Ein Gewinn für alle: im Tandem zum Kindergartenstart

Nia Vogel arbeitete im August/September 2021 drei Wochen lang als Klassenhilfe im Kindergarten von Livia Drammeh in Bümpliz. Die PHBern-Studentin wollte den Start ins neue Schuljahr ohne Druck erleben und kam dabei voll auf ihre Rechnung.
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Nia Vogel und Livia Drammeh im KLassenzimmer
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In den Gemeinden Bern, Burgdorf, Konolfingen und Thun nehmen pro Jahr mehr als 60 Studierende der PHBern am dreiwöchigen Projekt "Im Tandem zum Kindergartenstart" teil. Sie werden als Klassenhilfen engagiert, dabei entlohnt und bekommen spannende Einblicke in die Welt des Kindergartens. Die meisten angehenden Lehrpersonen machen den Stage unmittelbar vor dem eigentlichen Start ins Studium. Ganz anders Nia Vogel, die Teilzeit studiert und für die Teilnahme am Projekt den Zeitpunkt zwischen dem vierten und fünften Semester gewählt hatte. Sie sagt begeistert: "Für mich war es ein Bonuspraktikum!" Dies wegen der grundlegenden Erfahrungen, die sie sammeln konnte, und weil die Teilnahme am Projekt nicht ans Studium anrechenbar ist.

Der Start ins neue Schuljahr sollte nicht fehlen

"Im Verlauf des Studiums habe ich gemerkt, dass ich kein einziges Praktikum zu Beginn eines Schuljahres haben würde. Ich wollte diese Phase aber unbedingt eins zu eins miterleben, darum habe ich mich entschieden, beim Projekt ‹Im Tandem zum Kindergartenstart› mitzumachen", erzählt Nia Vogel. Für diesen Artikel ist sie acht Monate nach dem Stage zurück in den Kindergarten Kleefeld 1 nach Bümpliz gekommen, um mit Livia Drammeh Bilanz zu ziehen. Seit ihrer Diplomierung vor neun Jahren ist Drammeh im Westen von Bern als Lehrperson für den Kindergarten tätig. Bisher hatten sie und ihre Kollegin den Start ins neue Schuljahr immer ohne Klassenhilfe geschafft.

Antworten aus der Praxis und Vorlagen für Elternbriefe

Im August 2021 war dies ganz anders: "Meine Schulleitung hatte mich auf das Projekt der PHBern aufmerksam gemacht. Als ich Nia vor den Sommerferien zum ersten Mal traf, merkte ich sofort, dass es mit uns klappen würde", schaut Livia Drammeh ein Jahr zurück und spricht von einer Win-win-Situation. Die Kinder hätten von Nia und ihrer anpackenden Art profitiert, weil in den ersten Wochen zwei Augen und Ohren einfach zu wenig seien. Sie selbst habe durch die Entlastung und die guten Gespräche ebenfalls einen grossen Gewinn gehabt und gemerkt, dass ihre Tandem-Partnerin ein enormes Interesse an der Arbeit im Kindergarten mitbringe, sagt die Pädagogin.

Wie plane ich den Start ins neue Schuljahr? Wann muss ich die Eltern informieren? Wie gehe ich mit Kindern um, die zum ersten Mal ausserhalb ihrer Familie sind?
Nia Vogel  -  Teilzeitstudentin PHBern

Zudem habe sie der Studentin viele Antworten auf brennende Fragen geben können. Wie plane ich den Start ins neue Schuljahr? Wann muss ich die Eltern informieren? Wie gehe ich mit Kindern um, die zum ersten Mal ausserhalb ihrer Familie sind? Auf diese und viele weitere Fragen bekam Nia Antworten aus der Praxis und einen grossen Fundus von Ideen und Briefvorlagen. "Ich bin jetzt absolut sicher, dass ich den Start ins Kindergartenjahr schaffen werde", freut sich Nia Vogel im Rückblick aufs Tandemprojekt. Geschätzt hat sie auch, dass sie den Stage ohne jeden Leistungsdruck machen konnte, da die drei Wochen nicht Bestandteil des Studiums sind. "Auch zur Art und Weise, wie ich als Lehrperson auftreten will, habe ich viele Anregungen von Livia erhalten", ergänzt die PHBern-Studentin, die vor Beginn ihres Studiums an der PHBern vier Semester Erziehungswissenschaft studiert hatte. Livia Drammeh sei sehr strukturiert unterwegs, kommuniziere klar, und die Kinder wüssten immer, woran sie seien. Genauso möchte sie selbst auch auftreten. Dies sei ihr in den nachfolgenden Praktika auch immer besser gelungen, sagt Nia Vogel.

Beziehung ist wichtig, klare Regeln auch

Im Gespräch mit beiden Frauen wird klar, dass ihnen die Beziehungen zu den Kindern ganz wichtig sind, sie diese aktiv gestalten wollen und dass das Leben im Kindergarten nach klaren Regeln ablaufen soll, an denen sich die Kinder orientieren können. "In Bümpliz stammen die Kinder aus vielen verschiedenen Kulturen. Dies ist sehr spannend, ebenso herausfordernd und gefällt mir sehr", sagt Livia Drammeh. Manche Kinder seien kleine Prinzessinnen oder Prinzen, denen die Eltern die meisten Probleme aus dem Weg räumten. Hier solle der Kindergarten einen Kontrapunkt setzen und ein Ort sein, wo die Jungs und Mädchen ganz viel lernen könnten, etwa im Umgang mit anderen Kindern, aber auch in vielen anderen Bereichen. Beim Start ins Kindergartenjahr sei die Arbeit als Lehrperson besonders intensiv, umso mehr könne den Studierenden geboten werden und umso mehr könnten auch alle Beteiligten von der zusätzlichen Person im Kindergarten profitieren. "Genau so ist es", sagt Nia Vogel und rät allen, die nach ihrer Diplomierung am Kindergarten unterrichten wollen, während ihres Studiums drei intensive und enorm lehrreiche Wochen beim Kindergartenstart zu erleben. Dies sei vor dem Start ins Studium möglich, später aber mindestens ebenso wertvoll.