Didaktischer Kommentar

IdeenSet_politischeBildung_Titelbild

Relevanz und Übersicht

Wesentliche Bedingung aller Arrangements ist, dass stets Konflikte der Politik verhandelt werden. Für eine demokratische Gesellschaft ist Dissenstauglichkeit eine Grundbedingung: diese primär affektive Leistung muss immer wieder erbracht und gezeigt werden, obwohl man dazu oft nicht fähig ist. Dissenstauglichkeit ist ein Hauptziel der Politischen Bildung und der vorliegenden Unterrichts-Arrangements.

Vorstellungen und Vorkenntnisse

Die Politisierung von Jugendlichen ist kein Selbstläufer und gerade in saturierten Wohlstandsgesellschaften mit funktionierenden demokratischen Institutionen besonders anspruchsvoll, weil die gesellschaftlichen und sozialen Herausforderungen weitgehend fehlen. Um möglicherweise an Vorkenntnisse und Vorwissen der Lernenden anzuknüpfen, wurden Zugänge mit hohem Lebenswelt- und Aktualitätsbezug gewählt.

Methodische Ausrichtung

Die Arrangements orientieren sich am österreichischen Kompetenzmodell für politische Bildung. Im Zentrum stehen stets die Förderung der Sachkompetenz (relevante Inhalte), Methodenkompetenz, Urteilskompetenz und Handlungskompetenz. Didaktisch folgen die Arrangements einer BNE-Unterrichtsdidaktik in Anlehnung an Arjen Wals mit diesen leitenden Fragestellungen:

  1. Was weiss ich schon?
  2. Worum geht es?
  3. Wie beeinflusst der Sachverhalt mein Leben?
  4. Wie beeinflusst der Sachverhalt das Leben der anderen?
  5. Wie könnte eine nachhaltige Lösung aussehen? 

In jedem Arrangement steht ein Basiskonzept der Politischen Bildung im Fokus (Macht, Recht, Gemeinwohl, System, Öffentlichkeit, Knappheit). Die Aufgaben basieren auf dem Modell kompetenzfördernder Aufgabensets nach Wilhelm et al. (2016) (Kalcsics und Wilhelm, 2017). Das Modell versteht den Aufbau von Kompetenzen als Prozess und nicht als blosse Aneinanderreihung von Lernaufgaben.

Lerngegenstand und thematische Schwerpunkte

Die Schweiz und die EU

Im Zentrum steht die politische Urteilskompetenz: Wie kommen du und ich zu einer klugen und legitimen Entscheidung? Die übergeordnete Streitfrage betrifft die Beziehung der Schweiz zur EU und wird zugespitzt zur Debattenfrage: «Soll die Schweiz der EU beitreten?» Dazu bietet das Arrangement Blicke auf die Entwicklung der EU, Grundelemente der Europäischen Union, die Beziehung der Schweiz zu Europa und auf das Leben junger Europäer*innen in der EU. Zugrunde liegende Basiskonzepte des Arrangements bilden «Gemeinwohl» und «System».

Die Schweiz und die EU
Version für leistungsheterogene Klassen

Das Lernarrangement «Ist die Schweiz allein sicher und frei?» ist in dieser Version ergänzt mit Hinweisen, Hilfen und Gerüsten und ergänzenden Aufgaben und Arbeitsblättern für leistungsheterogene Klassen.

Wer hat die Macht in der Schweiz?

Im Zentrum steht die Frage nach der politischen Macht und damit auch die austarierte Verteilung dieser in demokratischen Rechtsstaaten. Und am Anfang steht die mögliche Einflussnahme der Bürger*innen in Wahlen. Das ist der Ausgangspunkt, weil die Lernenden diesen Aspekt der Politik wahrnehmen. In den Fokus kommen Politiker*innen, Parteien und darauf aufbauend Institutionen und politische Prozesse.

Raumplanung

Der Zugang ist Lernenden-orientiert (Europapark, Nahraum (Ort – Unort). Zentrales Basiskonzept ist Partizipation; die SuS sollen sich lernen einzumischen. Zuerst bei Fragen, die ihren unmittelbaren Lebensraum betreffen, in der Folge auch im erweiterten Erfahrungs- und Lebensraum. Hauptaugenmerk liegt auf politischen Betrachtungen zur Raumplanung und weniger geografischen.

Menschenrechte

Menschenrechte betreffen alle. Auch Jugendliche in der Schweiz. Daher ist das Herzstück die Sensibilisierung für mögliche Menschenrechtsverletzungen von Menschen in der Schweiz, die hinsichtlich traditioneller Vorstellungen, Herkunft, Religion oder sexueller Orientierung von der Norm abweichen. Es geht weiter darum, Menschen und Organisationen kennen zu lernen, die sich für Menschenrechte einsetzen

Über Demokratie sprechen - mit HIlfe von sprachlichen Scaffolds

Dieser Schwerpunkt ist kein klassisches Lernarrangement, sondern bietet Scaffolds (sprachliche Hilfen und Gerüste) um mit Lernenden über Demokratie zu sprechen. Lernende bringen unterschiedliche sprachliche und fachliche Voraussetzungen mit. Alle Lernenden sollten die Möglichkeit erhalten, ihre bildungssprachlichen Kompetenzen weiterzuentwickeln, da diese massgebend sind für den Bildungserfolg sowie für eine erfolgreiche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Scaffolding und Scaffolds bieten dabei eine Möglichkeit, die Lernenden in ihrem individuellen Lernprozess zu unterstützen. Die Ideen und Gedanken gelten als Handreichung für Lehrpersonen, die ihren Unterricht aus dem Blickwinkel der Sprachsensibilität betrachten und planen. Die Scaffolds sollen in den Unterricht in Politischer Bildung zum Thema Demokratie sprachlich entlastend und unterstützend wirken.

Organisation und Beurteilung

Organisation

Die Lernarrangements stützten sich grossmehrheitlich auf die empfohlenen Lehrmittel für RZG. Ergänzend stehen einige zusätzliche Arbeitsmaterialien zur Verfügung. Die vier Lernarrengements funktionieren komplett unabhängig voneinander. Es empfiehlt sich, diese gemäss Zyklenplanung des «Fächernets» (BKD) einzusetzen.

Beurteilung

In jedem Teil ist ein summativer Beurteilungsanlass integriert. Alle drei Formen der Beurteilung sind abgedeckt: Lernkontrolle, Lernprozess und Produkt. Die Beschreibung der formativen Beurteilung ist in die Lernschritte integriert aber nicht als solche ausgewiesen. Es sind unterschiedliche Formen vorgesehen; Fremdfeedback, Peerfeedback, Selbstfeedback.

Lehrplanbezug

Kompetenzen: NMG.1.2 NMG.3.2 NMG.5.3

Lehrmittel und Grundlagen

Das vorliegende IdeenSet setzt grösstenteils auf die Inszenierung bestehender Lehrmittel. Um interessierten Lehrpersonen einen niederschwelligen zu diesen Lehrmitteln zu ermöglichen, sind diese aufbereitet als Medienpaket in der Mediothek der PHBern ausleihbar.

Medien und Materialkiste MP1122 Politische Bildung

Medienkiste Politische Bildung

Alle verwendeten Lehrmittel dieses IdeenSets sind zusammen als Medienkiste ausleihbar.

Quellen

  • Wals, Arjen, Mirroring, Gestaltswitching and transformative social learning: Stepping stones for developing sustainability competence (2010). International Journal of Sustainability in Higher Education 11(4). Online Zugriff.
  • Wals, Arjen, Deconstructing a Happy Meal – making everyday life routine practices a source of transformative learning – indeed: food for thought! (2018) Blogeintrag. Online Zugriff.
  • Kalcsics, K, Gafner Knopf, A.-M., Arnold, J., Conrad, S.-J., Hoesli, M., Wyssen H.-P., Herausgeberin und Herausgeber: Kalcsics, K., Wilhelm, M., (2019). Lernwelten – Weiterbildung – Grundlagen und Planungsbeispiele, 1. Auflage 2019. Schulverlag Plus AG
  • Titelbild: Climatestrike Switzerland. Online Zugriff, 6. August 2021.