"Brücke zwischen Regelausbildung und heil- und sonderpädagogischer Spezialisierung". Das ist der Titel des Beitrags in der Schweizerischen Zeitschrift für Heilpädagogik, Jg. 29, 03/2023 von Michael Eckhart, Leiter des Instituts für Heilpädagogik, und Daniel Steiner, Institutsleiter Primarstufe.
Sie stellen darin die Parallelität der Ausbildung von Lehrpersonen sowie heil- und sonderpädagogische Spezialisierungen infrage. Als Lösung zur Aufhebung der Dualität dieser Lehrgänge nennen sie das Modell des Bachelor Primarstufe+ der PHBern. In fünf Thesen erklären sie die Bedingungen, die gegeben sein sollten, damit sich heilpädagogische Spezialisierungen bewähren.
Spezialisierungen bedürfen klarer Rahmenbedingungen
Angebote zur Schärfung des Berufsprofils haben nur dann Erfolg, wenn sie an klare Rahmenbedingungen gebunden sind. Der Bachelor Primarstufe+ sowie der Master S1+ sind keine Abschlüsse in Schulischer Heilpädagogik und befähigen die Absolvierenden nicht zur Tätigkeit einer heilpädagogischen Fachperson. Regelklassenlehrpersonen sollen durch die stufen- und unterrichtsbezogenen heilpädagogischen Kompetenzen jedoch präventiv handeln können.
Für Spezialisierungen ist die konzeptionelle Einbettung entscheidend
Entscheidend ist, wie die Profilierungen in die Studiengänge eingebettet sind. Die Inhalte der Ausbildung gestalten sich vernetzend und in konsistenter Logik. Sie stehen in enger Verbindung mit den Inhalten des Masterstudiengangs in Schulischer Heilpädagogik, sodass dieser die Profilierungen ergänzt.
Spezialisierungen entfalten ihr Potenzial, wenn sie gemeinsam verantwortet werden
Heilpädagogische Profilierungen sind dann erfolgreich, wenn die Institute der Regel- und Sonderschulausbildung kooperieren. Damit nehmen sie die Realitäten des Berufsfelds auf: Sie setzen die Zusammenarbeit von Regel- und Heilpädagogik exemplarisch um. Die Studierenden lernen, dass beide Berufsgruppen gemeinsam für eine erfolgreiche Gestaltung der schulischen Integration und Inklusion verantwortlich sind.
Spezialisierungen sind dann erfolgreich, wenn sie als solche ausgewiesen werden
Mit Spezialisierungen kann auf den zunehmenden Bedarf an heilpädagogischen Kompetenzen reagiert werden
Die angehenden Primarlehrpersonen mit Bachelor Primarstufe+ haben sich für das betreffende Angebot entschieden, weil sie sich angesichts herausfordernder Unterrichtssituationen vertieft mit den Möglichkeiten zur Förderung auseinandersetzen möchten. Sie schärfen so ihr persönliches Profil als Regelklassenlehrperson. Dasselbe gilt für Studierende, die den Master S1+ wählen. Von dieser Expertise profitieren auch die Schulen als Ganzes, weil die Absolvierenden ihr Spezialwissen in die Kollegien einbringen.
Heterogenität verlangt Brücken
Eine Schule der Vielfalt benötigt auch vielfältige Ausbildungsmodelle. Der Bachelor Primarstufe+ kann als strukturelle Weiterentwicklung der Primarlehrpersonenausbildung betrachtet werden sowie als Beitrag an eine differenzierte und notwendige Diskussion über die Lehrpersonenbildung von morgen.
Brückenbauer: Bachelor Primarstufe +
Mit dem Bachelor Primarstufe+ erwerben Studierende der Primarstufe heilpädagogisches Wissen, welches sie befähigt, auf der Primarstufe heilpädagogisch kompetent zu handeln - während des Unterrichts. In dieser übergeordneten Zielsetzung wird deutlich, dass es sich um eine stufenbezogene Spezialisierung handelt.
Das Ausbildungsmodell Bachelor Primarstufe+ konzentriert sich auf die Planung, Durchführung und Auswertung von Unterricht in den Fächern Mathematik und Deutsch sowie in weiteren ausgewählten Fächern. Auch die Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams wird akzentuiert.
Inhaltlich konzentrieren sich die Angebote am Institut Primarstufe auf die integrative Arbeit von Lehrpersonen. Zudem absolvieren sie ein Praktikum mit heilpädagogischem Schwerpunkt und schreiben ihre Bachelorarbeit mit einem entsprechenden Fokus.