Didaktischer Kommentar

IdeenSet Gotthard

IdeenSet_Gotthard_Teaser

Relevanz und Übersicht

Seit jeher bildet das Gotthardmassiv ein grosses Hindernis, welches den Norden Europas vom Süden trennt. Über Jahrhunderte hinweg wurden immer wieder Verkehrswege durch diese Landschaft gebaut und optimiert, damit Reisende dieses Hindernis möglichst schnell und mit wenig Kraftaufwand überwinden konnten. Der 2018 eröffnete Gotthard Basis Tunnel und die geplante zweite Röhre für den Autoverkehr bilden den vorerst letzten Schritt in dieser Entwicklung.

Im Sinne des Lernziele Mobilität und Transport (RZG.2.4) bietet das monumentale Gotthardmassiv die Möglichkeit, die historische Entwicklung von Personen- und Gütertransport exemplarisch zu veranschaulichen, sowie die Auswirkungen dieser Entwicklung auf die Raumstruktur und Umwelt zu verdeutlichen.

Vorstellungen und Vorkenntnisse

Im 2. Zyklus haben sich die Lernenden bereits mit den Kernkonzepten vertraut gemacht, welche im vorliegenden IdeenSet vertieft werden. Sie haben sich ein grundlegendes Verständnis von Raumstruktur und deren prägenden Elementen angeeignet (NMG 8.2.) und haben sich bereits mit technischer Entwicklung (auch im Verkehr) und dessen Implikationen auf unsere Mobilität beschäftigt (NMG 5.3.2).

Auch der Bezug zur Lebenswelt wird sich bei den meisten Lernenden von selbst herstellen: Sei es per Zug oder Auto, das Massiv wurde von einem Grossteil der Schülerinnen und Schüler schon einmal durchfahren. Auf diesem Erlebnis von „unter den Alpen hindurchfahren“ lässt sich im Unterricht aufbauen.

Lerngegenstand und thematische Schwerpunkte

Venn-Diagramm Gotthard

Organisation und Beurteilung

Methodische Ausrichtung

Im Sinne der Exemplarität werden am Beispiel des Gotthards der technische Fortschritt, die daraus resultierende Verkehrsentwicklung in der Schweiz sowie dessen Implikationen auf Natur- und Kulturraum veranschaulicht.

Möglicher Verlauf

Didaktische Phasen Aufgaben
Explorieren erkunden, begegnen, Vorwissen und Erfahrungen aktivieren, Konzepte prüfen und hinterfragen, aktiv-entdeckend

Von Luzern nach Bellinzona

Die Lernenden verfassen zwei Reisebeschriebe für die Strecke Luzern - Bellinzona. Der erste Reisebeschrieb bezieht sich auf den Zeitpunkt heute, der zweite auf das Jahr 1700. Ziel ist es, zu beiden Zeitpunkten möglichst komfortabel und schnell von L nach B zu kommen (ohne zu fliegen). Sie beschreiben:

  • Etappen und Dauer -Verkehrsmittel (mehrere Möglichkeiten?)
  • Gefahren und Besonderheiten

Die Lernenden informieren sich im Internet. Zur Zeitersparnis oder für schwächere Klassen eignet sich ausserdem das SJW-Heft "Weltklasse Gotthard" als Informationsquelle.

Erarbeiten neue Konzepte und Handlungsweisen kennenlernen, ordnen

Spezifisch: Die Entwicklung der Verkehrswege am Gotthard

Die Lernenden erstellen einen Zeitstrahl, auf welchem sie die bedeutenden Verkehrsgeschichtlichen Zäsuren der Alpenquerung am Gotthard notieren. Folgende Materialien eignen sich besonders als Informationsquellen:

  • SJW-Heft Weltklasse Gotthard
  • Lehrmittel Unterwegs auf Kulturwegen, Kapitel Via Gottardo, S. 19- 25
  • Dokumentationen: Mythos Gotthard (2010, 15 Min.), Bergwelt Schweiz, Mythos Gotthard (2019: 45 Min.)
  • Fokus auf die Säumerei: Buch Saumpfade, S. 28-36

Als Erwartungshorizont eignet sich die Auflistung im Lehrmittel "Unterwegs auf Kulturwegen", Kapitel Via Gottardo, S. 19.

Alternative:

Zur generellen Erarbeitung des Alpentransitverkehrs eignet sich vor allem der FWU-Film Verkehrswege über die Alpen, welcher neben kurzen, didaktisierten Filmsequenzen auch Arbeitsmaterialien anbietet.

Üben und Vertiefen trainieren, erweitern, für sich verfügbar machen

Als Vertiefung eignet sich das Jahrhundertprojekt NEAT. Dieses kann aus verschiedenen Perspektiven untersucht werden. Im Hinblick auf die Synthese wird die Perspektive “Verkehrs- und Gütertransporte“ als Pflichtteil gesehen.

Verkehrs und Gütertransporte:

Für die Bearbeitung dieses Teilthemas eignet sich das Unterrichtsdossier "Neue Eisenbahn-Alpentransversale" besonders. Darin enthaltene Teilthemen sind: Zielsetzung der NEAT, Alpenquerender Güterverkehr, Verkehrsverlagerung (Strasse --> Schiene), Wirtschaftsraum Mitteleuropa (die “blaue Banane“, Verkehrsentwicklung bis 2030

Geologie:

Falls ein Fokus auf die technischen Aspekte des Baus gelegt wird, sollten auch einige geologische Grundlagen des Gotthardmassivs behandelt werden. Materialien dafür finden sich im Kapitel "Geologie und Bautechnik" des IdeenSets.

Technischer Aspekt des Baus:

Welche Techniken gibt es, um Tunnel zu bauen? Welche Techniken wurden beim Gotthard-Basistunnel angewandt? Welche Ingenieursplanung wird für ein solches Projekt benötigt? Unterrichtsmaterialien zu diesen Fragen finden sich ebenfalls im Kapitel Geologie und Bautechnik (siehe oben).

Menschen am Gotthard:

Eine interessante Vertiefung bildet das Thema "Menschen am Gotthard" Indem die Menschen am Gotthard sowie die Arbeiter am Basistunnel ins Zentrum gestellt werden, können die Lernenden einen neuen Zugang zu den verschiedenen Teilthemen finden.

Anwenden in bekannten Situationen

Anhand der Verkehrspolitischen Zielen der NEAT wird von den Lernenden ein Zwischenfazit gezogen. Dh. wo stehen wir heute in Bezug auf die in den 90er Jahren formulierten Ziele? Und welche Verkehrsentwicklung speziell im alpenquerenden Verkehr wäre aus der Sicht der Lernenden erstrebenswert?

Aufbauend auf den gewonnenen Erkenntnissen wird zum Schluss die Diskussion um einen zweiten Strassentunnel am Gotthard wieder aufgerollt. Die Lernenden lernen die Argumente beider Lager kennen und bilden sich so ihre eigene Meinung. In der anschliessenden Podiumsdiskussion vertreten die Lernenden jeweils die ihnen zugeteilte Meinung.

Übertragen in unbekannten Situationen

Organisation

Für die Bearbeitung des Themas sollten mindestens 8 Lektionen veranschlagt werden. Werden auch geologische und Bautechnische Aspekte behandelt, so kann sich der Zeitaufwand leicht verdoppeln. Auch wenn ein Grossteil der vorgeschlagenen Materialien Online verfügbar ist, gibt es einige Medien, die nachw wie vor ausschliesslich als Printversionen verfügbar sind. Es empfiehlt sich daher, die Unterrichtsplanung frühzeitig anzugehen, damit genügend Zeit für die Beschaffung dieser Medien bleibt.

Beurteilung

Die Lernspuren werden von den Schülerinnen und Schülern laufend dokumentiert. Die Lernenden berichten einander in regelmässigen Abständen, was sie bereits herausgefunden haben und welche Schlüsse sie daraus ziehen. So erhält die Lehrperson Gelegenheit, den individuellen Lernprozess einzuschätzen und zu unterstützen (formative Beurteilung). Zur summativen Beurteilung eignen sich unter anderem der Auftrag der Explorationsauftrag (von Luzern nach Bellinzona) sowie der erstellte Zeitstrahl. Für ein erfolgreiches Podiumsgespräch sollte dessen Vorbereitung besonders eng begleitet und formativ beurteilt werden.

Lehrplanbezug

Mobilität und Transport untersuchen. (RZG.2.4)

Die Schülerinnen und Schüler …

  • …können an Beispielen aus der Schweiz und im weltweiten Kontext die Entwicklung des Transports von Personen und Gütern, sowie die Entwicklung der Nachrichtentechnik analysieren.
  • …können die Auswirkungen von Transport und Mobilität auf Mensch, Umwelt und Raumstrukturen untersuchen und benennen.

Prozesse der Raumplanung nachvollziehen. (RZG.3.3)

Die Schülerinnen und Schüler …

  • …können die gesellschaftliche Bedeutung geografischer und raumplanerischer Fragestellungen in Medien erkennen, sie auswerten und darüber diskutieren.

Natürliche Systeme und deren Nutzung erforschen. (RZG.3.1)

Die Schülerinnen und Schüler …

  • …können Nutzungsformen natürlicher Systeme (z.B. Landwirtschaft, Fischfang, Rohstoffgewinnung, Tourismus, Besiedlung) untersuchen und den Nutzungswandel im Verlauf der Zeit beschreiben. Kulturlandschaftswandel in der Schweiz

Wege zur Gewinnung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse beschreiben und deren kulturelle Bedeutung reflektieren. (NT.1.1)