen lässt. Hierzu werden Tests mit unterschiedlichen Werkzeugen durchgeführt. Zudem setzen sich Schülerinnen und Schüler mit bestehenden Graffitis und Schriftkünstler*innen auseinander. Sie finden heraus, wie andere vorgegangen sind und was ihnen bei der Gestaltung wichtig war. |
Anwenden | Haben die Schülerinnen und Schüler eine eigene Idee entwickelt, können sie diese umsetzen. Der Entstehungsprozess wird fotografisch dokumentiert. Fertige Resultate wie auch der Prozess werden einander präsentiert. |
Übertragen |
Kompetenzen: BG.1.A.2, BG.2.B.1, BG.2.C.1, BG.2.A.1, BG.3.A.1
* Die didaktischen Phasen basieren auf dem Modell kompetenzfördernder Aufgabensets nach Kalcsics & Wilhelm, 2017.
Organisation
Je nach dem sind unterschiedliche Zeichen- und Malwerkzeuge zur Verfügung zu stellen. Es kann aber auch ein Werkzeug (z.B. Farbstifte) vorgegeben werden. Neben den Werkzeugen ist auch genügend Bildmaterial zur Inspiration bereitzustellen. Hierbei ist darauf zu achten, dass vor allem Graffitis bestehend aus Schrift, und nicht aus Bildern gezeigt werden. Für die Einstiegsaufgabe wie auch fürs Dokumentieren des Prozesses sind Fotoapparate, Tablets oder Handys bereit zu stellen.
Beurteilung
Recherche, Vorübungen und der Entstehungsprozess werden von den Schülerinnen und Schülern laufend in einem Skizzenbuch festgehalten. Die Lernenden berichten einander zudem in regelmässigen Abständen, was sie bereits herausgefunden haben und welche Schlüsse sie für die Weiterarbeit ziehen. So erhält die Lehrperson Gelegenheit, den individuellen Lernprozess einzuschätzen und zu unterstützen (formative Beurteilung). Die Beurteilungskriterien sind dabei vorgängig zu definieren und den Schülerinnen und Schülern bekanntzugeben. Die Kriterien beziehen sich nicht nur auf das Endprodukt, sondern schliessen den Entstehungsprozess (Skizzenbuch, Dokumentation) mit ein.