"Die herzlichen Gesten der Kinder geben mir viel zurück"

Céline Graf (21) aus Worb bildet sich an der PHBern zur Primarlehrerin aus. Zuvor hat sie eine KV-Lehre und danach ein Praktikum an einer heilpädagogischen Schule absolviert. Dort hat sie Feuer gefangen für die pädagogische Tätigkeit, die sie nun in Studium und Arbeit weiterführt. Hier gewährt Céline Graf Einblick in ihren Werdegang.
Image
CélineGraf
NEWS —

Nach Abschluss der obligatorischen Schule freute ich mich darauf, praktische Erfahrungen in der Berufswelt zu sammeln. So entschied ich mich, das KV zu absolvieren. Bereits bei der Lehrstellensuche war es mir wichtig, mich in einer Institution auszubilden, die auch soziales Engagement zeigt. So bin ich damals bei der Erziehungsdirektion in Bern gelandet und habe dort meine KV-Lehre mit Berufsmaturität absolviert. Schon während der dreijährigen Lehrzeit habe ich festgestellt, dass mir im Büro der direkte Kontakt mit Menschen zu kurz kommt. Die Arbeit mit Computer, Telefon und E-Mail ist jedenfalls nicht dasselbe, wie wenn man direkt mit Menschen zu tun hat und spontane Rückmeldungen erhält.

Dieses lebendige, auch überraschende Element zwischenmenschlicher Kommunikation kam für mich in der Administrationsarbeit zu kurz. So habe ich nach dem Lehrabschluss entschieden, ein Praktikum in einer heilpädagogischen Schule anzuhängen, in Steffisburg. Die Arbeit mit den Kindern hat es mir sehr angetan, gerade auch im Kontrast zu meiner vorherigen Tätigkeit im Büro. Wir sind von den Ressourcen jedes einzelnen Kindes ausgegangen und haben ihnen auf dieser Basis wichtiges Rüstzeug für die selbstständige Bewältigung des Alltagslebens mitgegeben.

Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben oder Rechnen ebenso wie lebenspraktische Tätigkeiten. Dieser pädagogische Ansatz hat mir sehr imponiert. Meine Arbeit gestaltete sich überaus abwechslungsreich: Ich konnte meine eigenen Ideen im Unterricht umsetzen, und neben der Zeit im Klassenzimmer haben wir mit den Kindern viele Ausflüge unternommen, in die Badi oder in die Kletterhalle. Dann kam Corona, und die Schulen haben im Lockdown ihre Tore geschlossen. So habe ich zwei Monate zu Hause verbracht und hatte plötzlich viel Zeit, mir Gedanken über meine Zukunft zu machen.

Meine geplanten Reisen und Sprachaufenthalte fielen ins Wasser. Schliesslich habe ich mich spontan dazu entschieden, wieder in meinen gelernten Beruf einzusteigen. Beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation des Bundes trat ich eine Stelle im Abteilungssekretariat an, wiederum in Bern. Wiederum im Bildungssektor. Und wiederum umgeben von Stehpult, Computerbildschirm und Kaffeemaschine. Die Tätigkeit in der Administration hat ihre Vorzüge, doch habe ich beim Wiedereinstieg insbesondere die abwechslungsreiche Lern- und Spielzeit mit den Kindern vermisst.

Die Arbeit mit den Kindern hat es mir sehr angetan, gerade auch im Kontrast zu meiner vorherigen Tätigkeit im Büro. Meine Arbeit gestaltete sich abwechslungsreich: Ich konnte meine eigenen Ideen im Unterricht umsetzen, und neben der Zeit im Klassenzimmer mit den Kindern Ausflüge unternehmen.
Céline Graf  -  Studentin PHBern

Da wurde mir klar, dass mein Weg definitiv in den pädagogischen Bereich führen muss. Parallel dazu habe ich begonnen, mich auf die Ergänzungsprüfungen an der PHBern vorzubereiten, für ein Studium zur Primarlehrperson. Nach bestandenem Examen bin ich nun Studentin an der PH. Die Ausbildung ist sehr abwechslungsreich und bietet eine gute Balance zwischen erziehungswissenschaftlicher Theorie und fachdidaktischer Praxis. Wir verbringen Zeit im Seminaroder Vorlesungssaal, aber auch in der Turnhalle, im Werkraum oder im Musikzimmer. Die Verknüpfung von Theorie und Praxis scheint mir sinnvoll und gewinnbringend, gerade für die Arbeit als Lehrerin.

Ich habe das Glück, schon während des Studiums einen Vormittag lang im Zyklus 2 an einer Primarschule im Kiesental unterrichten zu dürfen. Das ermöglicht mir wertvolle Berufspraxis als Lehrperson, ohne deshalb auf mein Vollzeitstudium verzichten zu müssen. Klar, das kann ziemlich anstrengend sein, gerade in der Prüfungszeit. Meist bleibt in der Pause keine Zeit für einen Kaffee im Lehrerzimmer, weil ich mich bereits auf die nächste Lektion vorbereite. Gleichzeitig weiss ich, dass ich als Lehrperson den Kindern viel Wertvolles für ihr Leben in den Rucksack mitgeben kann. Das motiviert mich in meiner Tätigkeit und bereichert den zuweilen anstrengenden Arbeitsalltag.

Mittlerweile habe ich gelernt, wie ich abschalten und meine Batterien wieder aufladen kann: indem ich mich mit Freundinnen und Freunden treffe, um in der Aare zu schwimmen, gemeinsam zu brunchen und zu plaudern. Auch gehe ich gerne auf Wanderungen in den Bergen. Darüber hinaus bin ich Leiterin bei der Jugendriege im Turnverein. Zurzeit studieren wir eine Tanzperformance für den Abschlussabend des Vereins ein. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen bereitet mir viel Freude. Bereits kleine, herzliche Gesten geben mir viel zurück.

Aufgezeichnet von Lukas Tschopp