Wie kann eine Schule den Alltag so gestalten, dass Bewegung nicht nur im Sportunterricht vorkommt, sondern zum Prinzip einer ganzen Schule wird? Dieser Frage gehen aktuell mehrere Schulen im Kanton Bern im Rahmen des Projekts Active School der PHBern und der Universität Bern nach. Eine der beteiligten Schulen ist die Oberstufe (OS) Buchholz. Sie zeigt im Videoporträt, wie die ersten Massnahmen aussehen – und welche Veränderungen bereits sichtbar sind.
"Wenn ich müde bin, kann ich meine Lehrperson nach einer Bewegungspause fragen", erzählt Alexsander, der in die 9. Klasse geht. Danach sei es leichter, sich zu konzentrieren. Dies ist ein Beispiel, wie unterrichtsbezogene Bewegungsförderung an der OS Buchholz gelebt wird. Aber das Anliegen des Projekts Active School geht noch weiter: Bewegung soll nicht nur punktuell, sondern ganzheitlich gefördert werden – und zwar im Unterricht, in den Pausen, auf dem Schulweg sowie durch Kooperationen mit Gemeinde, Eltern oder Sportvereinen.
Seit Sommer 2023 setzen sich acht Schulen im Kanton Bern im Rahmen des Projekts aktiv mit diesem Anspruch auseinander. Ihr Ziel: ein auf die eigene Schule zugeschnittenes Konzept zur ganzheitlichen Bewegungsförderung zu entwickeln, dieses zu erproben und über vier Jahre hinweg nachhaltig in ihrer Schulkultur zu verankern.
Bewegung im System
Active School unterscheidet sich grundlegend von anderen Bewegungsinitiativen. Statt auf Einzelaktionen oder engagierte Lehrpersonen zu setzen, nimmt das Projekt die ganze Schule als System in den Blick. Die Grundlage dafür liefert eine umfassende Bedürfnisanalyse vor Ort. Basierend darauf werden Massnahmen entwickelt, die von der Unterrichtsgestaltung über den Pausenplatz bis zur Zusammenarbeit mit dem Hausdienst oder der Gemeinde reichen können.
"Wir wollen Bewegung nicht einfach im Schulzimmer integrieren, sondern die Lebenswelt der Jugendlichen insgesamt in Bewegung bringen – auch vor und nach der Schule", erklärt Stefan Valkanover, Projektleiter seitens der PHBern. Denkbar sei etwa, sich mit Eltern zu verständigen, sogenannte "Elterntaxis" zu reduzieren, oder mit der Gemeinde Lösungen zu erarbeiten, um neue Bewegungsräume wie Sportplätze oder Parks zu erschliessen oder das freiwillige Schulsportangebot zu erweitern.
Koordination als Schlüsselrolle
Eine zentrale Rolle im Projekt spielen die Bewegungskoordinatorinnen und -koordinatoren: angestellte Lehrpersonen der Schule, die zusätzliche Ressourcen für das Projekt erhalten und an den beteiligten Hochschulen Workshops besuchen. Diese Weiterbildung befähigt sie, die Bedürfnisse an der Schule abzuklären, sinnvolle Ziele zu setzen, passende Massnahmen zu entwickeln und die Umsetzung zu begleiten und zu evaluieren.
"Wir haben herausgefunden, dass man mit wenig bereits sehr viel erreichen kann", zieht Andrea, Bewegungskoordinatorin der OS Buchholz, eine erste Zwischenbilanz. Wichtig sei vor allem, dass das Thema regelmässig sichtbar sei und damit präsent bleibe – und dafür braucht es Ansprechpersonen, die sich verantwortlich fühlen und langfristig dranbleiben.
Die OS Buchholz setzt verschiedene Massnahmen gezielt um wie beispielsweise Bewegungspausen im Unterricht, ein Bewegungsangebot auf dem Pausenplatz oder auch offene Turnhallen. Weitere sind noch in Planung.
Dass Bewegung wirkt, merken auch die Lehrpersonen: "Mein Unterricht ist seit Projektbeginn deutlich bewegter", sagt Marion, Lehrerin an der OS Buchholz. Sie plane nun bewusster Pausen ein, achte auf Sitzhaltungen und animiere die Schülerinnen und Schüler, auch mal im Stehen zu arbeiten.
Wissenschaftlich begleitet und nachhaltig gedacht
Die Wirkung des Projekts wird über einen Zeitraum von drei Jahren mithilfe standardisierter Tests und Bewegungssensoren evaluiert. Im Zentrum steht die Frage, inwiefern sich Sitz- und Bewegungszeiten sowohl im schulischen Kontext als auch im Alltag verändern. Darüber hinaus wird untersucht, ob sich dadurch beispielsweise das Wohlbefinden sowie die schulische Zufriedenheit der Jugendlichen positiv beeinflussen lassen.
Langfristig sollen Active Schools sich darin auszeichnen und die Überzeugung teilen, dass Bewegung im Schulalltag für sie ein unverzichtbarer Teil einer lebendigen Lernkultur bedeutet. Schulen mit dem Label Active School – als sichtbares Zeichen für ihr Engagement – können damit auch Anreiz für andere Schulen sein, denselben Weg zu gehen.