Jubiläen sind ein guter Moment, um zurückzublicken. Bei der PHBern ist die laufende Veränderung seit der Gründung das zentrale Merkmal. Am Jahresmedienanlass, der diesmal an der Schule Spitalacker/Breitenrain in Bern stattfand, nannte Rektor Martin Schäfer zwei Beispiele: "Zum einen haben wir heute viel mehr Studierende. 1060 Neueinschreibungen wie im laufenden Jahr* gab es noch nie, und auch die 766 Abschlüsse 2024 sind eine Rekordmarke.” Zum andern würden mittlerweile 72 Prozent der rund 3200 Studierenden zugleich an Schulen unterrichten. “Dass sich beides miteinander verbinden lässt, ermöglichen wir mit flexiblen Studienangeboten, individuell gestalteten Praktika und persönlichen Beratungen.”
Ein wichtiger Beitrag gegen den Lehrpersonenmangel – aber Schäfer betonte: “Die Tätigkeit an Schulen muss immer zuerst im Zeichen des Praxisbezugs und des Sammelns von Erfahrungen stehen – und sollte nicht zu Lasten des Studiums gehen.”
Zu den zentralen Entwicklungen der Pädagogischen Hochschule gehören zudem die vielfältigeren Zugangswege zu den Grundausbildungen sowie die zunehmend massgeschneiderten Weiterbildungen. Fazit: Für den Rektor ist die Pädagogische Hochschule am Puls der Zeit und nicht mehr aus der bernischen Bildungslandschaft wegdenken. Warum? “Weil wir bei der Aus- und Weiterbildung fast alles aus einer Hand bieten, die Studierenden insgesamt zufrieden sind und wir bei Politik und Verwaltung Rückhalt geniessen.”
Offen, lernorientiert, gemeinschaftlich
Nicht geändert hat sich im Laufe der Zeit das von-, für- und miteinander Lernen: von der PHBern für und mit Partnerinstitutionen und Schulen sowie von den Schulen untereinander. Der Austausch im Sinne des gemeinsamen Wegs wird künftig noch wichtiger. Mit der neuen strategischen Ausrichtung für die Jahre 2026 bis 2033 stellt die PHBern dafür die Weichen. Sie will sich nach den drei Leitprinzipien Offenheit, Lernorientierung und Gemeinschaftlichkeit weiterentwickeln.
Hintergrund ist, dass Vorhersagen über die Welt in zehn oder zwanzig Jahren immer schwieriger werden. "Doch wir wollen voran- und vorausgehen. Deshalb wirken sich die drei Prinzipien als Leitsterne vor allem darauf aus, WIE wir als Hochschule handeln – und weniger darauf, WAS wir tun”, erklärte der Rektor. Mit dem Ziel, die Schlüsselfrage für die zukunftsfähige Schule zu beantworten: “Wie können wir Lehrpersonen befähigen, Kinder und Jugendliche auf eine Gesellschaft vorzubereiten, die von Diversität, Digitalität und Nachhaltigkeit geprägt ist?”
Was Offenheit, Lernorientierung und Gemeinschaftlichkeit bedeuten, erhellt sich am Beispiel der 70 Partnerschulen. Für eine praxisnahe Ausbildung arbeiten die Institute der PHBern eng mit Kindergärten oder Schulen zusammen, die das Interesse an der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen oder Heilpädagoginnen und -pädagogen teilen. Diese Zusammenarbeit ist für die Weiterentwicklung der Lehre und die laufende Anpassung der Studienpläne an die Anforderungen des Lehrberufs essenziell. Die Partnerschulen profitieren umgekehrt von Impulsen für die Weiterentwicklung des Unterrichts und der Qualitätssicherung durch die Kooperation. Und sie können freie Pensen mit Lehrpersonen besetzen, welche sie schon von den Praktika kennen.
Pädagogik der Vielfalt
Zu den Partnerschulen in der Stadt Bern gehört seit 2019 die Schule Spitalacker/Breitenrain. Christian Stauffer, Co-Schulleiter für die 5. bis 9. Klassen, erläuterte den Medienschaffenden das Konzept des neuen Schulhauses. “Es geht dabei um eine Pädagogik der Vielfalt. Die neuen Räumlichkeiten ermöglichen ein vielfältigeres, selbständigeres Lernen, auch ausserhalb des Klassenzimmers.” Eine Sicht, die Andrea Zeller und Ingrid Walker als Co-Präsidentinnen des Elternrats Spitalacker/Breitenrain teilen. Sie erachten wechselnde Lern- und Spielumgebungen sowie unterschiedliche Lernmedien und Unterrichtsorte als wichtig, um auf individuelle Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen einzugehen.
Ein zweites Beispiel für den Weg zur zukunftsfähigen Schule sind die Blockzeiten. Die vom Elternrat lancierte Diskussion darüber mündete in eine enge Zusammenarbeit mit den Schulverantwortlichen. Denn wichtig war, dass alle Beteiligten und Betroffenen früh einbezogen wurden und hinter dem Projekt stehen. Im Spitalacker/ Breitenrain haben nun alle Schülerinnen und Schüler unter der Woche am Morgen von 8.00 Uhr bis 12.15 Uhr fünf Lektionen. Dies harmonisiert die Schulzeiten, kommt dem Biorhythmus der Jugendlichen entgegen und erleichtert den Eltern die Vereinbarkeit von Familie und Berufstätigkeit. Zusätzlich schaffen die kürzeren Unterrichtsnachmittage mehr Freiräume für Freizeitaktivitäten und Hobbys. “Alles zusammen führt zu einem ruhigeren, stressfreieren und somit angenehmeren Schulklima”, bilanzierte Christian Stauffer die Erfahrungen.
11 Stunden, 5 Tage, 50 Wochen
Der Wandel zeigt sich drittens auch durch die Zusammenführung von Unterricht und Betreuung, unter anderem dank der Blockzeiten. “Unsere Schule ist für die Kinder und Jugendlichen von Montag bis Freitag von 7 bis 18 Uhr da, und zwar während 50 Wochen im Jahr”, so der Co-Schulleiter. Im Rahmen der Ganztagesstrukturen sei ein Verhaltenskodex entstanden, der gleichermassen für die Unterrichts- und Betreuungszeiten gilt. "Synergien lassen sich auf weiteren Ebenen nutzen, etwa durch gemeinsame Weiterbildungen der Lehr- und Betreuungspersonen."
Die Co-Präsidentinnen des Elternrats sehen in der neuen Lösung mehrere Vorteile: “vor allem weniger Bezugspersonen, kleinere Betreuungsgruppen und einen fliessenden Übergang von Unterricht zu Betreuung”. Besonders freut sie die geplante Fortsetzung des Austauschs mit der Schulleitung zur Fortentwicklung des Modells.
* Die am heutigen Medienanlass kommunizierten Anmeldungen für 2025 sind provisorisch (Stand: 1. September), da die definitiven Zahlen für das Herbstsemester erst per 1. Dezember vorliegen. Mehr zum Thema unter www.phbern.ch/statistiken.