Interview: Barbara Ryser; Bild: zvg
Lehrerin bin ich geworden, weil...
es ein äusserst sinnstiftender Beruf ist. Die Volksschule ist an sich ein wichtiger und einzigartiger Ort: Alle Menschen einer gewissen Altersspanne kommen an ihrem Wohnort in der Schule zusammen. Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichsten Geschichten lernen gemeinsam mit- und voneinander. Das allein ist grossartig und bietet ein Potenzial, das die Schule auch zu nutzen weiss.
Neben dem universellen Auftrag, Kinder und Jugendliche auf dem Weg zu ihrer Mündigkeit zu begleiten, muss sich die Schule auch laufend anpassen, flexibel sein, sich weiterentwickeln und öffnen.
Dieses Umfeld ist höchst interessant für mich: Als Lehrerin bin ich selbst dauernd am Lernen. Wenn ich z.B. denke, wie viele Muttersprachen an unserer Schule gesprochen werden und wie viele unterschiedliche Geschichten und Ressourcen unsere Kinder und Jugendlichen, mit denen ich täglich im Kontakt bin, mitbringen, empfinde ich es als Privileg und schöne Herausforderung, diese während drei Jahren in ihrem Lernen und auf dem Weg ins Leben nach der Volksschule begleiten und auch von ihnen lernen zu dürfen.
Schliesslich haben wir innerhalb der gesetzlichen und von der Schule definierten Rahmen viele Freiräume und können sehr kreativ arbeiten. Ich denke hier z.B. an die Gestaltung des Unterrichts in Absprache und Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen oder an das Planen von kulturellen und grossangelegten Schulanlässen sowie ausserschulischen Begegnungen. Als Schulleiterin habe ich zudem noch mehr Möglichkeiten, die Schule zu gestalten und auf ihre längerfristige Ausrichtung Einfluss zu nehmen. Es ist ein sehr lebendiges Berufsfeld, mit dem ich dauernde Entwicklung und eine grosse Leidenschaft verbinde.
Meine Motivation für den Lehrgang war...
mein Wunsch, meine Arbeit als Schulleiterin mit einem weitergefassten Wissen zu Management, Bildungsprozessen und Bildungspolitik zu unterlegen, damit ich gut gerüstet bin für Veränderungsprozesse, die wir als Schule angehen werden. Zuvor habe ich den CAS Schulqualität und Schulentwicklung besucht. Ich konnte sehr von diesem Lehrgang profitieren und wollte mein Wissen noch vertiefen, deshalb bin ich dann quasi "gleitend" in den MAS Bildungsmanagement eingestiegen.
Den Lehrgang zeichnet aus meiner Sicht aus, dass...
hochkarätige Dozierende aus Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung den Horizont dafür öffnen, was Bildung sein kann und welche Implikationen sich daraus für die Steuerung von Bildungsprozessen und weitere Aspekte des Bildungsmanagements ergeben. Zugleich wird im Lehrgang viel Wert daraufgelegt, dieses Wissen mit der eigenen Berufspraxis zu verbinden und konkret umzusetzen, etwa in Gruppenarbeiten, Coachings und eigenen Vertiefungsarbeiten. Der Lehrgang macht also kompetent!
Mein persönliches Highlight im Lehrgang bisher war...
einerseits die Kurstage zum Verhandeln mit Prof. Roland Reichenbach. Er hat uns zu Beginn versichert, er werde uns nicht beibringen, wie man gut verhandle, sondern er werde hoffentlich dazu beitragen, dass wir ein besseres Verständnis der Phasen und Merkmale des Verhandelns gewännen. Dieser einfachen Aussage liegt ein wesentliches Bildungsverständnis zu Grunde: Bildung ist keine Anleitung zum "richtigen Weg", wie wir sie in der Flut von Ratgeberliteratur angepriesen bekommen, sondern im Wesentlichen das Bemühen darum, etwas besser zu verstehen, um dadurch befähigt zu werden, eigene Schlüsse für unser Handeln abzuleiten.
Andererseits war das Development Center ein Highlight: An zwei Tagen wurden wir von Assessorinnen und Assessoren in verschiedenen Aufgaben, die unserem Berufsalltag nachempfunden waren, beobachtet. Anschliessend erhielten wir einen umfangreichen und detaillierten Auswertungsbericht sowie ein massgeschneidertes Coaching über einen längeren Zeitraum hinweg – für mich eine optimale Gelegenheit, an meinem persönlichen Kompetenzprofil zu arbeiten.
Aus dem Lehrgang habe ich als Erstes…
das erworbene Wissen zum Projektmanagement sowie zu Bildungstrends umgesetzt. Wir arbeiten zurzeit an einem grösseren Schulentwicklungsprojekt und wenden agile Arbeitsweisen an. Für das Projekt sind eine gute Kommunikation gegen aussen und die Vernetzung mit verschiedenen Anspruchsgruppen wichtig. Ich fühle mich nun deutlich kompetenter, mögliche Verhandlungssituationen im Zusammenhang mit dem Projekt vorzubereiten und weiss, wie wichtig es ist, Betroffene zu Beteiligten zu machen.
Den Lehrgang würde ich weiterempfehlen, weil…
er bildet. Man nimmt sich Zeit, das Bildungssystem, Bildungs- und Managementprozesse sowie Innovation aus einer Metaperspektive zu betrachten. Zudem kann man stark von der Expertise der Dozierenden und den anderen Kursteilnehmenden profitieren. Weiter lernt man auch, indem man etwas tut: die Gruppen- und Einzelarbeiten ermöglichen einen Transfer in die eigene Berufspraxis. Schliesslich regt der Lehrgang zu einer ehrlichen Selbstreflexion an und ermöglicht, zielorientiert an persönlichen Schwerpunkten zu arbeiten.