"Danach hole ich alle wieder ins Boot"

Seit Anfang Februar arbeite ich als Teilzeitlehrerin in Bützberg. Ich bin im Semestereinsatz, das heisst, weil die Stelle nicht besetzt werden konnte, springe ich bis im Juli ein. Ich hatte einen guten Start, aber der Wechsel zum Fernunterricht kam abrupt und mir fehlt der Austausch im Kollegium.

Mirjeta Velii ist Studentin am Institut Vorschulstufe und Primarstufe der PHBern, aufgezeichnet von Caroline Bühler

Zu Beginn haben wir allen Schülerinnen und Schülern die Dossiers per Post geschickt, damit alle das gleiche Material und damit die gleichen Bedingungen hatten. Wir wussten nicht, ob alle Zugang zu einem Computer haben. Vom Angebot, von der Schule ein Laptop zu beziehen, hat meines Wissens aber niemand Gebrauch gemacht.

Mit der Klasse habe ich vor allem im Französisch gearbeitet. Ich habe mit Repetitionsaufgaben ange-fangen, um alle im Fernunterrichten ankommen zu lassen. Dabei war mir wichtig, differenzierte Aufga-ben zu geben, die für alle lösbar sind. Die erledigten Aufgaben schickten mir die Schülerinnen und Schüler per Mail oder per WhatsApp zurück. Das Lehrmittel Mille feuilles bietet sich förmlich an, weil alles digital vorhanden ist und die Schülerinnen und Schüler selbständig und in ihrem Tempo am “Par-cours” weiterarbeiten können. Leider ist diese Klasse mit der Arbeitsweise von Mille feuilles noch nicht sehr vertraut. Hier braucht es noch etwas Übung.

Im NMG habe ich eine offene Aufgabe gestellt. Es ging darum, die “Geschichte” der Petflasche zu er-zählen, also den Prozess von der Herstellung, über den Verkauf usw. Einige waren von der Offenheit dieser Aufgabe überfordert. Da siehst du sofort, ob die Eltern geholfen haben. Die Kinder hätten mich während der Unterrichtszeiten auch anrufen können, aber das haben nur wenige gemacht. Ich glaube, sie waren zu scheu und haben dann lieber nochmals selber überlegt, als zum Telefon zu greifen.

Jetzt ist absehbar, dass der Fernunterricht nicht mehr ewig dauern wird. Ich kann es also wagen, nach den Ferien mit etwas Neuem anzufangen. Wenn ich die Klasse wieder an der Schule unterrichte, hole ich alle wieder ins Boot. Dann sehe ich auch die ganzen Dossiers mit allen Notizen und nicht nur das fotografierte Resultat. Wichtig wird es dann auch sein, dass sich die Schülerinnen und Schüler unterei-nander über ihre Erfahrungen und das Arbeiten zuhause austauschen können. Und wer weiss, viel-leicht hat sich in Sachen Selbständigkeit ja wirklich etwas getan. Ich bin jedenfalls gespannt.