"Diese Aufgabe lässt sich nur im Team stemmen"

Die Schule in der Hauptrolle: Ein Video und sechs Kurzclips der PHBern zeigen – stell vertretend für alle Berner Schulen – den Alltag an der Schule Ipsach. Mittendrin: Lehrer Rolf Künti und Schulleiterin Ursula von Nieder-häusern.

Herr Künti, Sie arbeiten als Teil-pensenlehrer an der Schule Ipsach und stellen im Hauptvideo ihre Arbeit vor. Was hat Sie bewogen,  bei diesem Filmprojekt mitzu-machen?
Die PHBern realisierte bereits vor zwei Jahren ein Video über das Leben ei-ner PH-Studentin. Es hiess «Mehr als Mandala malen» und gefiel mir sehr gut. Als ich für das neue Projekt angefragt wurde, sagte ich daher sofort zu. In einem Filmprojekt mitmachen zu können, war eine neue Erfahrung. Es war interessant zu sehen, wie das professionelle Team die Aufgabe an-ging. Ich finde, dass der Film ein au-thentisches und ehrliches Bild meiner Arbeit vermittelt.

Sie starteten mit einer Lehre als Sanitärinstallateur EFZ ins Berufs-leben. Was überzeugte Sie für  einen Wechsel?
Ich habe fast ausschliesslich gute Erinnerungen an meine Schulzeit und fand unkompliziert Zugang zu einem Beruf, der mich interessierte. Entsprechend motiviert war ich in der Lehr-zeit. Der Lehrberuf war immer ein we-nig mein Wunschziel. Daher nahm ich danach das Studium in Angriff. Die Begeisterung für das Handwerk ist geblieben. In den Sommerferien helfe ich regelmässig noch im ehemaligen Betrieb aus.

Was macht in Ihren Augen eine  gute Lehrperson aus?
Ich bin als Lehrer eine Art Regisseur für das Lernen. Das ist meine Auf-gabe. Ich bin für die Klassenführung verantwortlich, habe aber gleichzeitig jede Schülerin und jeden Schüler im Blick. Ich kann individualisieren, differenzieren und möchte die Zeit für das Lernen nutzen. Es gibt so viele ver-schiedene Dinge, die ablaufen. Daher muss ich sekundenschnell Entschei-de treffen und mich auf das Wich-tigste fokussieren. Als Lehrperson bin ich fachlich und didaktisch à jour und lege Wert auf die Beziehungsarbeit. In tragfähigen Beziehungen sind die Schülerinnen und Schülern motivierter und lernen besser.

Im Video sagen Sie, eine Lehrperson müsse grosszügig sein. Wie ist das zu verstehen? Sind Perfektionisten fehl am Platz?
Der Alltag ist enorm reichhaltig und vielseitig. Entsprechend vielfältig sind auch die Ansprüche an die Lehrerin-nen und Lehrer – von Seiten der Kinder, der Eltern, der Schulleitung, dem Lehrplan oder auch der Bildungs-forschung. Wir Lehrpersonen ringen immer um ein Gleichgewicht. Ich sehe meine Aufgabe als lebenslangen Entwicklungsprozess. Ich wachse daran und brauche viel Verständnis und Grosszügigkeit – gerade auch gegenüber meinen Kolleginnen und Kollegen. Diese Aufgabe lässt sich nur im Team stemmen.

Frau von Niederhäusern, Sie sind Schulleiterin an der Schule Ipsach und stellen in einem Clip kurz Ihre Aufgabe vor. Ihre Eindrücke des Videos? Sind Sie stolz, dass sich Ihre Schule präsentieren kann?
Sehr stolz. Als ich den Film zum ers-ten Mal sah, war ich richtiggehend gerührt, denn alles kommt sehr echt und professionell daher. Ich erkannte mein Team 1 zu 1. Alle sind offen, en-gagiert und mutig, sich zu exponieren.

"Schule funktioniert nur im Team", wird im Video betont. Früher hiess es doch immer, Lehrpersonen seien Einzelkämpferinnen und Einzel-kämpfer. Was stimmt?
Das ist eines der Spannungsfelder, in denen sich Lehrpersonen bewe-gen. Im Unterricht sind sie allein. Vor ihnen sind mehr als zwanzig Kinder, mit denen sie die Bühne bespielen. Da sind sie oft Einzelkämpferin und Einzelkämpfer. Sie müssen schnell und flexibel reagieren, selbstbewusst und kompetent auftreten und sich ein stückweit auch verkaufen und profilieren können. Auf der anderen Seite gibt es so viele Ansprüche. Alle ziehen ein wenig an dir, alle wollen etwas. Da braucht es das Team, mit dem man sich austauschen und wenn nötig wieder etwas eichen kann.
 
Zurzeit herrscht im Kanton Bern Lehrpersonenmangel. Wie wirkt  sich das auf Ihre Rekrutierungsarbeit aus?

Es ist enorm schwierig, vakante Stellen zu besetzen. Aktuell läuft bei-spielsweise ein Stelleninserat, auf das ich keine einzige Bewerbung erhalten habe. Um trotzdem zu geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten zu kommen, lasse ich mein gesamtes Kontaktnetz spielen. Ich betreibe be-wusst PR und komme interessierten Personen so gut es geht entgegen.

Ihr persönlicher Werbespot für den Lehrberuf?
Wer Verantwortung und einen gros-sen Gestaltungsfreiraum liebt, wer gerne kreativ im Team unterwegs ist und wer eine abwechslungsreiche Tätigkeit schätzt, ist im Lehrberuf genau am richtigen Ort.

Sind Sie an einem Studium an der PHBern interessiert?