Zusätzliche Erhebungen und Ergebnisse zu den Unterrichtseinheiten

Die Qualität des NMG-Unterrichts hängt in wesentlichen Teilen davon ab,

  • wie Lehrpersonen den Unterricht für ihre Klassen planen und Lerngelegenheiten arrangieren und gestalten
  • wie sie dabei die Lerngegenstände rekonstruieren und entsprechende Zugangsweisen, Begegnungen und Auseinandersetzungen mit Sachen und Situationen im Unterricht anbieten und ermöglichen
  • wie sie im Unterricht das Lernen der Schülerinnen und Schüler initiieren, anleiten, unterstützen und begleiten
  • wie Schülerinnen und Schüler diese Lerngelegenheiten nutzen und allenfalls auch selber erweitern
  • wie sie an den Lerngegenständen bleiben, sich damit auseinandersetzen und dabei ihr Wissen und Können erweitern und vertiefen und
  • wie sie ihre Lernprozesse zunehmend selber steuern und dabei Selbstwirksamkeit erfahren
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Die Qualität des (Lehr-/Lern-)Angebots der Lehrpersonen einerseits und die Qualität der Nutzung dieses Angebotes durch die Schülerinnen und Schüler sind die wesentlichen Komponenten eines wirkungsvollen NMG-Unterrichts. Dabei stellt sich die Frage, von welchen Vorstellungen, Konzepten, Überzeugungen aus Lehrpersonen den NMG-Unterricht für ihre Klassen planen und arrangieren sowie das Lernen im Unterricht unterstützen und welche Vorstellungen, Interessen, Überzeugungen und Einstellungen die Schülerinnen und Schüler zum NMG-Unterricht haben und wie sie diesen Unterricht wahrnehmen und aufnehmen. Ein zentrales Ziel des Projektes war es, ergänzend zur Aufbereitung exemplarischer kompetenzorientierter Unterrichtseinheiten im Fach NMG Einblick zu nehmen in die Perspektive der im Projekt beteiligten Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler. Zu Fragen zum NMG-Unterricht und zum Lehren und Lernen im NMG-Unterricht wurden Interviews mit den Lehrpersonen und mit Lernenden geführt, ausgewertet und aufbereitet.

Interviews mit den beteiligten Lehrpersonen vor Projektbeginn und nach Abschluss der durchgeführten Unterrichtseinheiten im Projekt

Lehrpersonen entscheiden ausgehend von ihrem eigenen Verständnis, ihren Vorstellungen und Überzeugungen, wie Grundlagen und Anliegen aus dem Lehrplan, wie Anliegen und Merkmale eines kompetenzorientierten Unterrichts und eines moderat-sozio-konstruktivistischen Lehr- und Lernverständnisses für die Planung und Gestaltung des NMG-Unterrichts  aufgenommen und umgesetzt werden. Ein wichtiger Fokus des vorliegenden Projektes bezieht sich darauf, die Perspektive der Lehrpersonen auf das Fach NMG, den NMG-Unterricht sowie ihr fachdidaktisches Wissen und Können und ihre Erfahrungen und Überzeugungen zum NMG-Unterricht zu erschliessen und auszuleuchten. Damit werden insbesondere auch Fragen zu professionellen Kompetenzen von Lehrpersonen angesprochen, die in der fachdidaktischen Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen von Bedeutung sind. 

Vor der Planung der ersten Unterrichtseinheit und nach Abschluss der zweiten bzw. dritten Unterrichtseinheit zum Projekt wurden die beteiligten Lehrpersonen zu ihrem Fach-, Lehr-Lern- und Unterrichts-Verständnis zum Fachbereich NMG und zu ihrem Verständnis zum kompetenzorientierten Fachunterricht befragt. Nach der Durchführung der Unterrichtseinheiten wurde zudem erschlossen, welche Erfahrungen und Erkenntnisse sie aus diesen Unterrichtseinheiten gewinnen konnten und was dies für ihre weitere Unterrichtsentwicklung im Fachbereich NMG bedeutet. Die Interviews mit den sieben beteiligten Lehrpersonen vor und nach den durchgeführten Unterrichtseinheiten dauerten zwischen 50 und 70 Minuten. Sie wurden jeweils an der PHBern oder im Schulhaus der jeweiligen Lehrperson durchgeführt.  Im Bericht sind Ausschnitte aus den Interviews zu den verschiedenen Fragebereichen und Aspekten des Fach-, Lehr-/Lern- und Unterrichtsverständnisses sowie zu den Erfahrungen und Erkenntnissen der Lehrpersonen aus den durchgeführten Unterrichtseinheiten zusammengestellt. Diese Unterlagen stehen für Einblicke, für die Bearbeitung, für die Diskussion und für den Vergleich mit eigenen Konzepten und Erfahrungen im Rahmen von Veranstaltungen der Lehrpersonenbildung zur Verfügung.

NMG-Unterricht Perspektive Lehrpersonen

Interviews mit Schülerinnen und Schülern der beteiligten Klassen zum NMG-Unterricht und zum Lernen im Fachbereich NMG

Im Zusammenhang mit der kompetenzorientierten fachspezifischen Unterrichtsentwicklung spielt die Perspektive der Schülerinnen und Schüler eine wesentliche Rolle: Wie nehmen sie selber den Unterricht und die Lerngelegenheiten wahr? Was bleibt ihnen insbesondere aus dem Unterricht in Erinnerung? Wie lernen Sie, aus ihrer Perspektive betrachtet und eingeschätzt, am besten? Welches sind ihre Erwartungen an den NMG-Unterricht und an die Lehrpersonen?

Jeweils nach Abschluss der Unterrichtseinheit wurden je Klasse vier (nach einer Unterrichtseinheit fünf) Schülerinnen und Schüler für ein Interview ausgewählt, in dem sie zum Lernen und zum Unterricht in dieser Unterrichtseinheit und zu diesem Lerngegenstand befragt wurden. Insgesamt konnten nach den 15 Unterrichtseinheiten 61 Schülerinnen und Schüler zum Lernen im Fach NMG, zum Unterricht und zu ihrer Einstellung zum Fachbereich befragt werden. Die Interviews dauerten zwischen 15 und 25 Minuten. Sie wurden jeweils im Schulhaus in vertrauter Umgebung durchgeführt. Die Schülerinnen und Schüler brachten zum Interview ihre NMG-Dokumentationen und besondere Ergebnisse/Produkte mit. 

Folgende Fragen wurden in den Interviews aufgenommen:

  • Was habt ihr in diesem NMG-Unterricht alles gemacht?
  • Was aus dem Unterricht ist dir vor allem noch in Erinnerung?
  • Was hat dich besonders angesprochen und interessiert  … und warum?
  • Was hast du zu diesem Thema/Lerngegenstand vor allem (neu) gelernt?
  • Was hilft dir am besten beim Lernen im NMG-Unterricht?
  • Welche Formen des NMG-Unterrichts findest du besonders gut für das Lernen?
  • Was erwartest du im NMM-Unterricht von deiner Lehrperson? Was muss sie vor allem tun, damit der Unterricht aus deiner Sicht gut ist?

Im Bericht sind die wichtigsten Ergebnisse aus den Interviews zusammengestellt und exemplarische Ausschnitte aus den Interviews zu den verschiedenen Fragebereichen und Aspekten aufgenommen. Die Unterlagen dienen insbesondere dazu, die Unterrichtswahrnehmung und die Sicht der Lernenden auf den NMG-Unterricht und auf das Lernen im NMG-Unterricht in den Blick zu nehmen und zu erörtern, was dies für die Planung und Gestaltung von wirkungsvollem und interessanten NMG-Unterricht bedeutet.

NMG-Unterricht Perspektive Schülerinnen und Schüler

Lernunterstützung der Lehrpersonen im NMG-Unterricht in Phasen mit eigenständigem Arbeiten der Schülerinnen und Schüler

In vielen Sequenzen des NMG-Unterrichts arbeiten die Schülerinnen und Schüler eigenständig – alleine (individuell-konstruktiv), mit einer Partnerin/einem Partner zusammen oder in Gruppen (ko-konstruktiv, dialogisch). Sie arbeiten an Lernaufgaben, erkunden, recherchieren, bearbeiten/verarbeiten Informationen, entwickeln Ideen, Lösungsvorschläge für bestimmte Problem- und Fragestellungen, gestalten, setzen um, stellen dar u.a.

In diesen Phasen des Lernprozesses begleiten und unterstützen die Lehrpersonen die Schülerinnen und Schüler: sie nehmen Fragen der Lernenden auf, geben Hinweise und Ratschläge für die Bearbeitung, klären mit Bezug zu Fragen der Lernenden Sachverhalte auf, fragen nach, intervenieren bei Situationen u.a. Ihre Begleitung und Unterstützung nehmen sie aufgrund gemachter Beobachtungen oder aufgrund von Fragen der Lernenden vor. Sie entscheiden dabei jeweils, wie und mit welchen Massnahmen sie die Lernunterstützung vornehmen, z.B. indem sie Anregungen geben, wie die Lernenden selber die nächsten Schritte angehen können, indem sie Fragen nicht einfach direkt beantworten, sondern mit den Lernenden besprechen, wie sie selber nach Antworten suchen können. Je nach Disposition und Intervention beeinflussen sie dabei den Lernprozess und auch das Lernergebnis der Schülerinnen und Schüler anders.

Aus den videografierten Unterrichtssequenzen der 15 Unterrichtseinheiten im Rahmen des Projektes in 7 Klassen der Primarstufe wurden alle Phasen ausgewählt, in denen die Schülerinnen und Schüler mehr als 10 Minuten alleine, in Tandems oder in Gruppen an Lernaufgaben arbeiten – explorieren, erproben, recherchieren, bearbeiten, sammeln, ordnen und vergleichen, umsetzen und darstellen, austauschen, entwickeln u.a. Für all diese Phasen wurde protokolliert, wie oft und wie die Lehrpersonen die Schülerinnen und Schüler durch Fragen und Nachfragen, durch Hinweise, Anleitungen, Erklärungen, durch kurze Gespräche, Rückmeldungen u.a. begleiten und unterstützen.

Von den insgesamt 80 videografierten Unterrichtssequenzen fanden in 52 Sequenzen Phasen mit eigenständiger Arbeit der Schülerinnen und Schüler mit einer Dauer von mehr als 10 Minuten statt. Einzelne Phasen dauerten zwischen 10 und 20 Minuten, andere über eine Lektion. Es zeigte sich, dass die Lehrpersonen unterschiedliche Strategien bei der Lernunterstützung anwenden, von eher zurückhaltend (nach dem „Holprinzip“ mit Aufnehmen von Fragen der Schülerinnen und Schüler) bis eher offensiv mit stetem Nachfragen, Aufnehmen von Punkten bei der Einblicknahme in die Lernprozesse.

Die Zusammenstellung der Ergebnisse im Bericht dient insbesondere dazu, Fragen der Lernunterstützung bei der Planung von Unterricht und im Unterricht zu erörtern und eigene Konzepte für die Lernunterstützung im NMG-Unterricht zu entwickeln und zu erweitern.

NMG-Unterricht Lernunterstützung